Die C-Fraktion im Nationalrat will Schulen bei der Digitalisierung
unterstützen. Dazu sollen die Bildungseinrichtungen auf Bundesmittel
zurückgreifen können. Am Kollegium Brig ist man geteilter Meinung.
C-Politiker wollen Digitalisierung an Schulen vorantreiben, www.1815.ch, 21.2. von Martin Meul
Wir stecken mitten in einer digitalen Transformation», sagt
CSP-Nationalrat Thomas Egger, welcher das Anliegen seiner Fraktion als Sprecher
nach aussen hin vertritt. «Leute gehen praktisch mit dem Handy ins Bett und
stehen damit auch wieder auf.» Auch die Wirtschaft spüre die massiven
Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringe, so Egger.
Verlierer vermeiden
Nun soll der Bund dabei helfen, dass dieser Prozess besser adaptiert
werden kann. «Es ist nicht so, dass der Mensch als Arbeitskraft überflüssig
wird», ist Egger überzeugt. «Allerdings müssen wir uns auf die neuen
Anforderungen einstellen können, das heisst, dass jetzige und künftige
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befähigt werden müssen, mit der digitalen
Entwicklung Schritt halten zu können.» Es gehe darum zu vermeiden, dass die
Digitalisierung «Verlierer» hervorbringe, so der Nationalrat. Viele Unternehmen
seien denn auch dabei, sich dieser Herausforderung zu stellen und würden
bereits entsprechende Schulungen für ihr Personal anbieten. «Allerdings dürfen
wir nicht nur auf die Unternehmen setzen», sagt Egger weiter. «Wir müssen
schon während der Ausbildung und in der Schule damit beginnen, die jungen Leute
auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorzubereiten.» Darum fordert die
C-Fraktion mittels Motion vom Bundesrat, ein entsprechendes Impulsprogramm in
die Wege zu leiten. Schulen sollen sich demnach für Fördermittel bewerben
können, wenn sie ein Projekt zur Förderung der Digitalisierungskompetenzen
lancieren möchten. Die Eidgenossenschaft würde dann die Hälfte der anfallenden
Kosten tragen. Nationalrat Egger betont in diesem Zusammenhang, dass es nicht
darum gehe, den Schulen die technische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.
«Mittel sollen nur dann gesprochen werden, wenn die Projekte die Förderung von
Kompetenzen zum Inhalt haben, bei den Lehrpersonen wie auch den Schülern», sagt
er. «Gerade die Ausbildung der Lehrpersonen im Bereich Digitalisierung ist von
entscheidender Bedeutung, denn nur wenn die Lehrpersonen über das nötige Rüstzeug
verfügen, können sie dieses auch an die Schülerschaft weitergeben.»
Gleich lange Spiesse
Die Motion der C-Fraktion stellt dabei allerdings einen
Paradigmenwechsel dar, denn bislang liegt die Gestaltung und Finanzierung des
Bildungswesens in der Hoheit der Kantone. So wurde denn auch entsprechende
Kritik in dieser Richtung am Vorschlag der C-Fraktion laut. Nationalrat Thomas
Egger allerdings hält dagegen und verweist auf den Kanton St. Gallen, der ein
entsprechendes Impulsprogramm in der Höhe von 75 Millionen Franken lanciert
hat. «Die Bemühungen in der Ostschweiz sind sehr lobenswert», sagt Egger dazu.
«Allerdings darf es nicht sein, dass in einem solch wichtigen Bereich die
Kantons- und Gemeindefinanzen darüber entscheiden, ob entsprechende Projekte
und Programme lanciert werden. Es geht nur darum, gleich lange Spiesse zu
schaffen.» Aus diesem Grund sei es wichtig, dass der Bund eine finanzielle
Hilfestellung böte. «Zudem müssen die Kantone und Gemeinden ja nicht auf die
Mittel zurückgreifen, wenn sie es nicht wünschen», so Egger weiter.
Weniger Stunden an der OS
Der Fachbereichsleiter Informatik am Kollegium Brig, Bernhard Britsch,
findet den Vorstoss der C-Fraktion in Bundesbern grundsätzlich begrüssenswert. «Natürlich sind
zusätzliche Mittel für die Förderung der Digitalisierungskompetenzen eine gute
Sache», sagt er. Allerdings, so Britsch, dürfe man nicht den Fehler machen und
sich zu viel von solchen Programmen versprechen. «Um wirklich vertiefte
Kompetenzen in den Bereichen Informatik und Digitalisierung entwickeln zu
können, braucht es nämlich in erster Linie genügend viele Stunden und
entsprechendes Lehrpersonal», sagt Britsch. «Es ist sehr zu begrüssen, dass die
Stundenzahl für Informatik am Kollegium soeben letztlich von zwei auf vier
erhöht wurde, auf den unteren Schulstufen erleben wir im Moment jedoch einen
gegenteiligen Trend, es wurden, zum Beispiel auf Stufe OS, Informatik-Stunden
gestrichen.»
«Integrieren ist keine Lösung»
Im Zuge des Lehrplans 21 setze man zunehmend auf einen integrierten
Informatikunterricht, versuche also entsprechende Kompetenzen in anderen
Fächern zu vermitteln, so der Fachbereichsleiter Informatik am Kollegium Brig.
«Allerdings hängt bei diesem Modell viel von der Affinität der Lehrpersonen zum
Bereich Informatik ab, sodass Kompetenzen nur sehr heterogen ausgebildet werden»,
sagt Bernhard Britsch. «Zudem werden in erster Linie Kompetenzen in der
Anwendung von Computern und Programmen vermittelt, das Wissen um die Bereiche
Programmierung und Entwicklung bleibt allerdings auf der Strecke.» Entsprechend
beobachte man, dass Schüler, die ins Kollegium übertreten würden, zwar die
Anwendungsbereiche der Informatik recht gut beherrschten, die Kompetenzen im
Bereich Programmierung und Ähnlichem jedoch zurückgingen. «In meinen Augen ist
es daher ein Widerspruch, wenn man sagt, dass man die
Digitalisierungskompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken will, aber
gleichzeitig das Fach Informatik Spardebatten zum Opfer fallen lässt», so
Britsch weiter. «Eine langfristige Stärkung dieser Kompetenzen gelingt nur,
wenn wir dem Fach jene Wertschätzung entgegenbringen, die aufgrund der
Entwicklung der Gesellschaft angezeigt ist.»
21.
Februar 2019, 00:00
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