6. August 2014

"Wir leben in einer Demokratie"

Wie können sich schwächere Schüler und solche mit besonderen Bedürfnissen in einer Schule zurechtfinden, in der sich jede und jeder beim Lernen selber orientieren muss, wo klare Lernziele und Leitplanken - wenn überhaupt - eine lediglich untergeordnete Rolle spielen und wo sich der Klassenlehrer nicht mehr für verbindliche Strukturen, geschweige denn für Ruhe und Ordnung, ein- und durchzusetzen vermag? Offene Lernformen degradieren Lehrerinnen und Lehrer zu sogenannten «Coachs». Der Erziehungswissenschafter Roland Reichenbach hebt indes die Bedeutung der Pädagogen als einen der stärksten Faktoren für den Lernerfolg der Kinder hervor.
Auch sonst spricht der Fachmann Klartext: Die neuen Lernformen generieren praktisch nur Verlierer. Und mit dem im Lehrplan 21 vorgesehenen Musterwechsel werden die bewährten Traditionen unserer Volksschule über Bord geworfen; es wird gleichsam das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Ganz abgesehen davon, dass es ein «Versuchslabor Volksschule», wie NZZ-Redaktor Lucien Scherrer an anderer Stelle, aber parallel zu Reichenbachs eindrücklichen Aussagen schreibt, hierzulande nicht geben darf. Wir sind nicht in Nordkorea, sondern leben in einer Demokratie.
Leserbrief, NZZ, 6.8. von Max Knöpfel

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