Nächstes Jahr werden auch in Baselland die neuen
Wahlpflichtfächer Lingua und Mint eingeführt. Lange war vieles unklar, doch nun
informierte der Kanton die Schulleitungen.
Baselbieter Sekschulen können endlich neue Fächer vorbereiten, Basellandschaftliche Zeitung, 8.11. von Michael Nittnaus
Seit
knapp drei Monaten können Basler Sekundarschüler der Niveaus E und P ab der
zweiten Klasse drei neue Fächer belegen: Lingua Latein, Lingua Italienisch
sowie das Mischfach Mint (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften,
Technik). Sie ergänzen im Wahlpflichtbereich die Fächer Bildnerisches, Textiles
oder Technisches Gestalten sowie Musik. In Baselland hingegen müssen sich die
Schüler noch etwas gedulden. Dies weil der Bildungsrat Ende 2015 beschlossen
hat, die neue bikantonale Stundentafel wegen der vielen hängigen
bildungspolitischen Volksbegehren im Kanton erst verzögert einzuführen. Die
extra deswegen erarbeitete Übergangsstundentafel sieht nun für das Schuljahr
2017/18 erstmals Lingua- und Mint-Unterricht vor.
Doch lange war
nicht allen Schulleitungen klar, wie sie genau die neuen Fächer umsetzen
sollen. Dabei wird bereits im Januar das nächste Schuljahr geplant. Vor gut
zwei Wochen war etwa der Unmut des Leiters der Liestaler Sekundarschule Frenke,
Dieter Steinegger, am grossen Infoanlass zum Übertritt der Primarschüler in die
Sekstufe deutlich zu spüren. Vor rund 200 Eltern bemängelte er, dass noch viele
Fragen unbeantwortet seien. Der Adressat dieser Kritik ist eindeutig: das
kantonale Amt für Volksschulen (AVS). Gestern präzisierte Steinegger gegenüber
der bz: «Im Übergangslehrplan waren Mint und Lingua respektive die einzelnen
Module noch nicht detailliert geregelt. Es fehlte an entsprechendem
Infomaterial vom Kanton.» Beispielsweise sei offen gewesen, welche Lehrer
überhaupt für das vielschichtige Fach Mint infrage kommen.
Mint
konkurrenziert Werken
Steinegger
spricht allerdings absichtlich in der Vergangenheitsform: Letzte Woche
verschickte das AVS ein ausführliches Infopaket an die Sek-Schulleitungen. Dies
im Hinblick auf die Schulleiter-Konferenz von morgen Mittwoch, bei der die
Einführung der neuen Wahlpflichtfächer traktandiert ist. «Nun herrscht
Klarheit», sagt Steinegger, ohne allzu sehr ins Detail gehen zu wollen. Ein
Beispiel nennt er aber: Mittlerweile ist klar, dass alle Lehrer aus dem
naturwissenschaftlichen Bereich, sei es Mathematik-, Chemie-, Biologie- oder
Physiklehrer, Mint-Module übernehmen können. Und das ohne grossen Aufwand.
Das betont auch
Beat Lüthy. Der Schulleiter der Sek Sissach weiss als Co-Präsident des
Schulleiterverbandes Baselland (VSL) um die bisherigen Unsicherheiten. Er hebt
nun aber das Positive hervor: «Mint ist eine Chance für unsere Lehrer, sich
weiterzuentwickeln.» An der Sek Tannenbrunn in Sissach habe er vier Lehrer gefunden,
die nun eine kurze Weiterbildung in Form eines Einführungskurses absolvieren.
Sogar Werk-Lehrer hätten sich bei ihm gemeldet. Und das hat gemäss Lüthy einen
einfachen Grund: «Die bisherigen Erfahrungen aus Basel-Stadt haben gezeigt,
dass Mint für Fächer wie Textiles oder Technisches Gestalten zu einer echten
Konkurrenz geworden ist.» Denn die Schüler können bei den Wahlpflichtfächern
nur vier Wochenlektionen belegen – also bloss zwei Fächer.
Reine
Mathematik muss büssen
Mint
sei gerade für Jungs sehr interessant. Dies wegen der praktischen Ausrichtung
der total acht Mint-Module, je vier für die zweite und dritte Sekklasse und
identisch zu Basel-Stadt. Darunter finden sich Themen wie «Wasserrad», «Vom
Binärsystem zum Papierflieger», «Rund um den Lärm» oder «Robotik». Damit stösst
das Fach auch auf ein breiteres Interesse als etwa das bisherige
Wahlpflichtfach «Angewandte Mathematik», das nicht mehr fortgeführt wird. Etwas
Unmut bleibt dann doch noch bei Steinegger: «Ein gleichwertiger Ersatz ist das
natürlich nicht. Bei zwei Lektionen Mint statt vier Lektionen Angewandter
Mathematik geht einiges verloren.»
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