Die Schulbehörden in Graubünden könnten und müssten mehr für ihre Lehrer tun, Südostschweiz, 25.8. Kommentar von Stefan Bisculm
Der erste Schultag steht für einen Neubeginn. Eltern,
Schüler, Lehrer und Behörden erhalten die Gelegenheit, Geschehenes zu
analysieren und Verbesserungen einzuleiten. Ähnlich einem Unternehmen muss sich
auch die Schule immer wieder die Frage stellen, wie sie ihren Auftrag – die
Entwicklung der Schüler zu mündigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten –
in einem sich stets verändernden Umfeld bestmöglich erfüllen kann.
Bei der Erfüllung dieses Auftrags kommt der
Lehrerin und dem Lehrer zweifellos eine Schlüsselrolle zu. Mit ihnen steht und
fällt die Qualität der Schule. Den grössten Verbesserungsbedarf scheint es in
Graubünden aber vor allem eine Stufe weiter oben zu geben. Spricht man hier
nämlich mit Lehrern, die ausserhalb der Kantonsgrenzen Erfahrungen im
Schulwesen sammeln konnten – etwa in Zürich oder St. Gallen –, zeigen sich
diese oft ernüchtert ob der Unterstützung, die sie nun von «oben» erfahren.
Den Organisationsgrad in den Bündner Schulhäusern erleben sie als kleineren
Kulturschock, und insbesondere in Konfliktsituationen vermissen sie die
Rückendeckung der Behörden.
Die Arbeit der Lehrer ist aus unterschiedlichen
Gründen anspruchsvoller geworden. Massgebenden Anteil daran hat die
aufwendigere Zusammenarbeit mit den Eltern. Es ist grundsätzlich nicht
verkehrt, wenn sich Eltern mehr für die Qualität der schulischen Ausbildung
ihrer Kinder interessieren und diese darin bestärken, sich gegen
Machtmissbräuche von Lehrern zur Wehr zu setzen. Wenn dieses neue
Selbstbewusstsein der Eltern und Schüler aber immer häufiger den Beizug von
juristisch ausgebildetem Personal nach sich zieht, sind die Schulbehörden gefordert,
Gegensteuer zu geben und den Lehrern stärker beizustehen.
Mit dem neuen Schulgesetz haben der Grosse Rat und
die Bündner Volksschule die Weichen gestellt, damit das Arbeitsumfeld der
Bündner Lehrer nachhaltig verbessert werden kann. Insbesondere die Einführung
und Aufwertung der Schulleiterfunktion in den Schulhäusern muss dazu führen,
dass die Bündner Volksschule auf der Führungsebene professioneller nach aussen
auftritt und ihren Lehrern damit wieder mehr Zeit für ihre Hauptaufgabe, das
Unterrichten, freimacht.
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