Seit
Jahren schiessen rund um den Zürichsee Privatschulen wie Pilze aus dem Boden.
Die Gemeinden haben dank ihrer Nähe zum Wirtschaftszentrum Zürich und teilweise
wegen der rekordtiefen Steuersätze überdurchschnittlich viele Gutverdiener aus
dem In- und Ausland angezogen. Und diese schicken ihre Kinder bevorzugt an
Privatschulen. Dies zeigt eine Auswertung der Zürcher Bildungsdirektion für das
Schuljahr 2012/2013: Spitzenreiter bei den Zürcher Gemeinden ist Zumikon mit
einer Privatschülerquote von 26 Prozent auf Stufe Primarschule. Dann folgen
Rüschlikon (22,3 Prozent) und Kilchberg (22,1 Prozent). Zum Vergleich:
Kantonsweit beträgt die Quote 4 Prozent, auf Sekundarstufe sind es 7 Prozent.
Schülerinnen an einer Privatschule im Raum Zürich, Bild: Christine Bärlocher
Boomende Privatschulen bedrängen Volksschule, Tages Anzeiger, 2.3. von Michael Soukup
Im
Kanton Zürich dürfte sich die Privatschülerquote in den kommenden Jahren
stabilisieren, wenn sie nicht sogar zurückgeht. Denn im Herbst 2013 hat die
Zürcher Bildungsdirektion entschieden, dass internationale Schulen ab dem Schuljahr 2014/2015
Kinder, die einen Schweizer Pass besitzen oder seit mehr als fünf Jahren in der
Schweiz leben, nicht mehr aufnehmen dürfen – aufgrund des speziellen Lehrplans.
Anders ist die Situation
im Kanton Schwyz. Dort besuchen 2 Prozent aller Primarschüler eine
Privatschule, bei der obligatorischen Sekundarschule beträgt der Anteil 9
Prozent. Prozentual über den höchsten Anteil an privat geschulten Kindern
verfügt die Ausserschwyzer Steueroase Wollerau mit 31 Prozent. In den ebenfalls
steuergünstigen Nachbargemeinden Feusisberg und Freienbach sind es 19,5
respektive 16 Prozent.
Letztes Jahr wurde
bekannt, dass die Swiss International School (SIS) im Sommer 2015 im
schwyzerischen Pfäffikon eine zweisprachige Ganztagesschule eröffnen wird. Sie
ist als private zweisprachige Volksschule positioniert und soll im Vollausbau
über 300 Plätze bieten. Bereits dort angesiedelt ist die Obersee Bilingual
School mit ihren über 400 Schülerinnen und Schülern. Sie plant einen Umzug nach
Wollerau.
Problem
für Schwyzer KMU
Mit dem Zuzug der SIS
wird die Privatschülerquote im Bezirk Höfe weiter steigen – eine Tatsache, die
nun auch bürgerlichen Politikern Sorgen bereitet. Ende Januar reichte der
Kantonsrat und Präsident der kantonalen CVP, Andreas Meyerhans aus Wollerau,
eine Motion für eine «konkurrenzfähige Volksschule» ein. Unterschrieben haben
auch je zwei CVP-, FDP- und SVP-Kantonsräte.
Ihr Befund: «Die
öffentliche Volksschule kämpft gerade im Bezirk Höfe gegenüber den privaten
Schulen schon lange nicht mehr mit gleich langen Spiessen. Seit 2008 ist die
Zahl der Schülerinnen und Schüler an der Oberstufe trotz Bevölkerungswachstum
eingebrochen. Hauptgrund sind die für viele offenbar sehr attraktiven Angebote
der privaten Schulen.» Da die meisten Privatschüler sich später auf den
gymnasialen Weg begeben würden, seien sie «für den Weg über eine Berufslehre –
und damit für unsere KMU – vielfach verloren». Als Gegenmassnahmen fordern die
Motionäre beispielsweise die Einführung von besonderen, sprich zweisprachigen
Klassen für leistungsstarke Schüler auf Sekundarstufe.
Was meint Gerhard
Pfister, Zuger CVP-Nationalrat und Vorstandsmitglied des Verbands
schweizerischer Privatschulen, zu dieser Entwicklung? Er war selbst bis 2012
Geschäftsleiter und Mitinhaber der Privatschule Institut Dr. Pfister in
Oberägeri ZG. «Schwyz muss etwas an seiner Haltung ändern. Der Kanton kann
nicht mit seiner Steuerpolitik übermässig finanzstarke und bildungsaffine
Bevölkerungsgruppen anziehen, ohne seine öffentlichen Schulen entsprechend
auszustatten – dies im Unterschied zum Kanton Zug.» In dieses Bild passt, dass
Schwyz bei den Pro-Kopf-Bildungsausgaben das Schlusslicht bildet, während Zug
zu den Spitzenreitern zählt – und dabei noch mehr ausgibt als der
Universitätskanton Zürich.
