17. April 2016

Mehr Fremdsprachen an Zürcher Primarschulen

Mit dem Lehrplan 21 im Kanton Zürich ist mehr Informatik-Unterricht geplant, schon Fünftklässlern sollen erste Kenntnisse vermittelt werden. Der Beginn des Englisch-Unterrichts wird von der 2. in die 3. Klasse verschoben. Bis am 9. September führt der Bildungsrat eine Vernehmlassung zum Zürcher Lehrplan 21 durch.













Mehr Informatik für Zürcher Schüler, Bild: Keystone
Mehr MINT-Unterricht, weniger Handarbeit, Landbote, 15.4.

Der neue Lehrplan, der jenen aus dem Jahr 1991 ersetzt, werde «keine Revolution im Klassenzimmer» auslösen, sagte Bildungsdirektorin Silvia Steiner an der Medienkonferenz vom Freitag zum Start der Vernehmlassung. Es gehe vielmehr um eine «Anpassung an die Gegebenheiten der Schulrealitäten».

Mehr Fremdsprachen-Unterricht an der Primarschule
Der Einstieg ins Lernen einer Fremdsprache an der Primarschule soll künftig «möglichst intensiv» erfolgen, wie Volksschulamt-Vertreterin Brigitte Mühlemann sagte. Englisch-Unterricht startet nicht mehr in der 2., sondern erst in der 3. Klasse, dafür gleich mit drei Lektionen (bisher zwei).

Der Unterricht in Französisch beginnt wie bisher in der 5. Klasse, in den ersten beiden Jahren jedoch mit drei statt wie bisher zwei Lektionen. In der Sekundarstufe I wird dagegen die Anzahl «Franz«-Lektionen von vier auf drei reduziert.

Um den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes entgegenzukommen, ist der Ausbau der Fächer des MINT-Bereichs vorgesehen, sagte Mühlemann. Schon für Fünft- und Sechstklässler ist Unterricht in «Medien und Informatik» geplant. Die Primarschüler sollen künftig die Grundlagen der elektronischen Datenverarbeitung verstehen und dem Alter entsprechend anwenden können.

An der Sekundarstufe I ist eine Erhöhung der Lektionenzahl für «Natur und Technik» vorgesehen. Neue Akzente gesetzt werden laut Mühlemann auch im Bereich Wirtschaft, Arbeit und Haushalt, indem verstärkt auf Themen wie Umgang mit Geld, Budget, Freizeitgestaltung und Konsum fokussiert werde. Der Projektunterricht bleibe bestehen, werde aber von drei auf zwei Lektionen gekürzt.

Systemfremden Gesetzesartikel zu Handarbeit streichen
Der Bildungsrat schlägt vor, die Zahl der Handarbeitslektionen zu reduzieren. Dazu ist allerdings eine Gesetzesänderung nötig, weil das Fach Handarbeit mit einer definierten Anzahl Stunden im Volksschulgesetz verankert ist. Dass Handarbeitsunterricht in Halbklassen unterrichtet wird, ist heute auch gesetzlich geregelt.

Der Bildungsrat möchte nun den entsprechenden «systemfremden» Gesetzesartikel streichen und Handarbeit wie die anderen Fächer behandeln. Dadurch gebe es mehr Spielraum zur Ausgestaltung der Lektionentafel. Insgesamt sieht der Lehrplan-21-Entwurf an der Primarschule zwischen 23 und 31 Lektionen pro Woche vor, an der Sekundarstufe I zwischen 32 und 36 Lektionen.

Lehrerverbände für mehr Halbklassenunterricht
Grundsätzlich stehen laut Steiner alle Verbände hinter dem Lehrplan 21. Jene, die die Lehrpersonen vertreten, kritisieren allerdings die - aus finanziellen Gründen - geplante Reduktion des Halbklassenunterrichts. Zudem schlagen sie geringere Lektionenzahlen vor, für die 5. und 6. Primarklasse maximal 30 Lektionen und die 2. Sek-Klasse maximal 34 Lektionen.

Die Bildungsdirektorin hat den Zürcher Lehrerinnen und Lehrerverband (ZLV), der Anfang März aus Protest aus den Arbeitsgruppen zur Umsetzung des Lehrplans 21 zurückgetreten ist, wieder zurück ins Boot geholt.

Der Fragebogen zur Vernehmlassung wurde aufgrund der ZLV-Kritik angepasst. Er enthält neu ausdrückliche Fragen zu den kritischen Punkten. Die Verbände sollen Vorschläge machen, bei welchen Fächern im Gegenzug zu mehr Halbklassenunterricht Abstriche gemacht werden sollen.

Einführung im Schuljahr 2018/19
Der Bildungsrat wird die Ergebnisse der Vernehmlassung bis Ende 2016 auswerten und im Frühling 2017 über die Inkraftsetzung des neuen Lehrplans entscheiden. Im Schuljahr 2018/19 wird er auf der Kindergarten- und der Primarstufe bis zur 5. Klasse in Kraft treten, in der 6. Klasse und auf der Sekundarstufe I im Schuljahr 2019/20.

Bereits ab Schuljahr 2017/18 erfolgt die Einführung des neuen Lehrplans für die Lehrerinnen und Lehrer mit Vorbereitungsarbeiten und Weiterbildungen. Ein Weiterbildungsobligatorium gibt es nicht, die Schulen können aber drei Tage Unterrichtszeit für Weiterbildungen einsetzen, wie Silvia Steiner sagte.


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