Die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind will ausländische
Schüler per Gesetz dazu verpflichten, hiesige Werte zu respektieren. Nun sagt
Roger von Wartburg, Präsident des Lehrervereins Baselland: Das Gesetz sei keine
Hilfe für die Lehrkräfte. Es sorge für neue Probleme.
Oberster Baselbieter Lehrer kritisiert das Handschlag-Gesetz, SRF Regional, 22.12. von Patrick Künzle
Vor zwei Wochen präsentierte die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica
Gschwind den Entwurf für ein neues Gesetz. Mit diesem Gesetz sollen
ausländische Schülerinnen und Schüler dazu verpflichtet werden, hiesige Werte
zu akzeptieren. Bei Problemen sollen die Lehrerinnen und Lehrer das
Migrationsamt kontaktieren.
Hintergrund dieses Gesetzes ist der Fall von zwei muslimischen Schülern
in Therwil, die sich weigerten, ihrer Lehrerin die Hand zu schütteln.
Das Gesetz solle den Lehrern bei ähnlichen Fällen helfen, begründete die
Bildungsdirektorin ihren Vorschlag. Nun sagt aber Roger von Wartburg, Präsident
des Baselbieter Lehrerinnen- und Lehrervereins: «Als Lehrer wünsche ich mir
klare Handlungsgrundlagen. Und genau diese Lösung erkenne ich in den vorliegenden
Entwürfen nicht.» Zu viele Fragen blieben seiner Meinung nach offen.
Ein Beispiel: Das neue Gesetz verpflichtet die Lehrer, das Migrationsamt
einzuschalten, wenn es bei einem Schüler Integrationsprobleme gibt. Dies sei
jedoch nicht möglich, wenn beispielsweise ein muslimisches Kind mit Schweizer
Pass sich weigere, der Lehrperson die Hand zu schütteln.
Meldung an Behörden sei nur in
Extremfällen angebracht
Die Aufforderung, bei disziplinarischen Probleme das Migrationsamt
einzuschalten, findet von Wartburg problematisch. «Das finde ich nur in
Extremfällen angebracht, zum Beispiel, wenn ich bei einem Jugendlichen erkenne,
dass er sich radikalisiert».
Roger von Wartburg fragt sich daher, ob es überhaupt ein neues Gesetz
brauche. Oder ob es nicht reichen würde, den Lehrerinnen und Lehrern klare
Handlungsanweisungen zu geben.
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