17. Februar 2012

Töffliprüfung als Indikator

Auf das Jahr 2012 wurde die theoretische Prüfung für Mofas angepasst. Der Schwierigkeitsgrad blieb jedoch gleich. Weil die Prüfungsfragen neu in einer anderen Reihenfolge und mit Multiple Choice abgefragt werden, kommt es jetzt zu sagenhaften Durchfallquoten: Bern 96%, Aargau 80%! Wie ist das möglich? Vorher bestanden 90% den Test locker. Offenbar genügte es bisher, die Fragen einfach auswendig zu lernen. Es war nicht notwendig, dass man die Verkehrssituationen auch verstand.
Was hat dies mit der Schule zu tun? Sehr viel. Die Prüflinge sind Oberstufenschüler. Sie haben in der Schule gelernt, wie man sich auf Prüfungen vorbereitet. Wenn es in der Schule reicht, die Fragen auswendig zu lernen, dann wird das wohl auch fürs Töffli reichen. Zwei Wochen später - wie in der Schule - ist sowieso alles wieder vergessen! 
Das Beispiel Töffliprüfung illustriert den Unterschied zwischen Wissen abfragen und Kompetenzen testen. Die Tester interessiert das Auswendiggelernte wenig, sie wollen wissen, was die Prüflinge können. Bekanntlich misst auch PISA Kompetenzen und eben nicht Auswendiggelerntes. Was den Lehrmeister interessiert ist, ob der Lehrling Zusammenhänge versteht und nicht, wie effizient er im bulimischen Lernen ist. 
Die hohe Versagerquote ist ein Hinweis, wie schlecht unsere Schüler durch unsere Prüfungskultur auf das Problemlösen vorbereitet sind. Gute Noten beruhigen: die Schüler, die Eltern, die Lehrer, alle. Die guten Noten täuschen aber etwas vor. Es ist höchste Zeit, das zu ändern um zu erfahren, was die Schüler wirklich können. 

Auswendiglernen reicht nicht mehr, Bild: Keystone
Über 80 Prozent fallen durch die Töffli-Prüfung - wegen Umstellung, Aargauer Zeitung, 17.2.

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