Baselbieter Politik stemmt sich gegen Sammelfächer, Basellandschaftliche Zeitung, 17.12. von Michael Nittnaus
Vernetztes
Denken ist wichtig. Dass es etwa bei Physik, Chemie und Biologie starke
Überschneidungen geben kann, ist unbestritten. Was liegt da näher, als in der
Sekundarschule diese Einzelfächer zu einem zusammenzufassen? Die
Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) wollte mit dem Lehrplan
21 genau das einführen: Bei obengenannten drei Fächern hiesse das Sammelfach
«Natur und Technik». Aber auch Geschichte und Geografie («Räume, Zeiten,
Gesellschaft») sowie Wirtschaft und Hauswirtschaft («Wirtschaft, Arbeit,
Haushalt») sollen zusammengefasst werden.
In
Baselland wird dieser Wechsel aber immer unwahrscheinlicher. Die
parlamentarische Initiative von Grünen-Landrat Jürg Wiedemann, die den Erhalt
der Einzelfächer auf Gesetzesstufe festschreiben will, bahnt sich ihren Weg
unaufhaltsam Richtung Urne. Nachdem im Oktober bereits der Landrat mit 56 zu 27
Stimmen die Initiative befürwortet hatte, schickt die Bildungs-, Kultur- und
Sportkommission (BKSK) nun die entsprechende Vorlage in die Vernehmlassung.
Auch die BKSK stimmt mit 9 zu 4 Stimmen klar gegen die Einführung der
Sammelfächer. Da im Rat die SP bisher mehrheitlich zu ihrem Bildungsdirektor
Urs Wüthrich und damit zu den neuen Sammelfächern hält, dürfte bei der
abschliessenden Beratung das Vierfünftelmehr verpasst werden – und eine
Volksabstimmung stünde an.
Lehrplan 21 erlaubt Einzelfächer
«Ich
habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, die SP zu überzeugen», sagt zwar
Wiedemann. Aber vor einem Urnengang muss er sich eigentlich nicht fürchten. Zu
deutlich sind die Vorbehalte gegen die Sammelfächer quer durch die Parteien –
und unter den Lehrern. Dass Wüthrich den Initianten in der Landratsdebatte
vorwarf, den Volksentscheid von 2010 zur Harmonisierung der Bildungslandschaft
zu umgehen, bezeichnet Wiedemann trocken als «Blödsinn». Die Initiative setze
bloss ein paar Leitplanken, ansonsten bleibe der Baselbieter Bildungsrat frei,
über die Stufenlehrpläne und Stundentafeln zu beschliessen.
Auch
glaubt Wiedemann nicht, dass sich Baselland durch den Verzicht auf Sammelfächer
innerhalb der Nordwestschweiz isolieren würde, wie es die Bildungsdirektion
erwartet. «Alle Kantone mit einem Langzeitgymnasium haben Einzelfächer und in
Solothurn ist nun auch eine Initiative gegen die Sammelfächer geplant», sagt
Wiedemann.
Laut
einer Prüfung durch den Rechtsdienst des Regierungsrates schliessen zudem
«weder Bundesrecht noch Harmos oder der Lehrplan 21 aus, welche Fächer in
welchen Kombinationen unterrichtet werden». Es müssten lediglich die
Unterrichtsziele und Bildungsstandards erreicht werden. Gerade seit der finalen
Überarbeitung des Lehrplans 21 durch die D-EDK im November ist ausdrücklich
erlaubt, auch weiter einzelfachlich getrennt zu unterrichten.
Die
Mehrheit der Bildungskommission ist überzeugt, dass der Verbleib bei
Einzelfächern sich auch finanziell rechnet, da Lehrmittel weiter verwendet und
Weiterbildungen unnötig würden. Sie glaubt zudem, dass Sammelfächer letztlich
zu Bildungsabbau führen, da die einzelnen fachlichen Kompetenzen der Lehrer
weniger wichtig würden.
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