25. Juli 2016

Baselland diskutiert Lohnsenkung für Sekundarlehrer

Der Baselbieter SVP-Landrätin und Bildungspolitikerin Caroline Mall ist bewusst, dass sie sich mit ihrer Forderung Feinde macht. Seit der flächendeckenden Lohnsenkung für Baselbieter Verwaltungsangestellte Anfang Jahr erreichen sie immer noch regelmässig geharnischte E-Mails von Lehrern. Ab heute droht wieder ein volles Postfach. Denn Mall fordert, weitere sechs Millionen Franken bei den Sekundarlehrern zu sparen. In erster Linie will sie mit einer Ungleichbehandlung aufräumen. Absolventen der Pädagogischen Hochschule (PH), die den sogenannt integrierten Studiengang mit drei Fächern gewählt haben, sind heute in der Lohnklasse 10 angesiedelt und verdienen je nach Dienstalter zwischen 104000 und 142000 Franken. Die rund 15 Prozent, die an der Universität studiert haben und nur zwei Fächer unterrichten, sind in der tieferen Lohnklasse und verdienen im Schnitt jährlich 8000 Franken weniger. Fortan sollen alle auf dieses Niveau zurückgestuft werden. So will es Mall.
Angriff auf Lehrerlöhne, Schweiz am Sonntag, 24.7. von Leif Simonsen


Die Bildungskommission des Landrats hat die Regierung beauftragt, die Lohnunterschiede «baldmöglichst» zu eliminieren. Die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) steht vor einer ungemütlichen Aufgabe. Entweder muss sie die Löhne der Uniabgänger anheben und vor ihren Regierungskollegen rechtfertigen, warum sie sich nicht an die Vorgaben des Sparpakets hält. Oder sie riskiert weitere Lehrerproteste. Gschwind will sich zu ihren Plänen nicht äussern. Sie verweist auf den politischen Prozess, der noch am Laufen sei.

Einst ein begehrter Arbeitgeber
Sollte sich Gschwind für die von Mall vorgeschlagene Sparmassnahme entscheiden, verlieren die Baselbieter Schulen ihr bisher bestes Argument im Ringen um neue Lehrer. Die Absolventen des integrierten Studiengangs der PH verdienen heute im Baselbiet besser als in der Stadt. Sämtliche anderen Rahmenbedingungen sprechen nach den jüngsten Sparübungen gegen den Landkanton. So wurden im Rahmen der Finanzstrategie 2016–2019 die Erhöhung der Arbeitspensen und der maximalen Klassengrössen auf 26 Schüler beschlossen. Viele Baselbieter Schulhäuser sind bei den Sanierungen Jahre, sogar Jahrzehnte im Verzug. Und auf Klassenlager, Schwimmunterricht und Begabtenförderung wird wenn möglich verzichtet.

Roger von Wartburg, Präsident des Baselbieter Lehrervereins, sieht die allfällige Lohnsenkung für Sekundarlehrer als «Schritt, der die Negativspirale noch einmal massiv verstärken würde». Er trauert den Zeiten nach, als das Baselbiet unter den Lehrern in der Nordwestschweiz der begehrteste Arbeitgeber war. Als sich der Solothurner vor 15 Jahren nach der Lehrerausbildung um eine Stelle bemühte, schickte er wie die meisten seiner Kollegen nur Bewerbungen ins Baselbiet. Drei Sparpakete später habe sich das Blatt gewendet. Heute würden sich die Baselbieter Lehrer nach Anstellungen in anderen Kantonen umsehen.

Lehrerverein lanciert Initiativen
Selbst Bürgerliche anerkennen den Leidensdruck. Die freisinnigen Bildungspolitiker bevorzugen daher bei der anstehenden Lohnanpassung einen Kompromiss. Landrätin Marianne Hollinger schwebt ein kostenneutrales Modell vor. Im Gegensatz zu Fraktionskollege Paul Hofer hat sie noch keine Idee, wie die Lösung aussehen sollte. Hofer ist bereit für Zugeständnisse. Die tieferen Einkommen der Uniabgänger an diejenigen der FHNW-Abgänger anzugleichen, erachtet er als «gerechte Sache». Er ist der Meinung, dass sich der Kanton diese Million Mehrkosten leisten und stattdessen an anderer Stelle sparen solle. «Man kann die Anzahl Lektionen um eine weitere erhöhen», sagt er. Der Spareffekt liege bei rund 3,5 Millionen Franken. «Das, meine ich, ist solidarisch unter den Lehrpersonen, sparsam und verträglich.»


Der Lehrerverein sieht das anders. Roger von Wartburg kündet Widerstand an gegen das «immer verheerendere Sparen an der Volksschule». In den nächsten Monaten plant die Lehrerlobby zwei Volksinitiativen gegen die Sparbemühungen der Regierung.

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