Eine Resolution des Aargauischen Lehrerinnen- und
Lehrerverband wurde am Dienstag der Aargauer Regierung übergeben – der Verband
verlangt eine pädagogisch vertretbare Einführung des Lehrplans.
Übergabe der Resolution mit 5001 Unterschriften, Bild: Alex Spichale
Bitte nachbessern - das verlangt der Lehrerverband vom Lehrplan 21, Aargauer Zeitung, 21.2. von Jörg Meier
Der Aargauische Lehrerinnen- und Lehrerverband
(alv) unterstützt grundsätzlich den neuen Aargauer Lehrplan, wie ihn der
Regierungsrat im Entwurf vorgelegt hat.
Man habe auch die konstruktive Zusammenarbeit mit
dem Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) sehr geschätzt, erklärte
Kathrin Scholl, stellvertretende Geschäftsführerin des alv. Dennoch genügt die
vorliegende Fassung des neuen Aargauer Lehrplans den Ansprüchen des alv bei
weitem nicht.
«Es braucht eine Reihe von Verbesserungen, damit
die Umsetzung gelingen kann», sagte Elisabeth Abbassi, Präsidentin des alv. In
einer Resolution hat nun der Verband die Bereiche formuliert, in denen es nach
Meinung des alv nachzubessern gilt.
5001 Unterschriften
Unterzeichnet wurde die Resolution von 5001
Personen, die praktisch alle im Schuldienst tätig sind. Das Begehren mit allen
Unterschriften deponierte gestern die Spitze des alv im Regierungsgebäude in
Aarau. Staatsschreiberin Vincenza Trivigno nahm die beiden prall gefüllten
Schachteln entgegen und versprach, der Regierungsrat werde bald Stellung zu den
Forderungen aus der Lehrerschaft beziehen.
Der alv verlangt, dass die Umsetzung des neuen
Lehrplans pädagogisch vertretbar sein müsse. Eine kostenneutrale Lehrplaneinführung
könne nicht gelingen. Zu gross sei der Preis, der einseitig zulasten der
individuellen Förderung der Schülerinnen und der Gesundheit der Lehrpersonen
gehe, sagte Elisabeth Abbassi.
«Nur eine gesunde Schule ist eine gute Schule.»
Deshalb fordert der alv genügend finanzielle Mittel für die Umsetzung. Denn
mehr Lektionen und mehr Inhalte seien nicht gratis zu haben. Der Regierungsrat
tue gut daran, die Bedenken der Schulen vor Ort ernst zu nehmen, dass der
Verlust von ungebundenen Lektionen in der ersten Primarschulklasse weit grösser
ist als angenommen.
Viele Gemeinden mit Blockzeiten finanzieren heute
Randstundenbetreuungen. All diese Unterstützung fällt mit der neuen
Stundentafel weg. Dies wirke sich massiv auf die Unterstützungsmöglichkeiten
der Schulen, der Kinder und Lehrpersonen aus.
Der alv sieht die Realschule als grosse Verliererin
des Lehrplans in der vorliegenden Form. Denn mit der kostenneutralen Anpassung
der Stundentafel der Realschule an die der Sekundar- und Bezirksschule, fehlen
der Realschule wichtige Unterstützungslektionen.
Es wird kaum mehr möglich sein, in kleinen Gruppen
zu unterrichten. Die vielfach geforderte Stärkung der Realschule werde so zur
Farce.
Die Umsetzung könne aber auch nur dann gelingen,
wenn die Schulleitungen und die Lehrpersonen gut vorbereitet sind. Für die
neuen Inhalte braucht es genügend Weiterbildungsangebote über einen grösseren
Zeitraum hinweg.
Ebenso verlangt der alv, dass die entsprechenden
Lehrmittel von Beginn weg zur Verfügung stehen. Und was die zeitliche Belastung
der Lehrpersonen angeht: Damit sie einigermassen in Grenzen gehalten werden
kann, sollen sich die Lehrpersonen zumindest teilweise während der
Unterrichtszeit fortbilden können.
Gestaffelte Einführung
Der neue Aargauer Lehrplan, der auf den Vorgaben
des interkantonalen Lehrplans 21 basiert, soll auf das Schuljahr 2020/21 an der
Volksschule gestaffelt eingeführt werden. In der Anhörung zum Entwurf, die bis
zum 2. Februar 2018 dauerte, gingen über 400 Stellungnahmen ein.
Auch der alv meldete sich zu Wort und regte an, der
Regierungsrat solle doch notfalls die Einführung des Lehrplans so lange
verschieben, bis der Kanton sie sich leisten kann. Ein Vorschlag, den Elisabeth
Abbassi gestern auch Staatsschreiberin Vincenza Trivigno zusammen mit den 5001
Unterschriften mit auf den Weg gab.
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