Doch keine Volksabstimmung? Basler Zeitung, 13.3. von Thomas Dähler
Die traditionellen Schulfächer Geschichte, Geografie, Chemie,
Physik, Biologie und Hauswirtschaft dürften an den Baselbieter Sekundarschulen
kaum gänzlich abgeschafft werden. Möglich wäre, dass künftig zwar anstelle der
traditionellen Fächer die neuen Sammelfächer im Stundenplan stehen, diese
gesamthaft benotet, aber von verschiedenen Lehrkräften einzeln unterrichtet
werden. Der Wechsel an der Spitze der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion von
SP-Regierungsrat Urs Wüthrich zur freisinnigen Nachfolgerin Monica Gschwind
könnte dazu führen, dass die Suppe beim Lehrplan 21 nicht ganz so heiss wie
gekocht gegessen wird.
Mit
dem Ja zu zwei Parlamentarischen Initiativen zum Lehrplan 21 und zu den
Sammelfächern hat der Landrat einst die umstrittenen Dossiers dem abtretenden
Bildungsdirektor entzogen. Inzwischen hat der Lehrplan aber an Sprengkraft
verloren: Bei den Sammelfächern sind die zu erreichenden Kompetenzen in der
revidierten Fassung pro herkömmliches Fach einzeln aufgelistet. Einigkeit
herrscht auch darüber, dass der Lehrplan 21 für die einzelnen Niveaus der
Sekundarschule unterschiedlich aufgeschlüsselt werden muss. Die neue
Bildungsdirektorin hat zudem im Wahlkampf klargemacht, dass ihr Einzelfächer
und kompetente Fachlehrkräfte wichtig sind.
Die
SP, welche die Parlamentarischen Initiativen ablehnt, schlägt in ihrer
Vernehmlassungsantwort einen Kompromiss vor: Der Landrat soll den Lehrplan nur
zur Kenntnis nehmen, aber die Möglichkeit erhalten, dessen Eckwerte wieder an
die Regierung und den Bildungsrat zurückzuschicken, sollte er nicht
einverstanden sein. SP-Landrat Christoph Hänggi will diese «Steilvorlage» in
der Bildungskommission einbringen, damit sie die Möglichkeit erhält, statt
einer umkämpften Volksabstimmung «den Königsweg» eines Kompromisses zu
beschreiten. «Damit bieten wir der neuen Bildungsdirektorin die Möglichkeit,
ihr Amt ohne Turbulenzen anzutreten.»
Der
Bildungsrat, dessen Anliegen neuerdings von Vizepräsident Rolf Knechtli statt
von Bildungsdirektor Wüthrich vertreten werden, spricht sich in der
Vernehmlassung zur Sammelfächer-Vorlage der landrätlichen Bildungskommission
zwar auch weiterhin gegen die feste Verankerung der traditionellen Fächer im
Bildungsgesetz aus. Doch er ist neuerdings auch der Ansicht, dass die
Sammelfächer «wenn nötig von Lehrerinnen und Lehrern mit Lehrbefähigung in den
Einzelfächern unterrichtet werden können».
In
der Vernehmlassungsvorlage kocht die Bildungskommission zudem die Suppe in der
Frage der Sekundarlehrerausbildung zu heiss: Sie geht davon aus, dass die
Einzelfächer wie Geschichte oder Geografie künftig an der Pädagogischen
Hochschule (PH) nicht mehr angeboten werden. Stattdessen werde sie nur noch
eine Ausbildung in den Sammelfächern mit pro Einzelfach massiv gekürzter
Fachausbildung anbieten. In Chemie beispielsweise würden für die Fachausbildung
nur noch 7,7 Kreditpunkte statt der heutigen 23 verlangt.
Keine
Schnellbleiche
Doch
eine derart ausgedünnte Sekundarlehrerausbildung ist bei der PH der
Fachhochschule Nordwestschweiz kein Thema. Dafür gibt es bis heute nicht nur
keinen Auftrag des Regierungsausschusses, auch für die PH selber ist es
unvorstellbar, dass künftig Sammelfächer gesamthaft im gleichen Umfang wie
heute ein einzelnes Fach studiert werden können, wie bei der Medienstelle zu
erfahren ist. Zwar arbeiten an der PH schon heute interdisziplinäre
Professorenteams. Doch in Anbetracht der unterschiedlichen Regelungen und
Fächerkombinationen in den Kantonen ist davon auszugehen, dass die
Lehrbefähigung auch an der PH weiterhin in den bestehenden Fächern erworben
werden muss. Statt einer Schnellbleiche im Sammelfach ist auch künftig die
volle Fachausbildung in allen Teilfächern gefordert.
Im
Falle der viel kritisierten Fächerkombination «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt»
ist es gar nicht mehr vorgesehen, dass künftig in den Schulküchen auch noch
Ökonomie im engeren Sinn unterrichtet wird. Das Fach Hauswirtschaft erfährt
eine Erweiterung, etwa um wirtschaftliche Aspekte des Haushaltens oder um
Aspekte der Gesundheit.
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