In der
Schweiz gehen 75% der Kinder zu Fuss zur Schule. Dieser Anteil ist doppelt so
hoch wie in Grossbritannien oder den USA. Doch eine Studie zeigt, dass sich
dies ändern könnte.
Noch gehen die meisten Kinder in der Schweiz zu Fuss zur Schule, Swissinfo, 4.10. von Isobel Leybold-Johnson
Insbesondere in der Deutschschweiz gilt es als ein Schritt zum
Erwachsenwerden, wenn die Kinder zu Fuss zur Schule oder sogar in den Kindergarten
gehen. Vielen Ausländern, deren Kinder in der Schweiz zur Schule gehen, dürfte
das bekannt sein. Dennoch: Für Immigranten, die aus Ländern kommen, wo Kinder
in die Schule gefahren werden, ist dies gewöhnungsbedürftig.
Seit 1997 gilt der 4. Oktober zum Beispiel in den USA als "Walk to school day". In der Schweiz wurde der
22. September zum internationalen Tag "Zu
Fuss zur Schule" erklärt.
walk to school
walking
to school video
Laut einem Bericht im Auftrag des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) gehen 75% der Kinder in der Schweiz zu Fuss zur Schule. In Grossbritannien und den USA sind es 30 bis 40%. Im Nachbarland Deutschland waren es 2012 lediglich 50%.
Weshalb so viele?
Laut VCS-Sprecher Matthias Müller hat es in der Schweiz Tradition, die
Kinder zu Fuss zur Schule zu schicken: Als noch weniger Mütter einer
Erwerbstätigkeit nachgingen, hätten sich diese oft untereinander organisiert
und dafür gesorgt, dass die Kinder auf dem Schulweg von mindestens einer
erwachsenen Person begleitet wurden. Heute seien zwar mehr Mütter berufstätig,
aber die Erwartung, dass die Kinder zu Fuss gehen, sei geblieben.
Ein weiterer Grund ist, dass damit die Selbstständigkeit bereits im
frühen Kindesalter gefördert werden soll. "Das hat auch mit der Tradition
des Föderalismus in der Schweiz zu tun, der liberalen Einstellung, für sich
selbst zu sorgen", sagt Müller.
In der Schweiz sind die Schulwege weniger gefährlich als in Grossstädten
wie London oder Sydney, weil es weniger Verkehr hat.
Trotzdem hat die Anzahl Kinder im Alter zwischen 6 und 9 Jahren, die von
ihren Eltern zur Schule gefahren werden, in den letzten Jahren laut der
VCS-Studie um 40% zugenommen.
Ein Drittel der für die Studie befragten Eltern nennen als Hauptgrund die
Sicherheit.
Eltern-Taxis
In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz sind Eltern-Taxis
stärker verbreitet. Während in der deutschsprachigen Schweiz nur 11% der Kinder
mindestens einmal pro Woche in die Schule chauffiert werden, sind es in der
Romandie 50% und im Tessin 63%.
In der Deutschschweiz sind die Eltern der Meinung, dass die Schulwege
dank zahlreichen Verkehrsberuhigungsmassnahmen (wie z.B. 20 bis 30 Km-Zonen)
heute weniger gefährlich sind, insbesondere in der näheren Umgebung der Schule,
sagt Müller.
Laut dem VCS sind die zahlreichen Fahrzeuge, die vor den Eingängen der
Schulen verkehren, eine Gefahr für die Schulkinder.
Die Lehrervertreter sind gleicher Meinung. "Es ist sinnvoller, wenn
die Kinder anfänglich zu Fuss und später mit dem Fahrrad zur Schule
gehen", sagt Beat Zemp, Präsident des Dachverbands der Lehrerinnen und
Lehrer Schweiz. "Das stärkt das Selbstwertgefühl und die sozialen
Fähigkeiten. Ausserdem ist Bewegung gesund. Es ist ein Beitrag im Kampf gegen
Übergewichtigkeit."
(Übertragung aus dem Englischen: Peter Siegenthaler), swissinfo.ch
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