An der Primarschule Steiacher in Brüttisellen entscheiden nicht die
Lehrer allein über die Pausenplatzordnung. Auch die Schüler bestimmen im System
«Just Community» basisdemokratisch mit. In jedem Klassenzimmer hängt ein
Briefkasten, in den die Schülerinnen und Schüler ihre auf Papier formulierten
Anliegen einwerfen können.
Pro Halbjahr kommen so rund 50 Vorschläge zusammen. Ein «Kinder-OK»,
bestehend aus acht Dritt- bis Sechstklässlern, wählt die aus ihrer Sicht
dringendsten Ideen aus und bringt sie in die Lehrerkonferenz. Die gesamte
Schülerschaft ab der ersten Klasse diskutiert dann in einer Vollversammlung
darüber.
An diesen Schulen haben die Kinder das Sagen, 20 Minuten, 19.2. von P. Michel
Es gibt schon Kampfwahlen um die Exekutive
Die «Just Community» ist ein Erfolg: Um die Wahl ins «Kinder-OK»
entbrennen regelrechte Kampfwahlen, weil deren Mitglieder hohes Ansehen
geniessen. In den Gängen hängen Plakate der Kandidaten. Die Leitung und
Organisation der Vollversammlung organisieren die Schüler mittlerweile
eigenständig.
«Dass die Kinder entscheiden
können, finde ich sehr gut», erklärte der 12-jährige Eren in einem Blog der
Pädagogischen Hochschule Zürich. Die Vorschläge der Lehrer seien jeweils nicht
so gut angekommen. Den Ansatz der «Just Community» verfolgen auch andere
Schulen, beispielsweise das Schulhaus Dorf in Heiden AR. Eine Auswahl der Ideen
an den beiden Schulen:
1
Lockerer Unterricht
Da es am frühen Morgen vielen schwerfalle, sich zu konzentrieren, schlug
ein Schüler vor: «Ich würde mir in der ersten Stunde nur lockeren Unterricht
wünschen.» Der Vorschlag schaffte es im Gremium des «Kinder-OK» an der
Primarschule Brüttisellen aber nicht in die engere Auswahl.
2
Süsses am Pausenkiosk?
Es war ein Bedürfnis der Schüler in Heiden, selbst einen Kiosk zu
betreiben. So brachten sie die Idee an die Vorbereitungsgruppe. In der
Schulversammlung wurde dann festgelegt, ob es Süssigkeiten geben soll, ob man
Profit machen darf, wer den Kiosk betreiben kann und wie oft er geöffnet sein
soll. Das Resultat: Der Kiosk, der mittlerweile schon länger in Betrieb ist,
öffnet zweimal die Woche, es gibt keine Süssigkeiten, dafür Bürli, Früchte,
Gemüse, Dar-Vida oder Minipic, und er ist nicht profitorientiert.
3
Handarbeit abschaffen
Auch unrealistische Ideen können die Schüler im «Just Community»-System
einbringen. In Brüttisellen befanden einige Schüler das Fach Handarbeit für
überflüssig. Die Gegner argumentierten, eine Abschaffung sei laut Lehrplan 21
gar nicht möglich. Der Vorschlag wurde deshalb auch nicht weiterverfolgt.
4
WC-Regeln
Im Schulhaus Dorf in Heiden darf auch der Hauswart Themen in die
Schulversammlung einbringen. So befand er, dass die Sorgfalt und Ordnung in den
WC-Anlagen sehr zu wünschen übrig lassen. Während der Versammlung stellten die
Kinder selber Regeln auf und gestalteten Plakate dazu, die bei den
Toilettenanlagen aufgehängt wurden. Das Problem konnte dadurch weitgehend
gelöst werden.
5
Flüchtlingskinder
In Brüttisellen beschäftigt die Schüler der Umgang mit den
Flüchtlingskindern aus Syrien, Irak und Afghanistan. Diese lernen in zwei
separaten Klassen Deutsch. Schüler bemängeln, die Flüchtlingskinder würden
gemein behandelt. Andererseits blieben sie häufig unter sich. Es brauche
deshalb mehr Integration. Über konkrete Massnahmen, die man der Lehrerschaft
vorlegen will, diskutiert nun die Vollversammlung.
«Wir gehen so lieber in die Schule»
Bei den Schülerinnen der sechsten Klasse in Heiden kommt die Möglichkeit der Mitbestimmung gut an. «Praktisch jedes Kind geht lieber an diese Schule, weil es mitbestimmen kann», schreiben die Schüler gemeinsam an 20 Minuten.
Bei den Schülerinnen der sechsten Klasse in Heiden kommt die Möglichkeit der Mitbestimmung gut an. «Praktisch jedes Kind geht lieber an diese Schule, weil es mitbestimmen kann», schreiben die Schüler gemeinsam an 20 Minuten.
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