12. März 2015

Bildungsrat will sich nicht entmachten

Der Baselbieter Bildungsrat wittert offenbar Gefahr, den von Bildungsdirektor Urs Wüthrich eingeschlagenen Harmos- und Lehrplan-21-Weg nicht mehr weiter beschreiten zu können. Diese Gefahr geht von zwei vordergründig harmlos klingenden parlamentarischen Initiativen aus. Sie verlangen, dass der Landrat erstens die Einführung des Lehrplans 21 bestimmen kann. Die zweite Initiative richtet sich gegen die Einführung von Sammelfächern (beispielsweise die Zusammenlegung von Biologie-, Chemie- und Physikunterricht). Würden die Initiativen angenommen, wäre der Bildungsrat in seiner Kompetenz beschnitten, Stundentafel und Lehrpläne autonom bestimmen zu können.
Bildungsrat droht Einflussverlust, Basler Zeitung, 12.3. von Daniel Wahl


Nun hat sich der Bildungsrat zu dem durchgerungen, was er sonst nicht tut: Gestern hat er seine Stellungnahmen zuhanden der Regierung öffentlich gemacht und beide parlamentarischen Initiativen zur Ablehnung empfohlen. Für den Erlass der Lehrpläne sei er zuständig, die Kindergärten und Primarschulen bräuchten nun Planungssicherheit, argumentiert der Bildungsrat.

Konflikt um Zuständigkeit
Die Mehrheit der Bildungskommission findet hingegen, dass der Lehrplan 21 die Baselbieter Schulen einschneidend und verändernd beeinflusse, sodass der Landrat zuständig für die Einführung des Werks sei. Ein neuer Gesetzespassus soll Streitigkeiten in der Frage der Zuständigkeit ein für alle Mal klären. Eine Einführung des Lehrplans 21 dürfte es im Parlament derzeit schwer haben, während er vom Bildungsrat, der von Urs Wüthrich präsidiert und verwaltet wird, durchgewunken wurde.
Eine Auswirkung auf die Stunden­tafel hätte auch eine Annahme der Initiative gegen die Aufhebung von Sammelfächern. Hier befürchten die Initianten, dass die Zusammenführung von Bio, Chemie und Physik zum Sammelfach Natur und Technik und Geographie und Geschichte zum Sammelfach «Räume Zeiten, Gesellschaften» nicht mehr kompatibel zu Studiengängen an der Universität ist. Zudem müssten Lehrer, um sachgerecht und vertieft unterrichten zu können, gleich mehrere Studiengänge belegen. Das sieht der Bildungsrat naturgemäss anders: «Die Sammelfächer können auch weiterhin, wenn nötig, von Lehrern mit Lehrbefähigung in Einzelfächern unterrichtet werden.»

Ferner hat sich gestern Nachmittag auch die Konferenz der Präsidentinnen und Präsidenten der Basellandschaftlichen Schulräte zu den Sammelfächern geäussert. «Eine Festschreibung von Fächern im Bildungsgesetz steigert die Unsicherheit und Unruhe in den Sekundarschulen. Sie erschwert die für die Wirtschaft wichtigen vergleichbaren Schulzeugnisse, schafft voraussichtlich Bildungsdifferenzen zu unseren Nachbarkantonen.»

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