Der Bildungsrat ist in seiner heutigen Form
halb Legislative, halb Exekutive: ein Fremdkörper im demokratischen System des
Kantons Baselland, dessen Zukunft der Landrat zurecht infrage stellt. Der
Bildungsrat ist heute nicht demokratisch zusammengesetzt und fällt dennoch
weitreichende Entscheide – Entscheide, die politisch motiviert sind und sich in
der jüngsten Vergangenheit auch mal als krasse Fehlentscheide herausgestellt
haben. Die Stimmberechtigten erhalten am 10. Juni an der Urne die Gelegenheit,
den verpolitisierten Bildungsrat durch einen Beirat Bildung zu ersetzen.
Auffällig
ist die Nein-Kampagne, welche zurzeit zur Rettung des Bildungsrats in seiner
heutigen Form geführt wird. Hinter ihr stecken all jene, die heute im
Bildungsrat sitzen, ihre Pfründe verteidigen und davon profitieren, Entscheide
in ihrem eigenen Interesse zu fällen. Dominiert wird der heutige Bildungsrat
von fünf Vertreterinnen und Vertretern von Lehrerinteressen. Keine Stimme haben
hingegen die Schüler, deren Eltern, die Gemeinden und die Schulleitungen.
Dem Beirat Bildung eine Chance geben, Basler Zeitung, 19.5. von Thomas Dähler
Der
jetzt vom Landrat vorgeschlagene neue Beirat Bildung korrigiert die personelle
Zusammensetzung zwar nur teilweise. Für eine fachlich versiertere
Zusammensetzung bürgt jedoch neu eine landrätliche Findungskommission. Und vor
allem: Anders als heute wird der Beirat Bildung keine politischen Entscheide in
eigener Kompetenz fällen dürfen. Stattdessen wird er seine Anträge fachlich
begründen müssen, bevor sie von der Regierung definitiv verabschiedet werden.
Allein diese zusätzlich eingebaute Hürde ist Grund genug, dem neuen Beirat
Bildung den Vorzug zu geben.
Dass
der heutige Bildungsrat interessengesteuerte Entscheide fällt, liegt im
Wahlsystem dieser Sonderbehörde begründet. Die Lehrerorganisationen, Verbände
und Parteien küren ihre Vertreter, die sie dann auf einer Liste dem Landrat zur
Wahl vorschlagen können. Diese Liste kann der Landrat nur bewilligen oder
zurückweisen. Eine ordentliche Wahl mit mehreren Kandidierenden sieht das
heutige System nicht vor – ein Wahlsystem, welches nicht wirklich als
demokratisch bezeichnet werden kann.
Problematisch
sind auch die Finanzentscheide, welche das einseitig zusammengesetzte Gremium
de facto selber fällt. So hat der Bildungsrat in der Vergangenheit die
Anschaffung überteuerter Lehrmittel beschlossen, ohne die finanziellen
Konsequenzen seines Entscheids abzuwägen. Zwar hat der Landrat beim Budget für
den Kantonshaushalt das letzte Wort, doch ein Veto zu einem vom Bildungsrat
beschlossenen Lehrmittel hätte weitreichende Konsequenzen: Würde der Landrat
die Anschaffung eines Lehrmittels nämlich aus dem Budget streichen, müsste das
neue Schuljahr im darauffolgenden August ohne Lehrmittel begonnen werden –
keine echte Alternative für ein Parlament, das verantwortungsvoll handelt.
Schliesslich
hat sich der Bildungsrat in jüngster Zeit auch einen krassen Fehlentscheid
geleistet. Das Volk hat entgegen der Empfehlung des Bildungsrats entschieden,
dass in den Sekundarschulen Naturwissenschaften und Geschichte als Einzelfächer
unterrichtet werden müssen; der Bildungsrat hat das Volksverdikt mit
Einstundenfächern quittiert, die in der Praxis nur als Sammelfächer hätten
unterrichtet werden können – ein krasser Verstoss gegen den Volksentscheid.
Erst nach massivem Protest aus dem Landrat hat der Bildungsrat eingelenkt und
die Stundentafel gemäss dem Volkswillen im letzten Moment noch korrigiert.
Lange
hat der Bildungsrat konstruktiv mit den jeweiligen Regierungsräten an der
Spitze der Bildungsdirektion zusammengearbeitet. Erst die jüngste Reformwelle,
die in einer beispiellosen Zahl von Volksinitiativen ausgeartet ist, hat die
Limiten des jetzigen Bildungsrats aufgezeigt. Die Differenzen mit der jetzigen
Bildungsdirektorin Monica Gschwind und vom Volk gefällten Entscheiden wie
demjenigen zu den Einzelfächern in der Sek haben den Konflikt zwischen den vom
Volk gewählten Behörden und der Sonderbehörde Bildungsrat eskalieren lassen.
Sicher:
Es war nicht alles falsch, was der Bildungsrat entschieden hat. Der Rat hat oft
wertvolle Arbeit geleistet. Deshalb wäre es auch nicht richtig, den Bildungsrat
ersatzlos abzuschaffen. Der jetzt vorgeschlagene Beirat Bildung verheisst einen
guten Mittelweg: In einer ausgewogeneren Zusammensetzung wird der Beirat
Bildung weiterhin die Lehrpläne, die Stundentafel, die Lehrmittel und weitere
Erlasse beraten können. Stimmt das Volk am 10. Juni mit Ja, werden aber die
Ergebnisse die kritische Würdigung durch den Regierungsrat bestehen
müssen.
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