7. April 2012

Chassot kritisiert SVP

Die CVP stellt Isabelle Chassot (CVP) drei Fragen zur Lehrerbildung.
Isabelle Chassot kritisiert SVP-Vorschlag zur Lehrerbildung, Bild: pdc-fr.ch
Frau Chassot, was halten Sie, als Präsidentin der Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK), von der SVP-Forderung einer "Lehrer-Lehre"?
Wenn mit dieser Forderung ein hoher Praxis-Anteil gemeint ist, kann ich sie nachvollziehen. Daraus aber abzuleiten, dass die Ausbildung als Berufslehre auf der Sekundarstufe II angesiedelt sein muss, ist völlig falsch. Die Lehrerinnen- und Lehrerbildung gehört an die Hochschule, sie muss aber praxisorientiert sein. Im Unterschied zu anderen europäischen Ländern, wo auch die Lehrerbildung für die Primarstufe an der Universität stattfindet, hat sich die Schweiz vor einem guten Jahrzehnt für die Schaffung von pädagogischen Hochschulen entschieden. Diese sind vom Typus her Fachhochschulen. Der berufspraktische Teil wird sehr hoch gewichtet, der Praxisanteil ist übrigens höher als derjenige der früheren Seminarien.
Sind Sie ebenfalls der Meinung, dass die pädagogischen Hochschulen gescheitert sind?
Im Gegenteil! Die pädagogischen Hochschulen sind sehr erfolgreich in Bezug auf Attraktivität und Qualität der Ausbildung. Die Eintrittszahlen sind steigend. Die PH-Abgängerinnen und PH-Abgänger werden in der Praxis geschätzt. Die noch jungen Hochschulen haben sich sehr gut positioniert. Und sie werden sich weiter entwickeln.
Welche Möglichkeiten und Massnahmen erachten Sie als geeignet, um dem LehrerInnenmangel zu begegnen?
Es ist richtig, dass wir mehr Personen für den Lehrberuf gewinnen müssen. Schon heute kann man mit anderen Vorbildungen als der gymnasialen Matura in die Ausbildung einsteigen. Der Zugang zur Ausbildung muss so gestaltet werden, dass auch Personen mit Erfahrung in anderen Berufen in die Ausbildung einsteigen können. Zu diesem Zweck bereitet die EDK zur Zeit eine Anpassung ihrer Rechtsgrundlagen vor: Sie will die Anrechnung von nicht formal erworbenen Kompetenzen, die Aufnahme "sur dossier" und besondere Angebote für berufserfahrene Personen möglich machen, in denen Ausbildung und begleitete Unterrichtstätigkeit verbunden werden. Unsere Anstrengungen zur Vermittlung des Berufsbildes müssen weiter gehen – nicht zuletzt an den Gymnasien. Schliesslich müssen attraktive Bedingungen im Beruf bestehen, die auch eine Laufbahnentwicklung möglich machen.
Quelle: www.cvp.ch

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