1. Oktober 2017

Angst vor Isolation bei Annahme der Fremdsprachen-Initiativen

Die Baselbieter Regierung ist der Meinung, dass ein frühzeitiges Ende des Fremdsprachenkonzepts aus pädagogischer Sicht nicht ratsam ist.

Fremdsprachen-Initiativen bei Regierung abgeblitzt, Basler Zeitung, 27.9.



Die Baselbieter Regierung lehnt zwei Volksinitiativen ab, die sich gegen eine zweite Fremdsprache an der Primarschule und das Passepartout-Fremdsprachenprojekt richten. Sie erachtet einen Abbruch des neuen Fremdsprachenkonzepts als übereilt.

Die Umsetzung bildungspolitischer Vorgaben sei stets ein langjähriger Prozess, schreibt die Regierung am Mittwoch in einer Mitteilung. Aus pädagogischer Sicht sei einfrühzeitiges Ende des Fremdsprachenkonzepts nicht ratsam. Sie beantragt demLandrat, die beiden Initiativen ohne Gegenvorschlag abzulehnen.

Bei einer Annahme der Initiativen würde sich der Kanton Basel-Landschaft im deutschschweizerischen Bildungssystem isolieren, was die Mobilität einschränken würde. Baselbieter Jugendliche wären dann gemäss Regierung hinsichtlich ihrer Zukunftschancen benachteiligt.

Kosten in Millionenhöhe
Zudem käme ein Abbruch einer neuen Reform gleich, wie es weiter heisst. Dies würde zu Kosten in Millionenhöhe führen, weil neue Konzept-, Entscheidungs- und Umsetzungsarbeiten folgen würden. Die beiden unformulierten Volksinitiativen waren 2015 vom Komitee «Starke Schule Baselland» lanciert und im März 2016 eingereicht worden.
Die Initiative «Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt fordert eine Rückkehr zum früheren Fremdsprachenunterricht und ein Verbot der Lehrmittel «Mille feuilles», «Clin d'Oeil» und «New World». Sie war mit 2024 gültigen Unterschriften eingereicht worden.
Mit 1969 Unterschriften zustande gekommen war die Initiative «Stopp der Überforderung von Schüler/-innen: Eine Fremdsprache auf der Primarstufe genügt». Sie verlangt, dass auf Primarstufe künftig nur noch Französisch als Fremdsprache unterrichtet und die zweite Fremdsprache erst in der Sekundarstufe I eingeführt wird.

Fundierte Schlüsse erst 2021 möglich
Gemäss Regierung sind fundierte Schlüsse zum Fremdsprachenunterricht erst auf Grundlage einer Wirksamkeitsstudie möglich, die 2021 vorliegen soll. Zurzeit existierten keine empirischen Belege, die eine Überforderung der Schülerinnen und Schüler mit zwei Fremdsprachen auf Primarstufe zeigen würden.

Die Regierung verweist im Weiteren auf bereits gestartete praxisorientierte Anpassungen, wie etwa die Überarbeitung des umstrittenen Lehrmittels «Mille feuilles» für die 5. und 6. Klassen. Dies zeige, dass Kritik aus dem Dialog mit den Beteiligten ernst genommen werde.
An den Baselbieter Primarschulen wird seit 2014 Französisch und Englisch unterrichtet. Das Passepartout-Fremdsprachenprojekt war 2012 gestartet worden.


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