Es ist erstaunlich, nach welchen Kriterien der Baselbieter
Bildungsrat die Lehrmittel für unsere Volksschule verabschiedet. Der Spielraum
für die Lehrperson zum Thema Lehrmittel ist sehr eingeschränkt. Die Praxis
zeigt, dass zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer für viel Geld ihre eigenen
Lehrmittel in die Schule mitnehmen, da sie mit dem zur Verfügung gestellten
Schulmaterial nicht zufrieden sind. Oft werden nur einige Seiten, nicht einmal
ganze Kapitel der vorgeschriebenen Lehrmittel von Lehrpersonen während der
Schulstunde gebraucht. Die unangetasteten Lehrmittel wandern zunächst in
Schränke und landen später im Altpapier.
Schluss mit dem Lehrmittelzwang, Basler Zeitung, 12.12. von Caroline Mall
Deutsch
und deutlich spricht der Lehrerverein Baselland in der neuesten Ausgabe seines
Mitteilungsblatts. Er kritisiert darin das neue Lehrbuch für die
5. Primarklasse «New World», das wahrlich nicht das Ei des Kolumbus sei.
Die Lehrmittelkommission hat dieses Lehrmittel dem Bildungsrat als Zuckerwatte
verkauft, denn dieses Lehrmittel sei genau auf die «Kompetenzen», sprich: den
Lehrplan 21, zugeschnitten, welche die Kinder neuerdings beherrschen müssen.
Lehrbücher, welche nachweislich über alle Zweifel hinweg hervorragenden
Lernziel-Charakter ausweisen, wurden nicht einmal in Betracht gezogen, mit dem
Argument «kompetenzuntauglich».
Es
ist bedauernswert, dass der Bildungsrat die Bedürfnisse der Lerntechnik mit
Lehrmitteln einschränkt, die zum Teil unbrauchbar im Unterricht sind. Der
Massstab aller Massstäbe ist die Stundentafel der Lehrpersonen. Sie stellt
quasi den Kompass für die Lernzielerreichung der Kinder dar.
Das
Unterrichtsmaterial soll aber nicht zwingend vom Bildungsrat vorgeschrieben
werden. Im Wandel unserer Umstrukturierung in der Schullandschaft vergessen wir
einfach immer wieder die Basis. Die Basis besteht aus den Lehrpersonen, den
Kindern und nicht zuletzt den Erziehungsberechtigten, die sich mit dem
Lehrmittel auseinandersetzen müssen. Diktatorisches Vorschreiben von
Lehrmitteln im Unterricht soll dahin gehend gelockert werden, als dass die
Lehrpersonen die Möglichkeit erhalten, Unterrichtsmaterial vom Bildungsrat
vorgeschlagen zu bekommen, damit sie ihren Unterricht individuell gestalten
können. Dies ermöglicht es den Lehrpersonen, ihre Ressourcen besser einteilen
zu können, den Unterricht an den Klassenzug besser anzupassen und nicht zuletzt
mehr Zeit zu gewinnen, indem sie weniger ihr eigenes Lernmaterial aus den
Fingern zaubern und bezahlen müssen. Kompetenzen, sprich Lehrplan 21, hin oder
her: Wir brauchen taugliche Lehrmittel im Unterricht, um Wissen einfach und
gezielt vermitteln zu können.
Übrigens:
Wussten Sie, dass der Kanton Baselland nicht mehr vom Lehrplan 21 spricht? Bei
uns heisst er zwischenzeitlich Lehrplan Volksschule Baselland. So viel zur
«Kompetenz- Umwandlung».
Caroline Mall ist Landrätin (SVP).
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