Informatik soll nicht mehr als überfachliches Thema eingestuft werden, sondern fix in die Stundentafel integriert sein. Bild: fhnw.ch
Programmieren als Pflichtstoff, NZZaS, 15.6. von René Donzé
Mit dem Lehrplan 21 soll die Informatik ihren festen Platz im
Unterricht erhalten. Geplant ist, dass sich die Kinder bereits ab der dritten
Klasse eine Lektion pro Woche mit Computern, Programmen und neuen Medien
auseinandersetzen. In der Oberstufe sollen es dann zwei Lektionen pro Woche
sein. Das schlägt die Expertengruppe der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz
(D-EDK) vor, wie aus einem internen Papier hervorgeht.
Damit reagiert sie auf die Kritik an der ersten Fassung des
Lehrplans 21. Dort waren Informatik- und Medienbildung nur als überfachliches
Thema aufgeführt. Es wäre den Lehrern überlassen gewesen, wann und in welchem
Fach sie den Schülern etwas über Computer beibringen wollen. Kritiker warnten
davor, dass Schüler von wenig technologieaffinen Lehrern den Anschluss an die
digitale Welt verpassen würden.
Mit dem nun vorliegenden Vorschlag sollen die Schüler in der
ganzen Deutschschweiz auch in diesem Bereich gleich behandelt werden.
«Informatik und Medienbildung sollen als Module mit einer festen zeitlichen
Vorgabe im Lehrplan festgeschrieben werden», bestätigt Beat Zemp, Präsident des
Lehrerverbands Schweiz und Mitglied der Arbeitsgruppe. Bei den jüngeren
Schülern liegt der Fokus auf dem Umgang mit den neuen Medien, in der Oberstufe
geht es vermehrt um Algorithmen, Programmierung und Computertechnologie. Doch:
«Schon in der Primarschule sollen die Kinder auch einfache Programme selber
schreiben», sagt Zemp. Hingegen wird die blosse Anwendung von
Computerprogrammen in bestehende Fächer integriert. Das Maschinenschreiben
findet im Deutschunterricht statt.
Letzte Woche wurde der Vorschlag mit Vertretern der Kantone, der
Wirtschaft, der Lehrerbildung und der Lehrer diskutiert. Das Echo sei positiv
gewesen, berichten Teilnehmer. Der Schweizerische Gewerbeverband spricht von
einer guten Grundlage. «Es ist das Minimum, was die Schulen an Informatik- und
Medienbildung vermitteln sollten», sagt die Bildungsverantwortliche Christine
Davatz.
Ob die Ideen der Arbeitsgruppe ohne Abstriche umgesetzt werden,
ist noch offen. Im Juli wird die Steuergruppe der D-EDK darüber entscheiden.
Grösster Diskussionspunkt dürfte dabei die Finanzierung sein. «Die Kantone
werden nicht alles, auch wenn es noch so sinnvoll erscheint, finanzieren
können», sagt D-EDK-Präsident Christian Amsler. Zusätzliche Lektionen sind
teuer, Abstriche bei anderen Fächern politisch schwer durchzusetzen. Zudem
kostet die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen viel Geld. Amsler ist aber
der Meinung, dass Informatik und Medienkompetenz «im Lehrplan 21 prominent
Niederschlag finden muss».
Davatz befürchtet, dass die D-EDK die Lektionen für den
Informatikunterricht zwar empfiehlt, nicht alle Kantone diese aber zur
Verfügung stellen werden. «Dann hätten wir in diesem wichtigen Bereich keine
Harmonisierung.» Darunter litten die Jugendlichen, denn: «Heute haben 90
Prozent der Berufslehren in irgendeiner Form mit Informatik und ihren
Anwendungen zu tun.»
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