28. März 2014

Umstrittene Schulkommissionen

Eine Umfrage bei 270 Schulleitungen in der ganzen Schweiz kommt zu interessanten Befunden bezüglich der Schulkommissionen. 45 Prozent der Befragten ist der Ansicht, dass diese überflüssig seien, 60 Prozent halten es für eher oder ganz falsch, dass die Schulkommissionen Personalentscheide treffen.
Die Aargauer Regierung möchte ab 2018 die Schulkommissionen abschaffen und deren Kompetenzen an den Gemeinderat übertragen.
Fast jeder zweite Schulleiter findet Schulkommissionen überflüssig, Aargauer Zeitung, 27.3. 


In der Schweiz haben traditionell Schulkommissionen, in denen sich die Bürger ehrenamtlich engagieren, die Führung der Volksschule inne. Mit der so genannten Teilautonomisierung der Schulen sind diese Laienkommissionen aber unter Druck geraten. Es ist umstritten, ob sie als Bindeglied zwischen dem Gemeinderat und den neuen professionellen Schulleitungen dienen sollen.
Keine Personalentscheide
Forscher der Uni Zürich und der Fachhochschule Nordwestschweiz befragten 270 Schulleitungen in allen Kantonen der französisch- und der deutschsprachigen Schweiz. Die Auswertung zeigt, dass Schulkommissionen nach wie vor von grosser Bedeutung sind.
86 Prozent der Befragten geben an, dass es in ihren Schulgemeinden solche Kommissionen gibt. 80 Prozent der Kommissionen besitzen weiterhin Entscheidungskompetenzen. Die professionellen Schulleitungen stehen den Schulkommissionen eher kritisch gegenüber. 45 Prozent der Befragten finden sie überflüssig, 60 Prozent halten es für eher oder ganz falsch, dass sie Personalentscheide treffen.
Zwei Drittel finden jedoch, dass die Kommissionen für die Verwurzelung der Schule in der Gemeinde wichtig sind, und knapp die Hälfte hält sie für geeignet, Finanzentscheide zu treffen.
Mehr Spielraum und mehr Aufgaben
Laut dem Bildungssoziologen Carsten Quesel könnte die Ambivalenz der Einschätzungen daher rühren, dass die Abschaffung der Laienkommissionen den Spielraum der Schulleitungen vergrössert, sie aber auch mit zusätzlichen Arbeiten und Aufgaben belastet, vor allem seitens des Gemeinderats.
Skepsis gegenüber Elternräten
Bei der Frage, ob Elternräte ein sinnvoller Ersatz für die traditionellen Kommissionen seien, zeigen sich die Schulleitungen skeptisch. Nur 40 Prozent sehen diese als sinnvolles Bindeglied zwischen der Schule und den Eltern. Die grosse Mehrheit vertritt die Ansicht, solche Räte würden durch fehlendes Engagement oder durch Sonderinteressen gelähmt.
Einig sind sich die Befragten, dass Elternräte keine Entscheidungskompetenzen bei der Schulführung haben sollten. Die Schulleitungen sehen die Aufgaben von Elternräten primär darin, den Dialog zwischen Eltern, Schülern und Lehrpersonen zu fördern und das schulische Leben mit Veranstaltungen zu bereichern. «Die Schulleitungen schätzen das freiwillige Engagement der Eltern, bezweifeln aber, dass es in Form eines Elternrats verankert werden sollte, weil es so zu einem unproduktiven Ritual geraten kann», sagt Carsten Quesel. 


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