In Zug gibt es
schätzungsweise 20 Privatschulen. Die Privatschülerquoten betragen 3 Prozent
bei den Primarschülern und 5 Prozent auf Sekundarstufe. Den höchsten Anteil weist
Walchwil mit fast 23 Prozent auf. Die Zuger Seegemeinde wird wegen ihrer milden
Temperaturen oft als «Zuger Riviera» oder das «zugerische Nizza» bezeichnet.
Ausserdem gehört Walchwil dank seiner tiefen Steuern neben Wollerau, Feusisberg
und Freienbach zu den zehn einkommensstärksten Gemeinden der Schweiz. Vor drei
Jahren thematisierte die NZZ die Schulsituation in Walchwil: «Manche Familien,
die zuziehen, sieht man nur am von der Gemeinde offerierten Neuzuzüger-Apéro,
danach kaum mehr.» Diese Eltern würden auf der Verwaltung eine Bescheinigung
darüber deponieren, «dass die Kinder auswärts geschult werden, und erklären den
Kontakt zur Schulbehörde damit als beendet».
Obwohl der Anteil an
privat geschulten Kindern mit 20 Prozent damals tiefer lag, ist Jürg Portmann,
Rektor der öffentlichen Schule Walchwil, auch heute zuversichtlich. «Die
Schülerinnen und Schüler, welche beispielsweise die International School
besuchen, sind dort bewusst platziert, weil die Familien nur zwei oder drei
Jahre in der Schweiz leben.» So würden sie nicht den Anschluss an das
internationale Schulsystem verlieren.
«Die Situation in
Walchwil ist mit der Situation in Ausserschwyz kaum vergleichbar», sagt
Portmann. Die öffentliche Schule würde ihre Qualität bewusst hochhalten, sich
an neue Schulentwicklungen heranwagen und fortschrittlich denken und handeln.
«Es ist wichtig, auf die Nachfrage flexibel zu reagieren, wie durch
familienergänzende Betreuung, ein Mittagstischangebot, eine Hausaufgabenhilfe
oder eine modulare Tagesschule mit entsprechender Tagesstruktur.» Denn Portmann
glaubt nach wie vor, dass die Walchwiler Schule eine Schule für alle sein soll
– unabhängig davon, ob jemand aus einer Bauern- oder einer Direktorenfamilie
stammt.
SP
fürchtet weitere Segregation
Motionär Andreas
Meyerhans betont, dass die Volksschulen keinesfalls als zweitklassig bezeichnet
würden: «Die Qualität der öffentlichen Schulen ist hoch, die Gemeinden und der
Bezirk sind sich der Bedeutung der Bildung als wichtiges staatliches Angebot
und Standortfaktor vollauf bewusst.» So habe man bereits in Tagesstrukturen und
familienergänzende Kinderbetreuung investiert. Für Schweizer Familien, die ihre
Kinder an Privatschulen schicken, ist aber zweisprachiger Unterricht neben
Tagesstrukturen oft entscheidend. Deshalb wollte man schon früher im Bezirk
Höfe das Modell «Sekpro» mit zweisprachigem Unterricht lancieren, was aber das
Bildungsdepartement ablehnt.
Wenig glücklich über den
Vorstoss der Höfner Kantonsräte ist Otto Kümin. Er ist Präsident der SP
Freienbach und Lehrer an der Wollerauer Sekundarschule. Für ihn zeigt die
Motion, in welchem Ausmass die Schwyzer Steuerparadies-Politik eine bestimmte
Schicht von staatsfernen Eltern angezogen habe. Diese wählten nicht mehr den
chancengerechten Weg zur Maturität: «Sie kaufen mit viel Geld an einer
Privatschule den Zugang zur höheren Bildung.» Separate Leistungsklassen würden
zudem die steuerlich bedingte verheerende gesellschaftliche Segregation in die
Volksschule übernehmen. «Deren Aufgabe ist es aber vielmehr, ein kooperatives
und im weitesten Sinn integratives Gesellschaftsmodell zu vertreten.»
Hello,
AntwortenLöschenThank you for sharing this informative post..I got all essential points regarding international schools switzerland...Very nice post...Thank you too much.......