14. März 2015

Keine "freiwillige" Mehrarbeit

Als Zeichen der Solidarität ist die Lehrerschaft der Gemeinde Uzwil vom Schulrat aufgefordert worden, im Gleichschritt mit dem Gemeindepersonal Mehrarbeit zu leisten, allderdings auf freiwilliger Basis. Der Aufruf stiess auf wenig Verständnis. Der Mehrheit der Reaktionen fiel negativ aus.




Der Uzwiler Schulratspräsident Daniel Wyder: "Anderes Anstellungsverhältnis", Bild: Philipp Stutz

Uzwils Lehrer wollen keine freiwillige Mehrarbeit leisten, St. Galler Tagblatt, 14.3. von Philipp Stutz


Seit Anfang dieser Woche haben die Mitarbeitenden der Uzwiler Gemeindeverwaltung zwei Stunden Mehrarbeit zu leisten. Somit wird 44 statt 42 Stunden gearbeitet, und dies bei gleichem Lohn. Diese Massnahme, vom Gemeinderat angeordnet, ist auf drei Monate befristet. Die Exekutive versteht sie als Zeichen der Solidarität zur exportorientierten Wirtschaft. Hat doch der Technologiekonzern Bühler die Arbeitszeit für die Mitarbeitenden vorübergehend von 40 auf 45 Stunden erhöht (die Wiler Zeitung hat berichtet).

Schule nicht direkt betroffen
Die Schule ist von diesem Entscheid nicht direkt betroffen. Uzwil ist zwar eine Einheitsgemeinde. Die Lehrpersonen sind aber nach kantonalem Dienstrecht angestellt. Dort ist ein solches Zeichen der Solidarität nicht vorgesehen. «Indirekt betroffen ist aber auch die Schule», schreibt der Schulrat in einer Mitteilung an die Lehrerschaft, die der Wiler Zeitung vorliegt. «Unsere Löhne sind mit Steuergeldern finanziert. Geht es der Wirtschaft schlecht, fehlen Steuereinnahmen, und der Spardruck erhöht sich, auch im Bildungsbereich.» Es bestehe eine volkswirtschaftliche Abhängigkeit, hält der Schulrat fest. Die Gemeindeverwaltung setze ein Zeichen der Solidarität, schreibt die Behörde in ihrer Mitteilung an die Lehrerschaft weiter. Das Gemeindepersonal nutze die Möglichkeit, um zum Beispiel lange geplante Optimierungen umzusetzen. Dinge, für die neben dem täglichen Arbeiten nie Zeit gewesen war.
Negative Reaktionen
Lehrer wurden aus diesem Grund zu freiwilliger Mehrarbeit angefragt. Dies als Zeichen der Verbundenheit und Solidarität zu Gemeindeverwaltung und Wirtschaft. Die Anfrage sei parallel mit der Ankündigung einhergegangen, dass der Gemeinderat die Arbeitszeit für die Angestellten erhöhen wird, sagt Schulratspräsident Daniel Wyder: «Die Lehrpersonen wurden darüber informiert, dass sie von der Arbeitszeitverlängerung nicht betroffen seien. Denn das Anstellungsverhältnis ist ein anderes.» Sie seien angefragt worden, ob eine Möglichkeit der freiwilligen Solidaritätsbekundung besteht. Die Reaktionen seien überwiegend kritisch ausgefallen. Dem Schulrat sei nicht bewusst gewesen, dass mit der Anfrage eine falsche Erwartungshaltung verknüpft worden sei, gesteht Wyder. Verunsicherung sei entstanden. «Doch inzwischen haben sich die Wogen geglättet», betont Daniel Wyder. «Sowohl Lehrpersonen als auch Gemeindeangestellte leisten sehr viel wertvolle Arbeit, auch über die normale Arbeitszeit hinaus.» Wyder erwähnt aus dem Bildungsbereich zum Beispiel Projektwochen, Lager oder Begabungsförderung.
Keine Verpflichtung

In einem zweiten Schreiben, das sich auf die negativen Reaktionen bezieht, betont der Schulrat, dass die Schule durch den Gemeinderatsentscheid zu nichts verpflichtet sei und er die Lehrerschaft zu keinerlei Massnahmen habe nötigen wollen.

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