5. Oktober 2014

René Donzé zum Widerstand gegen den Lehrplan 21

René Donzé ist Inlandredaktor der NZZaS und antwortet auf die Frage: Was ist vom stetig wachsenden politischen Widerstand gegen den Lehrplan 21 zu halten?
Quelle: NZZaS, 5.10. von René Donzé


Er ist verständlich, aber auch gefährlich. Verständlich ist der Widerstand, weil die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren mit dem Lehrplan?21 ein zu detailliertes Werk geschaffen haben, das zu stark in die Bildungshoheit der 21 Kantone mit deutschsprachiger Bevölkerung eingreift. Daran ändert die in Aussicht gestellte, etwas schlankere Version wenig. Zwar werden formell noch die Kantonsregierungen oder kantonalen Bildungsräte über die Einführung des neuen Lehrplans befinden, doch inhaltlich werden sie kaum etwas ändern können und wollen.
Mit ihrem Lehrplan haben die Erziehungsdirektoren über das Ziel hinausgeschossen, das darin besteht, die Volksschulen zu harmonisieren. Nicht alle Deutschschweizer Kantone sind dem Harmos-Konkordat beigetreten. Und der allgemein gehaltene Bildungsartikel in der Verfassung ruft bloss nach Harmonisierung von Dauer und Zielen der Bildungsstufen, nicht aber nach Gleichschaltung der Lehrplaninhalte und der Methodik. Es ist an den kantonalen Fachleuten, festzulegen, was für ihre Schulen und Schüler das Beste ist.
So verständlich also die politische Opposition in den Kantonen ist - sie kann auch gefährlich werden. Denn sie muss den Weg über das Mitspracherecht der Kantonsparlamente und der Stimmberechtigten in Bildungsfragen nehmen. Einen Lehrplan als Spielwiese der Politik wünscht sich aber niemand, der ernsthaft um die Bildung unserer Kinder besorgt ist. Ein Lehrplan muss der Logik der Pädagogik folgen. Er darf nicht politischen Strömungen überlassen werden. Das wird aber passieren, wenn die Erziehungsdirektoren an ihrem Kurs festhalten.

Ein Blick über den Röstigraben zeigt, wie man es besser machen könnte: In der Westschweiz wurde ein erster gemeinsamer Lehrplan nach heftiger Kritik zurückgezogen. Der zweite, derPlan d'études romand, ging fast durch wie Butter. Nichts spricht dagegen, dasselbe auch in der Deutschschweiz zu tun.

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