Warum eine teure institutionelle
Aufstockung der Lehrerausbildung nicht sinnvoll ist, und was die bessere Lösung
wäre.
Nicht der richtige Weg, Tages Anzeiger, 21.2. von Raphaela Birrer
Neue Fächer wie Englisch, Medien und Informatik. Kinder mit besonderen
Bedürfnissen und aus verschiedenen Kulturen. Eltern mit überhöhten Erwartungen.
Die Ansprüche an die Lehrer sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Viele
dieser Faktoren werden bereits im Kindergarten zur Herausforderung, weshalb für
diese Stufe mittlerweile in den meisten Kantonen die gleiche Ausbildung
erforderlich ist wie für die Primarschule. Doch es wird zunehmend schwierig,
die Lehrer im dreijährigen Bachelor-Studium auf all diese Aufgaben ausreichend
vorzubereiten. Deshalb erwägen die Rektoren der pädagogischen Hochschulen nun,
die Ausbildung zum mindestens viereinhalbjährigen Master-Lehrgang auszuweiten.
Dass die Lehrer besser für die umfassenden Veränderungen in den Klassenzimmern
gerüstet werden sollen, ist sinnvoll. Es ist aber fraglich, ob ein Master der
richtige Weg dazu ist. Denn wegen des kombinierten Lehrgangs hätten künftig
sogar Kindergärtnerinnen einen solchen Abschluss – und ein weiteres Berufsfeld
wäre komplett akademisiert. Zudem wäre eine solche Reform sehr teuer. Nicht nur
die Hochschulen müssten ihre Kapazitäten ausbauen. Auch die Löhne der
Kindergarten- und Primarlehrer müssten auf jene der Sekundarstufe angehoben
werden. Allein der Kanton Bern, der schweizweit nicht für eine besonders hohe
Besoldung bekannt ist, rechnet mit Mehrkosten von 100 Millionen Franken pro
Jahr.
Klage aus Schaffhausen abgewiesen
Angesichts der Sparprogramme in den Kantonen scheint das Vorhaben
geradezu illusorisch. Dass sie nicht gewillt sind, in diesem Bereich
Zugeständnisse zu machen, haben die Kantone im Streit mit den
Kindergärtnerinnen mehrfach bewiesen. Diese fordern, dass ihr Lohn jenem der
Primarlehrer angepasst wird. Erst am vergangenen Mittwoch hat das Bundesgericht
eine Klage aus Schaffhausen abgewiesen.
Sinnvoller als eine teure institutionelle Aufstockung der
Lehrerausbildung ist eine Investition in die gezielte Weiterbildung. Denn die
Probleme unterscheiden sich in jedem Schulzimmer. Letztlich zeigt sich erst in
der Praxis – und nicht in jahrelanger Theorie –, welche spezifischen
Bedürfnisse eine Lehrperson hat.
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