Zur
Evaluation von Lehrern gehört auch eine strukturierte Rückmeldung der Eltern.
Diese Vorgabe des Kantons Luzern wird von den Schulen sehr unterschiedlich
umgesetzt – vom traditionellen Elterngespräch bis zu aufwendigen Umfragen.
Luzerner Eltern können bei der Beurteilung der Lehrer mitreden, Luzerner Zeitung, 19.5. von Gabriela Jordan
«Wie zufrieden sind Sie mit dem Umfang der Hausaufgaben Ihres Kindes?
Und wie beurteilen Sie die Kommunikation und Organisation des Klassenlehrers,
etwa bei Schulreisen?» Solche und ähnliche Fragen müssen Eltern im Kanton
Luzern alle paar Jahre beantworten. Sie sind Bestandteil einer umfassenden
Lehrer-Evaluation, die von den Volksschulen regelmässig durchgeführt werden
muss. Damit soll die Schul- und Unterrichtsqualität sichergestellt werden.
Ebenso erhalten Lehrerinnen und Lehrer so die Möglichkeit, sich beruflich
weiterzuentwickeln.
Eltern können bei der Lehrerbeurteilung also mitreden. Wie das genau
geschieht, ist von Gemeinde zu Gemeinde allerdings unterschiedlich. Manche
Schulen führen analoge oder digitale Umfragen durch, andere handeln das Thema
via Elterngespräch ab. Eine Schule, die von der ersten Variante Gebrauch macht,
ist Horw. Seit sechs Jahren verwendet sie dafür eine digitale Evaluationsplattform.
«Befragt werden alle zwei bis drei Jahre Erziehungsberechtigte vom Kindergarten
bis zur dritten Sekundarstufe», erklärt Rektor Daniel Bachmann. Längst nicht
alle Eltern machen von dieser Möglichkeit jedoch Gebrauch: Der Rücklaufquote liege
bei rund 55 Prozent.
Lehrer werden
über die Ergebnisse informiert
Wie Bachmann betont, gehe es bei diesen strukturierten Feedbacks nicht
um eine Evaluation der Fähigkeiten einer Lehrperson – dafür sei die
Schulleitung zuständig. «Das Ziel ist stattdessen, dass die Lehrpersonen
Rückmeldungen erhalten, wie ihr Wirken in der Klasse wahrgenommen wird, wie
wohl sich die Kinder in der Schule fühlen und wie die Eltern die Zusammenarbeit
mit den Lehrpersonen erleben.» Die Ergebnisse sollen bezüglich Schulqualität
sensibilisieren und auf Optimierungsbedarf hinweisen. Die jeweiligen
Lehrpersonen würden die Umfrageergebnisse, ohne Rückverfolgbarkeit zu den
Eltern erhalten. Auch werde etwa an Teamsitzungen rudimentär über die
Ergebnisse informiert.
Direkte Folgen kann es durchaus geben: Beispielsweise können negative
Rückmeldungen laut Bachmann Auslöser für genaue Abklärungen sein. Weiter
könnten Abläufe optimiert oder Weiterbildungen aufgegleist werden. Wie viel die
Umfrage kostet, lasse sich nicht abgrenzen. Die Erstellung und Auswertung der
Fragebogen sei Teil der Prorektorenstelle, die Evaluationsplattform nutze die
Schule zudem noch für andere Zwecke.
«Eine schnell durchgeführte Umfrage bei den 20
Schulleitungen der Stadt Luzern hat mir bestätigt, dass Elternfeedbacks
regelmässig eingeholt werden. Alles andere hätte mich auch sehr erstaunt.»
Vreni Völkle, Rektorin der Volksschule Stadt Luzern
Vreni Völkle, Rektorin der Volksschule Stadt Luzern
Eine Ausnahme ist Horw nicht, auch andere Schulen im Kanton führen
digitale Umfragen durch. «Viele geben die Umfrage aber noch in Papierform nach
Hause», sagt auf Anfrage Pirmin Hodel, Präsident des Verbandes der Luzerner
Schulleiter. «In Zukunft wird sich das aber ändern. Schon jetzt machen immer
mehr Schulen von der digitalen Umfrage Gebrauch.» Häufig gebe es an Schulen
Musterumfragen, welche von den Lehrerinnen und Lehrern an die Stufe der Kinder
sowie an die spezifischen Jahresthemen angepasst werden könnten.
Vorteile des
Elterngesprächs
Doch wie seriös handhaben die Gemeinden, die auf Umfragen verzichten,
die Elternfeedbacks? «Mich würde es erstaunen, wenn es ein strukturelles
Problem gäbe und das nicht alle Schulen machen würden», antwortet Pirmin Hodel.
«Ich gehe davon aus, dass dies seriös gemacht wird.» Wichtig sei, dass die
Rückmeldung nicht zwischen «Tür und Angel» eingeholt werde, sondern eben
strukturiert. Aus seiner Sicht seien Elterngespräche dafür genauso gut
geeignet, weil Anliegen dabei niederschwellig deponiert werden könnten. «Wir
haben die Erfahrung gemacht, dass der schriftliche Weg längst nicht von allen
Eltern genützt wird. Das kann man so interpretieren, dass sie zufrieden sind.
Grundsätzlich geht es bei den Feedbacks aber auch darum, mal zu sagen, was gut
ist – aber natürlich ebenso allfällige schlechte Sachen.»
Gleich wie Hodel schätzt die Situation Vreni Völkle ein. Sie ist
Rektorin der Volksschule Luzern. «Eine schnell durchgeführte Umfrage bei den 20
Schulleitungen der Stadt Luzern hat mir bestätigt, dass Elternfeedbacks
regelmässig eingeholt werden. Alles andere hätte mich auch sehr erstaunt.» Die
angewandten Methoden seien aber nun mal sehr vielfältig, ebenso der Rhythmus
der Befragungen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen