18. Oktober 2014

Largo sei Dank!

Remo Largo, einer der berühmtesten Kinderärzte und Sachbuchautoren, spricht den Kindern, Erziehungsberichtigten, Lehrpersonen, Pädagogen sowie Psychologen aus dem Herzen, wenn er sagt, dass das Konzept der Frühfremdsprachen zum Scheitern verurteilt sei. Dass das Frühfremdsprachen-Konzept innerhalb der 21 Kantone der Deutschschweiz auf positive Resonanz stösst, ist in keiner Zeitung zu lesen, im Gegenteil. Hilfeschreie weit über Partei- und Kantonsgrenzen hinaus ertönen – das Konzept sei zu überdenken.





Caroline Mall ist SVP Landrätin Baselland, Bild: SVP Reinach


Das Konzept ist gescheitert, Basler Zeitung, 18.10. von Caroline Mall



Am Anfang dieses Frühfremdsprachen-Konzeptes stand Harmos. Harmos sollte die schweizerische Schullandschaft harmonisieren. Dies gemäss der Grundlage in der Bundesverfassung (Art. 62), wonach Schuleintrittsalter und Schulpflicht sowie Dauer und Ziele der Bildungsstufen und deren Übergänge sowie Anerkennung von Abschlüssen harmonisiert werden sollen. Die Interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule (Harmos) versprach, diesem Anliegen gemäss Bundesverfassung, gerecht zu werden.
Das Harmos-Konkordat schoss weit über das Ziel hinaus. Der eigentliche Grundgedanke der Bundesverfassung wurde aus unbekannten Gründen ausgeblendet. Gemäss Konkordat sind ab der 3. Klasse die erste Frühfremdsprache und die zweite ab der 5. Klasse vorgesehen. Kernziel: Die Schülerinnen und Schüler sollen sich Grundkompetenzen aneignen. Was das auch immer heissen mag. Mit Harmonisierung hat dies rein gar nichts zu tun.
RemoLargo beschrieb unlängst in der BaZ minutiös, was es heisst, Fremdsprachen zu lernen. Vor allem zeigt er auf, welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen es braucht, um eine Fremdsprache kompetent lernen zu können. Es genügt eben nicht, eine Sprache während 90 Minuten in der Woche zu hören. Die International School ist ein wertvolles Beispiel dafür, wie ein Fremdsprachenkonzept funktioniert. Eine Sprache muss in den Alltag eingebettet sein. Der Grundsatz im Harmos-Konkordat kommt keiner dieser Voraussetzungen nach und erfüllt auch nicht den Charakter einer Harmonisierung. Ganz im Gegenteil. Wir haben eine Geldschleuse für ein Versuchs-Frühfremdsprachenkonzept geöffnet, ohne ansatzweise darüber nachzudenken, wie der Output für die Schülerschaft nach ihrer Schulzeit sein wird. Hochqualifizierte Menschen haben im Vorfeld mit empirischen Daten bewiesen, dass diese Form von Frühfremdsprachen untauglich ist. Sie wurden nicht ernst genommen.
Unsere Bildungspolitiker haben sich nicht auf den Kerngrundsatz der Bundesverfassung konzentriert, sondern ein schullandschaftliches Gebilde geschaffen, das unverhältnismässig, kostspielig und unverantwortlich ist. Ein klassisches Beispiel für politische Machtspiele, und dies auf dem Buckel unserer zukünftigen Steuerzahler. Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass niemand den Mut hat hinzustehen und zu sagen, dass das Frühfremdsprachen-Konzept gescheitert ist.

1 Kommentar:

  1. Ich gehe mit Frau Mall in dieser Sache grundsätzlich einig, verstehe aber nicht, wie sie auf die letzte Aussage, es hätte niemand den Mut hinzusehen und zu sagen, dass das Frühfremdsprachen-Konzept gescheitert sei, kommt. Angefangen mit Anton Strittmatter gibt es einige, die das tun. Anton Strittmatter tat das sogar an einer Podiumsveranstaltung des Verbandes der Schulleiterinnen und Schulleiter Kanton Baselland in Anwesenheit des Bildungsdirektors. Es gab auch vor Einführung des Frühfremdsprachen-Konzeptes genügend Warner. Worauf genau möchte Frau Mall hinaus? Was für Konsequenzen zieht sie als SVP Landrätin aus dem gesagten?

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