30. März 2016

Schlechte Resultate für neue Fremdsprachenideologie

Die kürzlich erschienenewissenschaftlich Studie des Instituts für Mehrsprachigkeit (IfM) derUniversität Freiburg sowie der Pädagogischen Hochschule Freiburg ist brisant. Sie unterlegt die flächendeckende Kritik in der Deutschschweiz an der neuen Bildungsideologie nun auch statistisch. Die Lernziele der Zürcher Primarschüler und Primarschülerinnen in den beiden Fremdsprachen werden von den meisten Lernenden deutlich verfehlt. Lediglich 3,4 Prozent der Kinder erreichen in Französisch die Lernziele in der Fertigkeit Sprechen und 8,7 Prozent beim Hören. Beim Schreiben und Lesen resultieren 37 Prozent und 30,7 Prozent. Diese Resultate sind ernüchternd und müssen als schlecht bezeichnet werden. Dass die Lernzielerreichung in Englisch lediglich knapp über 60 Prozent liegt, ist zwar besser, aber noch immer deutlich unbefriedigend und müsste auch den Bildungsfantasten dieser neuen Mehrsprachenideologie zu denken geben.
Erziehungsdirektoren rennen ins Fiasko, Basler Zeitung, 30.3. von Michael Pedrazzi

Französisch ist den Schülerinnen und Schülern als romanische Sprache naturgemäss fremder als eine germanische wie Englisch. So wird deutlich, dass Französisch umso dringender einen strukturierten Aufbau mit einer klaren Grammatik als Fundament bedingt. Den Spracherwerb mittels zwei oder drei Wochenlektionen einem Sprachbad gleichsetzen zu wollen, grenzt an Realitätsverlust oder Überheblichkeit. Mit einer solchen Beliebigkeitspädagogik auf der Primarstufe gleich zwei Fremdsprachen realisieren zu wollen, kann nicht zielführend sein und muss zwangsläufig in einem Fiasko enden.

Der Schweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) sowie der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) müssten bei derart flächendeckendem Widerstand aus Fachkreisen und seitens vieler besorgter Eltern längst die Alarmglocken gebimmelt haben. Aber anstelle sich und ihren Reform-Irrsinn zu hinterfragen, werden selbst linke Kritiker mantrahaft in eine rechts-konservative Ecke gedrängt. Kritik ist unerwünscht.

Weder die verheerenden Rückmeldungen der Oberstufen aus den Kantonen Bern und Solothurn noch die soeben bekannt gewordene Studie der IfM vermögen offenbar die Reformpolitiker vom Wunschgedanken abbringen, den alleinigen Stein der Weisen entdeckt zu haben. Auch andere wissenschaftlich fundierte Studien, wie zum Beispiel diejenige von Simone Pfenninger von der Universität Zürich, werden konsequent ausgeblendet und ignoriert, ganz nach dem Motto: Es darf nicht wahr sein, was wahr ist.

Was braucht es noch mehr, um aufzuzeigen, dass in diesem Land ideologisch geprägte Fantasten an den Schalthebeln der Bildung respektive den Schreibtischen der kantonalen Verwaltungen sitzen und im Begriff sind, ebendiese Bildung in Grund und Boden zu fahren? Wie viele Generationen an Schulkindern werden den Preis zahlen müssen für ihre ideologischen Experimente, die nicht ein einziges Mal wissenschaftlich erhärtet worden sind?

Professionalität würde die Fähigkeit bedeuten, Fehler einzugestehen und sie korrigieren zu können. Stattdessen wird aus den Bildungsdirektionen lakonisch und gleichermassen hilflos verkündet, die Umwälzung einer Rückkehr zu Bewährtem wäre zu gross und es sei schon zu viel Geld reingebuttert worden. Diese Ausrede ist jämmerlich. Man bereitet auch nicht krampfhaft ein vergammeltes Rindsfilet zu – nur weil es teuer war.

Michael Pedrazzi ist Lehrer und Vorstandsmitglied der Starken Schule Baselland.


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