28. Februar 2015

Pulver übernimmt Sonderschul-Dossier

Im Kanton Bern soll es vorwärts gehen mit dem Sonderschulkonzept. Erziehungsdirektor Bernhard Pulver hat die Entwicklung nun von seinem Amtskollegen Perrenoud von der Gesundheits- und Fürsorgedirektion übernommen.




Die Strategie Sonderschulung soll bis 2016 stehen, Bild: Beat Mathys

Sonderschulen: Jetzt will Pulver vorwärtsmachen, Berner Zeitung, 26.2. von Sandra Rutschi


Seit fünf Jahren soll eine Strategie für die Sonderschulung erarbeitet werden. Doch unter der Federführung der Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) kam das Vorhaben nur schleppend voran. Nun lässt die Einladung zu einer Informationsveranstaltung für Beteiligte aufhorchen. Denn diese ist nicht von Gesundheits- und Fürsorgedirektor Philippe Perrenoud (SP), sondern von Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne) unterzeichnet.
Erwin Sommer, Vorsteher des Amtes für Kindergarten, Volksschule und Beratung, bestätigt, dass die Erziehungsdirektion (ERZ) mittlerweile für die Strategie Sonderschulung zuständig ist. Wie zuvor arbeiten GEF und ERZ bei dem Vorhaben zwar zusammen – den Lead hat nun aber Pulver. Die Erziehungsdirektion sei an einer Klausur von verschiedenen Kreisen dazu aufgefordert worden, den Vorsitz zu übernehmen, sagt Sommer, worauf Perrenoud und Pulver «dies gemeinsam vereinbarten und umsetzten».
Auf der langen Bank
Dem Vernehmen nach wurde sowohl verwaltungsintern als auch vonseiten diverser Behindertenorganisationen ein Wechsel gefordert. Insider begrüssen es, dass dieser nun vollzogen ist – mit Pulver an der Spitze gehe es zügiger voran, und bei der ERZ sei das Geschäft thematisch sowieso am besseren Ort, so der Tenor.
Dass die Strategie stockte, zeigt ein Blick auf die letzten Jahre: Bereits 2007 wurde im Grossen Rat eine Motion überwiesen, wonach die gesamte Bildung – auch die Sonderschulen – in der Erziehungsdirektion zusammenzufassen sei. Drei Jahre später traten Perrenoud und Pulver vor die Medien und verkündeten, in der Strategie Sonderschulung ein Sonderpädagogikkonzept zu erarbeiten, wie dies auch die Bundesverfassung seit 2008 für die Kantone vorsieht.
Die Regierungsräte wollten die Schnittstellen zwischen Kindergarten, Volksschule und Sonderschule optimieren, den Beitritt zum Sonderpädagogikkonkordat prüfen und eine neue rechtliche Grundlage erarbeiten. All das hätte zum grössten Teil bis 2012 passieren sollen.
Doch geschehen ist wenig Konkretes: Die bestehende Verordnung ist 2013 durch eine Übergangsverordnung ersetzt worden, welche gilt, bis die Sonderschul-strategie steht. 2013 und 2014 klärte das Alters- und Behindertenamt in einem anderen Zusammenhang den Bestand an Heimplätzen und Angeboten im Rahmen einer Versorgungsplanung ab (siehe Kasten). Diese Informationen fliessen in die Strategie Sonderschulung mit ein.
«Viel Fingerspitzengefühl»
Amtsleiter Erwin Sommer sagt, die ERZ könne auf von der GEF geleistete Arbeit aufbauen. Er geht davon aus, dass die Strategie Sonderschulung im Jahr 2016 steht. «Das Projekt wird nach wie vor Zeit beanspruchen, weil es sehr komplex ist und viel Fingerspitzengefühl erfordert», sagt er. Im März will der Erziehungsdirektor erste Richtungsentscheide vorlegen und später Hearings dazu durchführen, um die Richtungsentscheide falls nötig anzupassen. Dabei dürfte es um die zentralen Fragen gehen, die sich im Zusammenhang mit der Strategie stellen. Dazu gehören die Anstellungsbedingungen für die Lehrkräfte, die im Sonderschulbereich meist tiefere Löhne haben und nicht der kantonalen Pensionskasse angehören. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen