17. Juli 2011

Wird Ausbildung zur Nebensache?

Eine beträchtliche Zahl von Lehrkräften unterrichtet ohne passende Ausbildung. Hier sind die Ausbildungsstätten gefordert: Wenn es möglich ist, dass man auch ohne stufengerechte Qualifikation zur Zufriedenheit von Schulleitung, Eltern und Jugendlichen unterrichten kann, dann stimmt etwas nicht. Allzu oft wird die Ausbildung nämlich als notwendiges Übel angesehen - fehlender Praxisbezug der Inhalte ist ein oft gehörtes Urteil.
Eine Ausbildung muss sich lohnen: für die Absolventen und für die Gesellschaft. Bei fehlenden Stufen-Diplomen reagiert man mit Lohnkürzungen oder der Verpflichtung zu einer Nachqualifikation. Nachqualifikationen, die bloss als Schikane empfunden werden, bringen uns aber nicht weiter.
Katharina Bracher hat das Thema kommentiert.

Die Volksschule braucht wieder mehr Alleskönner
Weil die pädagogischen Hochschulen Fachexperten statt Wissensvermittler ausbilden, fehlt es auf einigen Schulstufen an geeignet ausgebildeten Lehrern. Mit ihrer Ausbildung können Lehrkräfte zwar mit Expertenwissen auftrumpfen, sind aber nicht ohne weiteres für alle Schulstufen einsetzbar. Dies verursacht unter anderem in der Sekundarschule Probleme. Im Kanton Solothurn unterrichtet ein Drittel aller Lehrkräfte auf der Sekundarstufe ohne entsprechendes Diplom. Diesem Missstand könnten die Ausbildungsstätten begegnen, indem sie ihre Lehrer zu Allroundern ausbilden, die für den Schulalltag gerüstet sind. Jugendliche, die nach der Primarschule vor allem eine Vertiefung bisher erworbenen Wissens und eine praxisbezogene Vorbereitung auf die Berufslehre brauchen, müssen von Pädagogen mit didaktischem Geschick und Einfühlungsvermögen unterrichtet werden. Für Fortkommen und Erfolg dieser Schüler sind weder Expertenwissen noch wissenschaftliche Bildung des Lehrers entscheidend. Ohne die Flexibilität von Lehrern, die trotz fehlender Ausbildung auf anderen Stufen unterrichten, müssten viele Schulen den Betrieb schliessen. Diesen Einsatz müssen Schulen anerkennen, indem sie zeitliche Entlastung und finanzielle Unterstützung garantieren, damit Lehrpersonen ohne passendes Diplom die nötige Ausbildung nachholen können. Vorausgesetzt, die pädagogischen Hochschulen bilden wieder mehr Lehrer aus, die in guter Wissensvermittlung brillieren - und darin, jungen Leuten ihre Perspektiven aufzuzeigen.
Katharina Bracher, NZZaS, 17.7.
Hörbeitrag von DRS Regionaljournal Zentralschweiz, 12.7. (verantwortlich: Karin Portmann)

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