13. Dezember 2014

Bedauernswerte Einschränkung der Lehrmittel

Es ist erstaunlich, nach welchen Kriterien der Baselbieter Bildungsrat die Lehrmittel für unsere Volksschule verabschiedet. Der Spielraum für die Lehrperson zum Thema Lehrmittel ist sehr eingeschränkt. Die Praxis zeigt, dass zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer für viel Geld ihre eigenen Lehrmittel in die Schule mitnehmen, da sie mit dem zur Verfügung gestellten Schulmaterial nicht zufrieden sind. Oft werden nur einige Seiten, nicht einmal ganze Kapitel der vorgeschriebenen Lehrmittel von Lehrpersonen während der Schulstunde gebraucht. Die unangetasteten Lehrmittel wandern zunächst in Schränke und landen später im Altpapier.
Schluss mit dem Lehrmittelzwang, Basler Zeitung, 12.12. von Caroline Mall


Deutsch und deutlich spricht der Lehrerverein Baselland in der neuesten Ausgabe seines Mitteilungsblatts. Er kritisiert darin das neue Lehrbuch für die 5. Primarklasse «New World», das wahrlich nicht das Ei des Kolumbus sei. Die Lehrmittelkommission hat dieses Lehrmittel dem Bildungsrat als Zuckerwatte verkauft, denn dieses Lehrmittel sei genau auf die «Kompetenzen», sprich: den Lehrplan 21, zugeschnitten, welche die Kinder neuerdings beherrschen müssen. Lehrbücher, welche nachweislich über alle Zweifel hinweg hervorragenden Lernziel-Charakter ausweisen, wurden nicht einmal in Betracht gezogen, mit dem Argument «kompetenzuntauglich».
Es ist bedauernswert, dass der Bildungsrat die Bedürfnisse der Lerntechnik mit Lehrmitteln einschränkt, die zum Teil unbrauchbar im Unterricht sind. Der Massstab aller Massstäbe ist die Stundentafel der Lehrpersonen. Sie stellt quasi den Kompass für die Lernzielerreichung der Kinder dar.
Das Unterrichtsmaterial soll aber nicht zwingend vom Bildungsrat vorgeschrieben werden. Im Wandel unserer Umstrukturierung in der Schullandschaft vergessen wir einfach immer wieder die Basis. Die Basis besteht aus den Lehrpersonen, den Kindern und nicht zuletzt den Erziehungsberechtigten, die sich mit dem Lehrmittel auseinandersetzen müssen. Diktatorisches Vorschreiben von Lehrmitteln im Unterricht soll dahin gehend gelockert werden, als dass die Lehrpersonen die Möglichkeit erhalten, Unterrichtsmaterial vom Bildungsrat vorgeschlagen zu bekommen, damit sie ihren Unterricht individuell gestalten können. Dies ermöglicht es den Lehrpersonen, ihre Ressourcen besser einteilen zu können, den Unterricht an den Klassenzug besser anzupassen und nicht zuletzt mehr Zeit zu gewinnen, indem sie weniger ihr eigenes Lernmaterial aus den Fingern zaubern und bezahlen müssen. Kompetenzen, sprich Lehrplan 21, hin oder her: Wir brauchen taugliche Lehrmittel im Unterricht, um Wissen einfach und gezielt vermitteln zu können.

Übrigens: Wussten Sie, dass der Kanton Baselland nicht mehr vom Lehrplan 21 spricht? Bei uns heisst er zwischenzeitlich Lehrplan Volksschule Baselland. So viel zur «Kompetenz-­ Umwandlung».
Caroline Mall ist Landrätin (SVP).

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