Das Baselbieter Stimmvolk möchte im Bildungsgesetz keine Beschränkung der Anzahl Kompetenzbeschreibungen im Lehrplan Volksschule Baselland auf maximal 1'000 festschreiben. Die Starke Schule beider Basel (SSbB) akzeptiert diesen Volksentscheid von heute Sonntag.
Klarer Entscheid des Stimmvolks, Medienmitteilung Starke Schule beider Basel, 7.3.
Der
Baselbieter Lehrplan besteht aus zwei Teilen, welche die Titel «Stoffinhalte
und Themen» (Lehrplanteil A) respektive «Kompetenzbeschreibungen» (Lehrplanteil
B) tragen. Seit längerer Zeit kritisiert die SSbB, dass in allen Fächern
(ausser in Englisch und Französisch) die Lehrplanteile «Stoffinhalte und
Themen» deutlich zu umfangreich sind und ebenfalls – wie der Lehrplanteil B –
weitgehend aus Kompetenzbeschreibungen bestehen.
Der
Volksentscheid vom Juni 2018 für klar definierte Stofflehrpläne wurde nicht in
allen Fächern umgesetzt. Dies war der Auslöser für die Lancierung der
Initiative zur Beschränkung der Anzahl Kompetenzbeschreibungen mit dem Ziel,
den politischen Druck auf das Amt für Volksschulen (AVS) und den damaligen
Bildungsrat zu erhöhen.
Neu
zusammengesetzter Bildungsrat greift korrigierend ein
Der
neu zusammengesetzte Bildungsrat hat in der Zwischenzeit u.a. auch aufgrund der
breiten Kritik der Lehrpersonen aller drei Schulstufen (Primarstufe, Sek. 1 und
Sek. 2) die Notwendigkeit der Überarbeitung des Lehrplans Volksschule Baselland
gemäss der von den Lehrpersonen geäusserten Kritik anerkannt und kürzlich das
AVS beauftragt, die Lehrplanteile «Stoffinhalte und Themen» in zahlreichen
Fächern (Deutsch, Mathematik, Geschichte und Geografie) zu überarbeiten und
betreffend Struktur und Umfang dem stark reduzierten Französisch-Lehrplan
anzupassen. Folgend ein vom AVS verdankenswerterweise zur Verfügung gestellter
Auszug des neu erarbeiteten Lehrplanteils «Stoffinhalte und Themen» für das
Fach Deutsch, der ab Schuljahr 2022/23 in Kraft treten soll.
Abb.
1: Auszug aus dem vom AVS neu vorgeschlagenen Lehrplanteil A für das Fach
Deutsch
Zusätzlich beauftragte der Bildungsrat das AVS auch die Methodenfreiheit des
Unterrichtens bei der Überarbeitung entsprechend zu berücksichtigen. Die
Methodenfreiheit ist eine grundsätzliche Forderung, welche für die SSbB sowie
den Lehrerinnen- und Lehrerverein nicht verhandelbar war und nun ebenfalls in
den Lehrplänen Einzug findet.
Signifikante
Verbesserung des Lehrplans
Diese
neu erarbeitete Version stellt im Vergleich zur aktuellen eine bemerkenswert
signifikante Verbesserung dar. Sollte der gesamte Deutschlehrplan sowie auch
die anderen Fächer betreffend Struktur, Klarheit und Reduktion des Umfangs
entsprechend überarbeitet werden, so beurteilt die SSbB dies als sehr guten
Kompromissvorschlag.
Die
SSbB begrüsst die vom Bildungsrat getroffenen Aufträge an das AVS und nimmt die
positive Entwicklung der letzten Wochen und Monate betreffend Lehrplan erfreut
zur Kenntnis. Wir sind überzeugt, dass den Lehrpersonen dank der getroffenen
Entscheide des neu zusammengesetzten Bildungsrates ab dem Schuljahr 2022/23 in
allen Fächern gute Lehrplanteile «Stoffinhalte und Themen» zur Verfügung stehen
werden.
Lehrpersonen
können frei wählen, ob sie mit dem Lehrplanteil A oder B arbeiten wollen
Zur
erfreulichen Entwicklung beigetragen hat auch der kürzlich publizierte
massgebende Entscheid von Regierungsrätin Monica Gschwind, dass die
Lehrpersonen frei entscheiden, mit welchem der beiden Lehrplanteile
«Stoffinhalte und Themen» oder «Kompetenzbeschreibungen» sie arbeiten wollen.
Bereits heute wird der Lehrplanteil B «Kompetenzbeschreibungen» aufgrund seines
unübersichtlichen Umfangs und seiner mangelnden Qualität von einer grossen
Mehrheit der Lehrpersonen ignoriert. Diese Haltung wird nun mit dem
regierungsrätlichen Entscheid legitimiert.
Faktisch
bedeutet dies auch, dass die 3'536 Kompetenzbeschreibungen des Lehrplans 21 im
Kanton Basel-Landschaft zwar Bestandteil des Lehrplans bleiben, jedoch aufgrund
der Nichtbeachtung durch die Lehrpersonen zur legalisierten Makulatur geworden
sind. Dies ist möglicherweise auch der Grund, weshalb sich Regierungsrätin
Monica Gschwind dahingehend geäussert hat, dass die Ziele der Initiative zur
Beschränkung der Anzahl Kompetenzbeschreibungen im Kern faktisch erfüllt
werden.
Summa
summarum
Einmal
mehr zeigt sich, dass die Lancierung einer formulierten Volksinitiative,
verbunden mit einer konsequenten Politik und Beharrlichkeit einen ausreichend
grossen Druck erzeugen kann, der in der Sache positive Veränderungen bereits
Wochen und Monate vor der Abstimmung einleitet. Deshalb haben möglicherweise
die etablierten Parteien und das Stimmvolk darauf verzichtet, die mit der
Initiative angestrebten Veränderungen im Bildungsgesetz explizit zu verankern
und selbst die SSbB die Entwicklung sowie die erreichten Zwischenziele positiv
beurteilt.
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