Im Kanton Aargau gibt es 36 Italienisch-Klassen an der Oberstufe, Bild: Keystone
Auch Tessiner wehren sich gegen Aargauer Italienisch-Sparpläne, Aargauer Zeitung, 16.12. von Hans Fahrländer
Es geht weiter mit den Protesten gegen das
Bildungssparen. Im Visier diesmal: das Freifach Italienisch, das heute in der
3. und 4. Klasse der Bezirksschule mit je 3 Lektionen pro Woche angeboten wird.
Die Regierung will das Angebot halbieren und Italienisch in der 3. Bez
streichen.
Verstoss gegen Sprachfrieden
«Mit grossem Bedauern hat die Regierung des Kantons
Graubünden zur Kenntnis genommen, dass im Aargau das Angebot im Fach
Italienisch an der Oberstufe reduziert werden soll.» So beginnt ein von
Regierungspräsident Hansjörg Trachsel unterzeichneter Brief der Bündner an die
Aargauer Regierung. Im dreisprachigen Kanton Graubünden sprechen rund 10
Prozent der Bevölkerung Italienisch. Die vorgesehene Streichung bei der dritten
Landessprache, so die Bündner, widerspreche den Zielen des Bundesgesetzes «über
die Landessprachen und die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften».
Der Brief mündet in der eindringlichen Bitte, die Aargauer möchten auf diese
vorgesehene Streichung verzichten.
Auch aus dem Tessin erhielt der «hochgeehrte
Regierungsrat des Kantons Aargau» einen Brief. Geschrieben hat ihn Diego Erba,
Koordinator des «Forum per l’Italiano in Svizzera», einer Vereinigung von
Behördenvertretern sowie Kultur- und Sprachorganisationen. Das Forum zeigt sich
überzeugt, dass die Reduktion der Italienisch-Stunden «die Kenntnisse in der
dritten Landessprache und der italienischen Kultur massiv verschlechtern, zum
Schaden der betroffenen Schülerinnen und Schülern».
Auch Zeitungen reagieren
Verschiedene Tessiner Zeitungen – «La Regione»,
«Corriere del Ticino», «Giornale del Popolo» – haben das Thema aufgegriffen.
Mit Genugtuung stellen sie fest, dass sich im Aargau der Widerstand gegen die
Abbaupläne formiert hat.
Der Widerstand – das ist vor allem eine Petition,
welche die Fachschaft Italienisch des Bezirkslehrervereins lanciert hat. Nach
Auskunft von Hans-Paul Müller, Italienischlehrer an der Bez Aarau, wurde diese
Petition bereits von mehr als 2000 Personen unterschrieben. «Eine Kürzung
bedeutet, der Oberflächlichkeit Tür und Tor zu öffnen», ist Müller überzeugt.
Müller hat mit der Scuola Media von Riva San Vitale einen regen Kontakt
aufgebaut und gegenseitige Besuche organisiert. «Für mich ist das gelebte Vielsprachigkeit
der Schweiz – aber nur, wenn junge Menschen mehr als nur ein paar Brocken
Italienisch können.»
An der Bez Aarau belegen
jährlich 40 bis 50 Jugendliche Italienisch. Kantonsweit gibt es an der
Oberstufe derzeit 36 Italienisch-Klassen.
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