1. Oktober 2017

Lehrerverband diskreditiert Initianten

Die Geschäftsleitung des Verbandes der Bündner Lehrpersonen (Legr) hat sich in der Causa «Doppelinitiative» verrannt. Dabei hat sie die Grundprinzipien der fairen, sachlichen Auseinandersetzung vorsätzlich missachtet. Sie ging so weit, dass sie die Initianten direkt diskreditiert. Die Einladungsschrift an die Delegierten mit neunseitigem brisanten Inhalt, welcher weit über die sachliche Information hinausging und in welcher der politische Weg einer Initiative mit Füssen getreten wird, führten dazu, dass die eingeladene Referentin des Initiativkomitees «Gute Schule Graubünden» der Delegiertenversammlung fernbleibt. «Uns wäre wichtig gewesen, dass die Initianten auch dabei gewesen wären. Wir wollten die Parole nicht hinter ihrem Rücken fassen», sagt Präsidentin Sandra Locher Benguerel. Das neunseitige Schreiben selber sei vor einem Monat an die Delegierten versandt worden, öffentlich aufgelegt und dann in den Schulen breit diskutiert worden, erklärt Jöri Schwärzel vom Legr. Bezüglich der Formulierungen im Dossier ist sich die Präsidentin keines Fehlers bewusst. Man habe sachlich und auf eine faire Art dargelegt, was das Initiativkomitee wolle und welche Haltung die Geschäftsleitung des Legr dazu habe. Von der Absage habe sie zeitgleich aus den Medien erfahren, was nicht gerade «sehr fair» sei. «Ich hätte mir ein Gespräch erhofft und bin weiterhin an einem konstruktiven Dialog interessiert», sagte die Präsidentin.
Südostschweiz, 28.9. Leserbrief von Markus Niederdorfer


Die Initianten wären auch froh gewesen, wenn sie ein Exemplar des öffentlich aufgelegten Schreibens sechs Wochen früher erhalten hätten. Hier den Initianten ein Foul vorzuwerfen, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Zum Streitpunkt, dass das Volk bei der Mitsprache der Grundausrichtung der Schule und Lehrpläne nichts zu sagen hat, schreibt die Geschäftsleitung: «Ja. Das ist wahr. Aber: Wo kämen wir hin, wenn das Volk über den umfangreichen Lehrplan abstimmen müsste? Die Politik weist den strategischen Weg in Bildungsfragen – für die operative Ebene soll das Fachwissen entscheidend sein.» Und hier gehen die Meinungen weit auseinander. Das zeigt sich an der Fragestellung, ob und ab welchem Alter Tablets, Smartphones und Notebooks im Unterricht eingesetzt werden sollen? Einige Experten sagen schon im Kindergarten. Es gibt gute Gründe, auch andere Experten anzuhören. Auf diesem Ohr ist die Präsidentin aber taub.

Bleibt zu hoffen, dass sie sich der Verantwortung stellt und alles daran setzt, dass der Legr als Verein, der sich wieder an die demokratischen Spielregeln hält, wahrgenommen wird. Das Volk kann verzeihen, aber es vergisst nicht! Als Grossrätin und Bildungspolitikerin muss sie sich dessen bewusst sein.



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