15. Juli 2014

AdL sorgt für Kündigungen

Dreizehn von 30 Lehrpersonen an einer Zürcher Sekudarschule haben gekündigt. Gründe dafür sind die Schulleitung und ein neues Schulmodell. Dieses "selbstorganisierte Lernen" sieht altersdurchmischte Homebases vor, die von Lerncoaches statt von Klassenlehrern betreut werden.
Exodus im Schulhaus Eichi, Zürcher Unterländer, 15.7. von Caroline Bossert
Eklat in der Sekundarschule, Blick am Abend, 15.7. von Roland Gamp


13 Lehrpersonen hatten vergangene Woche im Eichi ihre letzte Schulstunde. Im Sekundarschulhaus, in dem rund 30 Lehrer tätig sind, entspricht dies fast der Hälfte. Wie abtretende Lehrpersonen dem ZU berichten, ist dies kein Zufall. «Der überwiegende Teil verlässt die Schule wegen der ­Interimsschulleitung aus dem Schul­haus Seehalde, der Geschäftsleitung und des neuen Schulmodells», erklären die Lehrer, die aus Angst vor unangenehmen Folgen anonym bleiben möchten. Dabei handle es sich nicht um die erste Kündigungswelle. Bereits letztes Jahr hätten mehrere Personen das Eichi verlassen. Auch im Sekundarschulhaus Seehalde in Niederhasli, das zur gleichen Schulgemeinde Niederhasli-Niederglatt-Hofstetten (Niniho) gehört, seien in den letzten zwei Jahren viele langjährige Lehrpersonen gegangen. Die Gründe seien bei vielen die gleichen, wie es heisst.
Seit August wird im Schulhaus Seehalde ein neues Schulmodell angewandt. Das Programm «Selbstorganisiertes Lernen», kurz SOL, sieht statt der bisherigen 11 Klassen neu 16 altersdurchmischte Homebases vor, die von Lerncoaches statt Klassenlehrern betreut werden. Neun Stunden pro Woche verbringen die Schüler mit ihrem Coach im Office, das an anderen Orten auch als Lernatelier bekannt ist. Daneben können sie je nach Interesse und Leistungsfähigkeit zwischen verschiedenen Kursen in den ­Fächern wählen.
Nichts für schwache Schüler
In zwei Jahren soll dieses Modell auch im Schulhaus Eichi angewendet werden. Im Eichi brodelts deshalb schon seit längerem. Die Reform werde dem Schulhaus Eichi von oben auferlegt, obwohl sie von vielen Lehrerinnen und Lehrern nicht mitgetragen werde, kritisieren die Mitarbeiter. Auch sie lehnen das neue Schulmodell ab. «Schwache Schüler gehen in diesem Modell unter, und Drückebergern kommt es entgegen», erklären sie. Ebenso gebe es darin keine Bezugspersonen mehr, die eine Vorbildfunktion wahrnehmen könnten. Die Betreuung durch den Coach könne nicht so eng sein wie durch eine Klassenlehrperson.
Lehrer unter Druck
Im Eichi stünden die Lehrer unter grossem Druck. «Wer gegen das neue System und nicht bereit ist, sich SOL-zertifizieren zu lassen, muss gehen. Wer trotzdem bleiben möchte, dem werden die Arbeitsbedingungen erschwert.» Die Rede ist auch von fehlender Wertschätzung. Die Lehrer verweisen auf ein Interview mit dem Interimsschulleiter in der Schülerzeitung, in dem 50-Jährige als «nicht ganz so mobil» bezeichnet werden. «Das Ziel ist es, ältere, ­erfahrene Lehrer durch junge, günstige und flexible Mitarbeiter zu ersetzen», werfen die Lehrer den Zuständigen vor.
Als Folge hätten etliche langjährige, erfahrene Mitarbeiter im Eichi nun gekündigt. «Einige entschieden sich zu gehen, obwohl sie keine Anschlusslösung hatten. So gross war der Druck.» Wie jedoch die Schulleitung im Interview erklärt, werde vieles nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wird.



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