18. Juni 2012

Zürcher wollen keine freie Schulwahl

Die Initiative der Elternlobby Schweiz für eine freie Schulwahl ist im Kanton Zürich klar abgelehnt worden. Walter Bernet kommentiert dies in der NZZ vom 18.6. folgendermassen:

Es gibt verschiedene Gründe für das Resultat. Einer liegt in der Radikalität der Forderung. Die Initiative setzte das Wahlrecht der Eltern absolut und berücksichtigte nicht, dass auch die Gesellschaft Interessen an einer sorgfältigen Grundbildung aller Kinder hat, die Einschränkungen des Wahlrechts legitimieren können. Ein anderer liegt in der Herkunft: Hinter der Initiative steht eine Interessenorganisation, die sich politisch ausdrücklich allein ihren eigenen Anliegen widmet. Es ist der Elternlobby mit wenigen Ausnahmen nicht gelungen, jene politischen Kräfte für sich zu gewinnen, die – wie unterschiedlich sie auch denken – das Wohl des Ganzen im Blick haben und deshalb früher oder später zu Kompromisslösungen bereit sind. Die Stimmberechtigten haben dafür ein feines Sensorium.
So hat denn die Initiative am Ende zwei nicht beabsichtigte Folgewirkungen. Einerseits ist das durchaus diskussionswürdige Thema einer staatlichen Unterstützung von Privatschulen, die über Jahrzehnte pädagogische Arbeit von öffentlichem Interesse leisten, wohl für längere Zeit von den politischen Traktandenlisten gestrichen. Anderseits hat die Abstimmung der Volksschule zu einer unverhofften Bestätigung ihrer tiefen Verankerung in der Bevölkerung verholfen. So deutlich hätte eine auch noch so ausgeklügelte Schulevaluation es niemals zum Ausdruck bringen können. Freuen wir uns daran und vergessen wir nicht, dass dieses Vertrauen jeden Tag zu rechtfertigen ist.


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