Rund die Hälfte der Quereinsteiger, die sich an der Pädagogischen
Hochschule Nordwestschweiz (PH) zur Lehrkraft ausbilden lassen, wünschen sich
eine stärkere Ausrichtung auf die Unterrichtspraxis. Dies geht aus einer
Studienbefragung des Bildungsraums Nordwestschweiz hervor. Den Bildungsraum
Nordwestschweiz bilden die Kantone Basel-Stadt, Baselland, Aargau und
Solothurn.
Befragt
wurden Studierende des ersten bis fünften Semesters, die das Studienprogramm für
erfahrene Berufsleute absolvieren – sogenannte Quereinsteiger. Mit einer
Rücklaufquote von 61 Prozent ist die Umfrage repräsentativ. Insgesamt machen
die Studierenden beim Einstieg in den Lehrerberuf sehr unterschiedliche
Erfahrungen.
Für Lehrerausbildung mit mehr Praxis, Basler Zeitung, 9.4. von Thomas Dähler
Die
Kritik an der zu schwachen Ausrichtung auf die Unterrichtspraxis deckt sich
mit früheren Einschätzungen bei den Normal-Studiengängen. Im Herbst 2013 war
bei einer Befragung von Mitarbeitenden an der PH herausgekommen, dass zwei
Drittel den zu hohen Forschungsanteil an den Studiengängen kritisieren. Vor
einem Jahr hatte in der Folge der Ausschuss des Fachhochschulrats verlangt,
dass die PH ein verändertes Konzept für den Praxisbezug erarbeitet. Bezüge zur
Praxis dürften «nicht bloss zufällig auftreten», hielten die Fachleute fest.
Die PH wurde beauftragt, bis Ende 2014 strategische Empfehlungen vorzulegen.
Die
jüngste Umfrage bei den Quereinsteigern bestätigt, dass das Anliegen dringlich
ist. Ein Viertel der Studierenden des dritten und fünften Semesters gab an,
dass der Berufseinstieg für sie schwierig gewesen sei, was «mit der mangelnden
Unterstützung beim Einstieg in die Berufspraxis oder dem hohen Arbeitsaufwand»
begründet ist, wie es in der Zusammenfassung der Umfrageergebnisse heisst, die
die vier Kantone den Studierenden zustellten. Nahezu ein weiteres Viertel der
Studierenden berichten von «gemischten Gefühlen». Nur zwischen einem Drittel
und der Hälfte haben den Berufseinstieg durchwegs positiv erlebt.
Die
vom Fachhochschulrat verlangte Aufwertung der Bezüge zur Praxis sind bei der PH
gut aufgenommen worden, erklärte Kommunikationsleiter Christian Irgl der BaZ.
Die Empfehlungen bestätigten die laufenden Entwicklungen und würden «in den
Strategieprozess integriert». Zur Erneuerung der Studiengänge auf
gesamtschweizerischer Ebene ist zurzeit ein sogenannter
Reakkreditierungsprozess im Gang. Dabei sei beabsichtigt, besonderes Gewicht
auf die Theorie-Praxis-Bezüge zu legen. Vorgesehen ist, wie Irgl sagt, «das
erfolgreiche Partnerschulmodell mit immersiven Praktika auszubauen».
Zurzeit
hat die PH Nordwestschweiz bei den Bildungsdepartementen und den Verbänden
Stellungnahmen eingefordert, die ebenfalls in die Konzeption der Studiengänge
einfliessen sollen. Der Reakkreditierungsprozess werde 2017 abgeschlossen sein,
teilte die PH der BaZ mit.
In
der Zusammenfassung der Umfrageergebnisse bei den Quereinsteigern heben die
vier Nordwestschweizer Kantone die für die PH günstigen Teile der
Umfrageergebnisse hervor. So würden gegen 60 Prozent der Befragten im dritten
und fünften Semester von einer problemlosen Stellensuche berichten, obwohl die
gegenwärtigen Strukturänderungen in den Kantonen dies eigentlich erschweren,
heisst es. Fast ein Drittel der Studierenden gebe an, den Berufseinstieg
«durchwegs positiv» erlebt zu haben.
«Tendenziell
positives Bild»
Der
Vergleich mit anderen Rückmeldungen bestätige «das tendenziell positive Bild».
«Das Studienprogramm für erfahrene Berufspersonen ist anspruchsvoll, da es auf
einen anspruchsvollen Beruf vorbereitet», wird in dem Ergebnisbericht
präzisiert. Und: «Es gibt wie in den Vorjahren keinerlei Hinweise darauf, dass
es mit erfahrenen Berufspersonen im Lehrberuf zu unverhältnismässig schwierigen
Situationen in den Schulen kommt.»
Die
Ergebnisse der Umfrage bei den Quereinsteigern wurden auch nicht öffentlich
vorgestellt. Der Bildungsraum Nordwestschweiz kommuniziert seit einiger Zeit
sehr zurückhaltend. Auf der Homepage wurde letztmals im Juni 2014 eine
Mitteilung veröffentlicht.
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