Alternative für zweite Aufsichtsperson gefunden? Bild: Chris Iseli
Schulschwimmen: Neue Geräte könnten eine Aufsichtsperson ersetzen, Basellandschaftliche Zeitung, 18.4. von Benjamin Wieland
Spätestens ab
Sommer gilt im Schulschwimmen an vielen Primarschulen im Baselbiet das
Vier-Augen-Prinzip. Zwei Personen müssen dann jeweils die Kinder im Becken
beobachten: eine Lehr- und eine Aufsichtsperson. Geht es nach drei Politikern,
so wären es nur ein Lehrer – und ein Computer.
Geräte, die
Ertrinkende erkennen können, sind schon vielerorts im Einsatz. Und sie tragen
den Segen der eidgenössischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). Die
GLP/BDP-Fraktion im Allschwiler Einwohnerrat fordert nun per Postulat den
Gemeinderat dazu auf, die Anschaffung solcher Apparaturen zu prüfen. Denn sie
kämen günstiger als bezahlte Begleiter – ohne Einbussen bei der Sicherheit.
«Diese Geräte
arbeiten – im Gegensatz zu Aufsichtspersonen – ermüdungsfrei und amortisieren
sich (...) innert kürzester Zeit», heisst es im Vorstoss. Die elektronischen
Badmeister würden einmalig rund 250'000 Franken kosten, rechnet die
GLP/BDP-Fraktion vor, die Begleitpersonen jedoch rund 200'000 Franken pro Jahr.
Die BfU
empfiehlt drei Überwachungssysteme, die entweder mit Kameras, mit Druckmessern
am Arm oder einer Kombination beider Verfahren arbeiten. Befindet sich ein Kind
ungewöhnlich lang unter Wasser, schlägt das Gerät Alarm.
Allschwil hält an Begleitern fest
Die Überwacher
heissen «Poseidon», «Argusmatik» oder «Blue Fox». Der Allschwiler Gemeinderat
will keines der drei. «Der Schulrat ging der Sache schon vor dem Vorstoss der
GLP/BDP-Fraktion nach», sagt die für die Schulen zuständige Gemeinderätin
Franziska Pausa (SP). «An den Produkten ist grundsätzlich nichts auszusetzen.
Doch wir sind zum Schluss gekommen, dass eine Begleitperson die bessere Lösung
darstellt, da diese den Überblick über die gesamte Gruppe behalten und
eingreifen kann – das leistet kein elektronisches System.»
Der Gemeinderat
hat das im Februar eingereichte Postulat noch nicht offiziell beantwortet. Die
Schulleitung und der Schulrat Kindergarten und Primarschule Allschwil jedoch
haben gestern bekannt gegeben, dass «ausgebildete Schwimmlehrpersonen» die
Klassen begleiten werden, dies vorerst als Pilotprojekt für alle 1. und
2. Klassen mit mehr als 16 Schülern. Ein definitives Konzept folge.
Jérôme Mollat,
Präsident der GLP/BDP-Fraktion, ist über die ablehnende Haltung der
Gemeindebehörden nicht glücklich. «Wenn bereits erprobte und BfU-zertifizierte
Sicherheitssysteme vorliegen, sollten diese unbedingt in Betracht gezogen
werden», teilt er der bz mit. «Dies umso mehr, als die Investition schon nach
kurzer Zeit deutlich günstiger zu stehen kommt als der ansonsten erforderliche
Personalaufwand für zusätzliche Begleitpersonen.»
Kanton kennt System nicht
Das kantonale
Amt für Volksschule (AVS) schliesst elektronische Sicherheitssysteme nicht
explizit aus – diese sind ihm gar nicht bekannt, wie es einräumt. AVS-Leiter
Markus Stauffenegger schreibt: «Das AVS hat nicht den Auftrag,
Sicherheitssysteme zu kennen, zu evaluieren oder gar zu empfehlen. Solches ist
der Fachexpertise dafür zuständiger Experten oder Organisationen zu
überlassen.» Das bedeutet: Die Schulen können in dieser Angelegenheit selber
entscheiden. In der Broschüre «Wassersicherheit für die Volksschule» vom Juni
2014 empfiehlt das AVS eine «zusätzliche Begleitperson» oder «andere Lösungen».
Eine
elektronische Lösung käme wohl noch günstiger als von der GLP/BDP vermutet. Die
Firma Deep Blue, die weltweit das Armband-System Blue Fox vertreibt, schreibt,
sie biete 20er-Sets ihrer Armband-Sensoren für Schulen an. Kostenpunkt pro Set:
rund 5000 Franken.
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