18. Februar 2015

LVB will Schulversuche "von unten her"

Im Bericht der BaZ «Stopp für pädagogische Spielereien an Sek-Schulen» vom 12. Februar über den parlamentarischen Vorstoss, der faktischdie Unterrichtsform der Lernlandschaften in Baselland verunmöglichen würde, wird der Eindruck einer angeblich pauschal ablehnenden Haltung des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland (LVB) zu dieser Unterrichtsform erweckt. Eine solche Schubladisierung des LVB greift zu kurz. Der LVB sieht sich daher veranlasst, seine Positionierung gegenüber Lernlandschaften und anderen alternativen Unterrichtsformen genauer aufzuzeigen.
Lernlandschaften nicht generell abgeneigt, Basler Zeitung, 18.2. von Michael Weiss und Roger von Wartburg


Schulversuche mit neuen Ansätzen sollen auch in Gegenwart und Zukunft möglich sein. Hinter dem Begriff «Lernlandschaften» verbirgt sich eine Vielzahl von Umsetzungsmöglichkeiten, die sich ganz wesentlich voneinander unterscheiden. Es gibt ja auch nicht nur den Frontalunterricht. Und für jede Unterrichtsform gibt es gelungene und misslungene Fallbeispiele. Aus Sicht des LVB sind jedoch – egal ob im Kontext der Lernlandschaften oder jedwelcher anderer Unterrichtskonzepte – die folgenden Punkte zwingend zu beachten:
1. Alternative Unterrichtsmodelle müssen von den involvierten Lehrpersonen aus innerer Überzeugung «von unten her» heranwachsen. Das Verordnen bestimmter Methoden von vorgesetzter Stelle führt nicht zum Ziel, auch dann nicht, wenn ein Teil der betroffenen Lehrerinnen und Lehrer schon so unterrichtet.
2. Keine Methode hat die Berechtigung, zur «einzig wahren» hochstilisiert zu werden. Die Schülerschaft ist heterogen. Das Gleiche gilt für die Lehrerschaft und ihre Unterrichts­praxis. Es gibt verschiedene Arten, ein guter Lehrer oder eine gute Lehrerin zu sein. Zentral ist dabei die Respektierung der Authentizität der einzelnen Lehrkräfte.
3. Handelt es sich um einschneidende Änderungen, müssen die Eltern der schulpflichtigen Kinder umfassend und transparent informiert werden und sich mit den geplanten Neuerungen einverstanden erklären oder eine Wahlmöglichkeit haben.
Der jetzt eingereichte parlamentarische Vorstoss läuft Gefahr, über das Ziel hinauszuschiessen. Wohl ist es richtig, dass der LVB verordnete flächendeckende Einführungen von Lernlandschaften oder anderen alternativen Unterrichtskonzepten an ganzen Schulen ablehnt, weil damit die methodische Freiheit der Lehrerinnen und Lehrer massiv beschnitten würde.
Engagierte Lehrpersonen, die sich aufgrund ihrer spezifischen Schulsituationen dazu entschlossen haben, neue Wege auszuprobieren, werden sich durch den eingereichten Vorstoss jedoch ihrerseits in ihrer beruflichen Freiheit eingeschränkt sehen. Der LVB verteidigt die methodische Freiheit aller Lehrerinnen und Lehrer, die sich um praxistaugliche, altersgerechte und wirksame Unterrichtskonzepte bemühen. Und gerade deshalb fordern wir die Einhaltung der genannten drei Punkte ein.

Roger von Wartburg ist Präsident des ­Lehrervereins Baselland (LVB) und Michael Weiss LVB-Geschäftsführer.

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