Die kürzlich erschienenewissenschaftlich Studie des Instituts für Mehrsprachigkeit (IfM) derUniversität Freiburg sowie der Pädagogischen Hochschule Freiburg ist brisant.
Sie unterlegt die flächendeckende Kritik in der Deutschschweiz an der neuen
Bildungsideologie nun auch statistisch. Die Lernziele der Zürcher Primarschüler
und Primarschülerinnen in den beiden Fremdsprachen werden von den meisten
Lernenden deutlich verfehlt. Lediglich 3,4 Prozent der Kinder erreichen in
Französisch die Lernziele in der Fertigkeit Sprechen und 8,7 Prozent beim
Hören. Beim Schreiben und Lesen resultieren 37 Prozent und 30,7 Prozent. Diese
Resultate sind ernüchternd und müssen als schlecht bezeichnet werden. Dass die
Lernzielerreichung in Englisch lediglich knapp über 60 Prozent liegt, ist zwar
besser, aber noch immer deutlich unbefriedigend und müsste auch den
Bildungsfantasten dieser neuen Mehrsprachenideologie zu denken geben.
Erziehungsdirektoren rennen ins Fiasko, Basler Zeitung, 30.3. von Michael Pedrazzi
Französisch
ist den Schülerinnen und Schülern als romanische Sprache naturgemäss fremder
als eine germanische wie Englisch. So wird deutlich, dass Französisch umso
dringender einen strukturierten Aufbau mit einer klaren Grammatik als Fundament
bedingt. Den Spracherwerb mittels zwei oder drei Wochenlektionen einem
Sprachbad gleichsetzen zu wollen, grenzt an Realitätsverlust oder
Überheblichkeit. Mit einer solchen Beliebigkeitspädagogik auf der Primarstufe
gleich zwei Fremdsprachen realisieren zu wollen, kann nicht zielführend sein
und muss zwangsläufig in einem Fiasko enden.
Der
Schweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) sowie der Deutschschweizer
Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) müssten bei derart flächendeckendem
Widerstand aus Fachkreisen und seitens vieler besorgter Eltern längst die
Alarmglocken gebimmelt haben. Aber anstelle sich und ihren Reform-Irrsinn zu
hinterfragen, werden selbst linke Kritiker mantrahaft in eine
rechts-konservative Ecke gedrängt. Kritik ist unerwünscht.
Weder
die verheerenden Rückmeldungen der Oberstufen aus den Kantonen Bern und
Solothurn noch die soeben bekannt gewordene Studie der IfM vermögen offenbar
die Reformpolitiker vom Wunschgedanken abbringen, den alleinigen Stein der
Weisen entdeckt zu haben. Auch andere wissenschaftlich fundierte Studien, wie
zum Beispiel diejenige von Simone Pfenninger von der Universität Zürich, werden
konsequent ausgeblendet und ignoriert, ganz nach dem Motto: Es darf nicht wahr
sein, was wahr ist.
Was
braucht es noch mehr, um aufzuzeigen, dass in diesem Land ideologisch geprägte
Fantasten an den Schalthebeln der Bildung respektive den Schreibtischen der
kantonalen Verwaltungen sitzen und im Begriff sind, ebendiese Bildung in Grund
und Boden zu fahren? Wie viele Generationen an Schulkindern werden den Preis
zahlen müssen für ihre ideologischen Experimente, die nicht ein einziges Mal
wissenschaftlich erhärtet worden sind?
Professionalität
würde die Fähigkeit bedeuten, Fehler einzugestehen und sie korrigieren zu
können. Stattdessen wird aus den Bildungsdirektionen lakonisch und
gleichermassen hilflos verkündet, die Umwälzung einer Rückkehr zu Bewährtem
wäre zu gross und es sei schon zu viel Geld reingebuttert worden. Diese Ausrede
ist jämmerlich. Man bereitet auch nicht krampfhaft ein vergammeltes Rindsfilet
zu – nur weil es teuer war.
Michael
Pedrazzi ist Lehrer und Vorstandsmitglied der Starken Schule Baselland.
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