Geschwind: Kann sie einen Kurswechsel bewirken? Bild: Nicole Nars-Zimmer
"Bisher war der Sparwille in der Direktion Wüthrich nicht gross genug", Basellandschaftliche Zeitung, 11.2. von Michael Nittnaus und Hans-Martin Jemann
Jetzt ist
amtlich, was eigentlich schon am Wahlsonntag klar war: Die vier bisherigen
Regierungsräte behalten ihre Direktionen und überlassen der neu gewählten
Monica Gschwind (FDP) die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD). Damit
ist eingetreten, was etliche Lehrerinnen und Lehrer im Kanton gehofft hatten,
als sie der Freisinnigen Gschwind statt einem Sozialdemokraten ihre Stimme
gaben. Diese Unterstützung verdankt Gschwind ihren markigen Aussagen im
Wahlkampf, als sie sich als Skeptikerin der Bildungsreformen und Kämpferin für
einen auf die Praxis ausgerichteten Lehrerberuf positionierte. Gleichzeitig
verkündete sie, in der BKSD einen harten Sparkurs fahren zu wollen – natürlich,
ohne dass die Bildungsqualität darunter leide.
«Ich halte an
meinen Aussagen aus dem Wahlkampf fest. Es ist mir ernst», sagt Monica Gschwind
gestern auf Anfrage der bz. Jemand, der dies gespannt verfolgt, ist der
aktuelle BKSD-Vorsteher Urs Wüthrich. Er hält trocken fest: «Das zukünftige
Regierungsprogramm entsteht nicht an Wahlveranstaltungen. Frau Gschwind wird
sich mit ihren Kollegen in der Gesamtregierung auf tragfähige Lösungen
verständigen müssen.» Hauruckübungen seien zum Scheitern verurteilt. Wüthrich
lässt Zweifel am Sparpotenzial in seiner Direktion durchblicken, wenn er sagt,
Gschwind werde bereits an der nächsten Kadersitzung der BKSD dabei sein und
könne sich dann ein Bild machen, dass seine Direktion organisatorisch gut und
zukunftstauglich aufgestellt sei.
Schraubt Gschwind an Löhnen?
Gschwind ist da
offenbar anderer Meinung: «Bisher war der Sparwille in der Direktion Wüthrich
nicht gross genug. Ich werde die Strukturen und alle Abläufe überprüfen und
möchte die Lehrer von zu viel Bürokratie entlasten – damit sie sich auf ihre
Arbeit – das Lehren – konzentrieren können.» Damit trifft sie den Geschmack des
Komitees Starke Schule Baselland, das sie im Wahlkampf kräftig unterstützt
hatte. «Ich bin mir sicher, dass mit Gschwind ein Kurswechsel in der
Bildungsdirektion stattfindet», sagt «Starke Schule»-Geschäftsführerin Saskia
Olsson. Sie erhofft sich nichts weniger als einen «Marschhalt» bei Harmos und
Lehrplan 21.
Gschwind
bestätigt dieses Ziel, sagt aber auch: «Ich möchte eine Auslegeordnung mit
allen Beteiligten vornehmen. Damit habe ich mich aber noch nicht für einen
Ausstieg aus dem Harmos-Konkordat ausgesprochen.» Es könnte also sein, dass am
Ende einige Ausstiegs-Freunde von Gschwind enttäuscht werden.
Volks- und Hochkultur
Neben der
Bildung verantwortet Gschwind ab dem 1. Juli auch den Bereich Kultur. Gschwind
anerkennt den Stellenwert der Kultur und der Kulturpolitik fürs Baselbiet. Die
Besetzung des Abteilungsleiters Kulturelles nach dem Abgang von Niggi Ullrich
sei für sie eine «zentrale Personalie». Zugleich macht sie deutlich, dass die
Volksschule zumindest zum Beginn ihrer Amtszeit «oberste Priorität» geniessen
wird. Gschwind will als künftige Kulturdirektorin nicht die Volks- gegen
Hochkultur ausspielen. Beides habe seinen berechtigten Platz. «Der Kanton hat
die Aufgabe, auch kulturelle Höhepunkte zu fördern.» Gschwind betont aber, dass
wie in der übrigen Direktion auch in der Kultur gespart werden müsse.
Regierung und
Parlament werden im Hinblick auf das Budget 2016 erneut eine Debatte über die
Subventionen fürs Theater Basel führen. Eine Erhöhung wird aber kaum den Segen
der neuen Kulturdirektorin erhalten. «Das würde derzeit quer in der Landschaft
liegen. Wir können nicht alles Wünschbare finanzieren», sagt sie. Einschränkend
fügt sie an, dass jedes Gesuch neu geprüft werde. Auch sei ihre Skepsis finanz-
und nicht kulturpolitisch bedingt. Zu einer möglichen Kündigung der seit 1997
geltenden Kulturvertragspauschale mit Basel-Stadt äussert sich Gschwind
ausweichend: Derzeit würden gemäss Regierungsbeschluss sämtliche partnerschaftlichen
Verträge überprüft; sie gehe davon aus, dass der Kulturvertrag auch darunter
falle.
Samuel Holzach,
Verwaltungsratspräsident des Theater Basel, bringt der künftigen
Kulturdirektorin Gschwind viel Wohlwollen entgegen. Bloss weil mit Gschwind neu
eine Magistratin die Kulturdirektion führe, die das Sparen betont, heisse das
nicht, dass sich deswegen die Beziehungen zwischen Theater und der künftigen
Regierung verschlechtern. Schliesslich habe die aktuelle Exekutive höhere
Theatersubventionen aus zumindest nachvollziehbaren Gründen ebenfalls
abgelehnt. «Am 1. Juli starten wir mit der neuen Direktionsvorsteherin bei
null», sagt Holzach optimistisch.
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