Wie gut abgestützt ist der AKK bei der Basis? Bild: Keystone
Kritik der Lehrerkonferenz wird zum Bumerang, Basellandschaftliche Zeitung, 18.2. von Michael Nittnaus
Auch wenn die
Amtliche Kantonalkonferenz der Baselbieter Lehrer (AKK) keine Namen nennt, ist
sofort klar, gegen wen sich ihre am Montagabend verschickte Mitteilung richtet.
Sie schreibt unter anderem: «In den letzten Monaten haben verschiedene
Gruppierungen und Personen teilweise tatsachenwidrige Behauptungen und
Anschuldigungen zur Bildung und zu den Schulen gemacht. Damit wurde ein
unsachlicher Wahlkampf betrieben. Meistens ging es dabei nicht um inhaltliche
Ziele, die man erreichen möchte, sondern nur darum, etwas zu verhindern oder
rückgängig zu machen. (...) Die AKK erwartet, vom Souverän oder vom Bildungsrat
bereits getroffene Entscheide zu respektieren und deren Umsetzung zusammen mit
der AKK tatkräftig zu unterstützen.»
Vorstand schrieb Mitteilung allein
Gemeint sind
Organisationen wie das Komitee Starke Schule Baselland, der Lehrerverein (LVB)
oder aber einzelne Exponenten wie Grünen-Landrat und Sekundarlehrer Jürg
Wiedemann, die sich – in unterschiedlicher Vehemenz – kritisch zu
Bildungsreformen wie Harmos oder dem Lehrplan 21 äussern. Dass die Mitteilung
der AKK bei diesen auf wenig Verständnis stösst, liegt auf der Hand. Was aus
der Stellungnahme jedoch nicht hervorgeht: Aus der expliziten Erwähnung, dass
die AKK «alle Lehrerinnen und Lehrer Basellands in bildungspolitischen und
pädagogischen Fragen vertritt», darf nicht geschlossen werden, dass automatisch
eine Mehrheit der Lehrerschaft die Bildungsreformen stützt.
Davor warnt mit
Michael Pedrazzi zwar ein Vorstandsmitglied der Starken Schule. Doch Pedrazzi
ist auch AKK-Delegierter der Sekundarschule Allschwil: «Ich wusste nichts von
dieser offiziellen Mitteilung», sagt er gegenüber der bz. Für ihn ist klar:
Solch harsche Kritik hätte der Vorstand mit den Delegierten absprechen müssen.
«Dieser Alleingang über die Köpfe der Lehrer hinweg ist nicht opportun», sagt
Pedrazzi. AKK-Präsident Ernst Schürch bestätigt denn auch: «Die Mitteilung
haben wir im Vorstand verfasst.» Der Vorstand setzt sich aus den Präsidien der
acht Schulartenkonferenzen sowie der Geschäftsleitung um Schürch zusammen.
Weder die 120 Delegierten noch die 5500 Lehrer, die automatisch Mitglieder der
AKK sind, wurden konsultiert. «Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der Lehrer
hinter uns steht», sagt Schürch.
Kanton zahlt 150 000 Franken
Dem
widersprechen Pedrazzi, Wiedemann, Starke-Schule-Geschäftsleiterin Saskia
Olsson und LVB-Geschäftsleiter Michael Weiss dezidiert. «In der AKK gibt es
unübersehbare Differenzen zwischen dem Vorstand und der Basis», sagt Wiedemann.
Der Vorstand müsse endlich akzeptieren, dass eine deutliche Mehrheit der
Lehrpersonen für einen Kurswechsel in der Bildungspolitik einstehe. Dies hätten
die Umfragen der Starken Schule und des LVB gezeigt. «Von der AKK fehlen
dagegen vergleichbare Erhebungen gänzlich», sagt er.
Weiss wünscht
sich von der AKK «ein bisschen mehr Autonomie» und kritisiert die «fast
logische Abhängigkeit» vom Kanton, der den Vorstand finanziell unterstützt.
Olsson nennt dabei jährliche Zahlungen «im Bereich von rund 250 000
Franken» und sagt: «Wes’ Brot ich ess, des’ Lied ich sing.» Auf Anfrage teilt
die Bildungsdirektion (BKSD) aber mit, dass sie 2014 insgesamt bloss
150 000 Franken an Aufwänden verbucht habe. Darunter fallen
Sitzungsgelder, Stellvertretungskosten des Vorstandes sowie Sachaufwand für die
Infrastruktur der AKK-Konferenzen. «Das beeinträchtigt die Unabhängigkeit der
AKK in keiner Weise», sagt Generalsekretär Roland Plattner.
Und Schürch
fügt an: «Nicht die BKSD ist die Hand, die den AKK-Vorstand füttert, sondern
die Delegierten. Sie entscheiden, wer gewählt wird.» Genau solche Überlegungen
macht sich nun Pedrazzi. «Ich weiss, dass ich nicht der einzige Delegierte bin,
den die Haltung des Vorstandes stört.» Sollte das Übergehen der Delegierten zum
System werden, so «müssen wir vielleicht die Vertrauensfrage stellen». Noch sei
aber nichts entschieden. Dass es so weit kommt, glaubt Schürch nicht. Und falls
doch? «Wenn die Mehrheit einen neuen Vorstand möchte, würde ich das
akzeptieren.» Am 20. März treffen sich alle Baselbieter Lehrer zur
AKK-Plenarversammlung in der St. Jakobshalle.
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