Weil ihnen die
Begeisterung fehlt, erlernen vor allem Buben die zweite Landessprache schwerer.
Die Zentralschweizer Bildungsdirektoren präsentieren nun Lösungen – von denen
der Lehrerverband wenig hält.
Dass sich fehlende
Motivation negativ auf die Leistung auswirkt, ist keine neue Erkenntnis. Genau
das aber soll ein Hauptgrund sein, warum viele Zentralschweizer
Oberstufenschüler in ihren Französischkenntnissen hinter den Lernzielen
zurückliegen. Das hat eine nachträgliche Analyse der 2015 durchgeführten
Untersuchung ergeben. Vor allem Buben fehlt die Begeisterung für das Erlernen
der am zweitmeisten gesprochenen Landessprache. Sie schnitten in allen
Kategorien schlechter ab als Mädchen – ausser beim Reden.
Um den insgesamt
«unbefriedigenden Leistungen» entgegenzusteuern, haben nun die Zentralschweizer
Bildungsdirektoren einen breiten Massnahmenkatalog präsentiert: Dieser reicht
vom Einbezug französischsprachiger Personen, über Sprach-Apps und Lernsoftwares
bis hin zu temporär Geschlechter getrenntem Unterricht.
So soll die
Eigenmotivation der Schüler gesteigert, der Unterricht ansprechender gestaltet
und die Lehrer besser unterstützt werden. Auch schlagen die Zentralschweizer
Bildungsdirektoren vor, künftig den Austausch mit dem Welschland «konsequent zu
fördern». Ein Anliegen, das auch CVP-Regierungsrat und Bildungsdirektor Reto
Wyss wichtig ist. Grundsätzlich glaubt er: «Das sind geeignete Instrumenten, um
Motivation und Kompetenzen im Fach Französisch weiter zu verbessern.» Auch weil
notwendige Verbesserungen nun mit dem Lehrplan 21 eingeführt worden seien,
laufe es gut mit dem Französisch-Unterricht an unseren Schulen.
Vor allem vom Einsatz
neuer Medien erhofft sich Beat Jörg, Präsident der Bildungsdirektoren-Konferenz
Zentralschweiz und CVP-Regierungsrat des Kantons Uri, viel. «Sie helfen
Schülern, besonders auch Buben, Berührungsängste mit dem Französisch
abzubauen.» Wobei er betont: «Pfannenfertige Lösungen liegen noch keine vor.»
Dass die Umsetzung dieser Ideen gelingt, soll zudem pro Kanton mindestens ein Fachverantwortlicher
Französisch eingesetzt werden. Die schliessen sich ihrerseits wiederum zu einem
Zentralschweizer Fachnetzwerk für die Französischförderung zusammen. Warum es
vor allem den Buben im Französisch-Unterricht an Motivation mangele, darüber könne
er hingegen nur spekulieren, so Jörg. Was sich aber pauschal sagen lasse:
«Buben können sich weniger mit Fleissarbeit identifizieren.» Genau dies
erfordere aber der Fremdsprachenerwerb.
Annamarie Bürkli,
Präsidentin des Lehrerinnen- und Lehrerverbands Luzern, kann den Vorschlägen
der Zentralschweizer Bildungsdirektoren wenig abgewinnen. Die Schüler seien zu
Beginn des Französisch-Unterrichts sehr wohl motiviert, die Sprache zu lernen.
Sie würden dann aber die Begeisterung verlieren, weil zwei und auch drei
Lektionen Unterricht pro Woche nicht reichen. Das zeige sich am Beispiel des
Kantons Zug sehr gut. Dort wird seit langem während dreier Lektionen pro Woche
Französisch unterrichtet, die Ergebnisse der Evaluation seien in etwa gleich
schlecht wie die Luzerner Ergebnisse. Für Annamarie Bürkli müssten mehr Mittel
investiert werden, etwa in die Einführung des Halbklassenunterrichts. «Doch das
bräuchte Geld, das wir ja nicht haben.»
In welcher Form und in
welchem Zeitraum die Empfehlungen der Bildungsdirektoren-Konferenz übernommen
werden, entscheiden letztlich die Kantone. Klar ist: Ob die Massnahmen, welche
die Luzerner Regierung beschliesst, greifen, soll «innert nützlicher Frist»
überprüft werden. Dies fordert Gaudenz Zemp, FDP-Kantonsrat in einem am Dienstag
eingereichten Vorstoss.
Durchgeführt haben die
Evaluation 2015 das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg und
die Pädagogische Hochschule Freiburg, im Auftrag der
Bildungsdirektoren-Konferenz Zentralschweiz. Befragt wurden gut 3700 Zentralschweizer
Schüler der 6. und vor allem 8. Klasse. Ihr schlechtes Abschneiden versuchten
auch die Initianten der Fremdsprachen-Initiative zu ihren Gunsten zu deuten:
Zwei Fremdsprachen in der Primarschule würden die Schüler überfordern.
Ihr Anliegen fand aber
keine Mehrheit – und wurde am Sonntag bekanntlich deutlich verworfen, mit fast
58 Prozent Nein-Stimmen. Somit bleibt also alles beim Alten: In der 3.
Primarklasse beginnt der Englisch- und in der 5. der Französischunterricht.
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