29. März 2012

Reaktion auf Hubacher

Auf die Kolumne von alt SP-Präsident Helmut Hubacher über die Schule sind Reaktionen eingegangen. Hier ein Leserbrief von Roger Rappo, veröffentlicht in der Basler Zeitung vom 28.3.
Auf den trefflichen Artikel von Helmut Hubacher muss man reagieren. Hier Beobachtungen zur Situation der Schule:
1. An den Schulen hat «Einfalt statt Vielfalt» zu herrschen. Unité de doctrine et unité de style! Lehrer müssen alle gleich unterrichten, gleich reden und die gleiche Gebärdensprache haben. So will es die EDK (Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren). Nur die «unité» ermöglicht «Qualitätsmanagement» und verhindert unerwünschten persönlichkeitsgeprägten Unterricht.
2. Die Integration ist kompromisslos durchzusetzen. Schüler mit IQ zwischen 70 und 170 kann man problemlos zusammen unterrichten. Chaoten und Bildungsverweigerer sind zu hätscheln.
3. Die Fachausbildung der Lehrer ist Nebensache. Wichtig allein sind Methodik und Didaktik. So kann man das, was man selbst nicht beherrscht, offenbar vortrefflich unterrichten. Fachlich soll der Lehrer nicht mehr einem Eisberg gleichen, der mehr Substanz hat, als er zeigt, sondern einem Ballon, der mehr Substanz vortäuscht, als er hat.
4. Schülerwissen ist «quantité négligeable». Schwarze Löcher in den Grundkenntnissen sind irrelevant. Zum Beispiel können 30 Prozent einer Gymnasialklasse das Einmaleins nicht.
5. Theorien sind das A und O und garantieren Erfolg in der Praxis. (Liest man fleissig Bücher über Autos, ist man ein guter Autofahrer. Liest man begeistert Reinhold Messner, ist man ein guter Alpinist.) Falls Theorien in der Praxis versagen, ist die Praxis schuld.
6. Die tolle Reformsprache (Feedback, Innovation, Echogruppe und so weiter) ist das Wichtigste. L’important c’est de se gargariser de mots. Nicht Hamlet: «More matter with less art!», sondern Massnahmen bezüglich LRS (Lese-Rechtschreib-Schwäche) im Sinne von: «More bluff with less stuff!»
7. Aus den Fehlern der Reform 1988 werden keine Lehren gezogen. Das würde nur am Image der LRS kratzen.
8. In der Schule soll nicht Ruhe, sondern Tamtam, nicht Ordnung, sondern das Chaos herrschen. Vor allem schwache Schüler gedeihen so am besten.
9. Der Schüler darf alles, der Lehrer nichts. Quod licet bovi, non licet Jovi.

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