In den nächsten Jahren
werden Tablet und Co an der Volksschule Einzug halten – vom Kindergarten an.
Das Bündner Tagblatt hat sich bei Experten über die Gefahren der Digitalisierung für Kinder
erkundigt.
Für Sandra Locher Benguerel, Präsidentin des Vereins Lehrpersonen Graubünden, langjährige Primarlehrerin und Grossrätin der SP, dagegen ist es wichtig, dass digitale Medien im Schulzimmer sinnvoll und gezielt eingesetzt werden.
Für Sandra Locher Benguerel, Präsidentin des Vereins Lehrpersonen Graubünden, langjährige Primarlehrerin und Grossrätin der SP, dagegen ist es wichtig, dass digitale Medien im Schulzimmer sinnvoll und gezielt eingesetzt werden.
Leserbrief, Südostschweiz, 25.9. von Markus Niederdorfer
«Gerade jüngere
Kinder lernen stark durch soziale Interaktionen, diese sind besonders für die
Sprachentwicklung zentral. Werden digitale Medien in Spiel- und Lernformen
angewendet, so stellt dies eine Bereicherung der Lernwege in Form eines
weiteren Zugangs dar.» Dies sei jedoch kein Ersatz bewährter Lernmethoden.
Damit die Nutzung digitaler Medien nicht zu einer Reiz- oder
Informationsüberflutung führe, würden die Schüler im Umgang mit digitalem
Wissen angeleitet und begleitet werden. Ein weiteres Risiko stellt nach Meinung
von Locher Benguerel der Jugend- und Datenschutz dar: «Insbesondere Jugendliche
sollten darüber ausführlich informiert werden.» Die Gefahren sollen Kindern und
Jugendlichen transparent aufgezeigt werden, damit der Einsatz digitaler Medien
im Unterricht ein Gewinn sei. Viele Eltern müssen zuhause Nachhilfeunterricht
geben, oder ihre Kleinen in Nachhilfestunden schicken, damit ihre Kinder die
Grundlagen in Deutsch und Mathematik beherrschen lernen. In der Schule wird ja
nicht mehr alles erklärt, die Kinder sollen selber herausfinden, wie sie lernen
und was sie lernen. Hier von "Bereicherung der Lernwege in Form eines
weiteren Zugangs" zu sprechen, sorgt für grosses Staunen. "Medien
sinnvoll und gezielt einzusetzen", tönt auch schön. Wer die Funktionsweise
des Belohnungssystems des Gehirns kennt, weiss, dass ein Kind nicht aufhören
kann, wenn es über die APP oder das Lernprogramm die Belohnung erhält. Dies ist
der erste Schritt in die Sucht. Wenn ihr Kind weniger Süssigkeiten essen soll,
dann stellen sie die Schale auch nicht auf den Mittagstisch, damit ihr Kind
lernt wegzugucken. Das funktioniert nicht. Das wissen alle Mütter und Väter.
Hier müssen die Eltern gestärkt werden, die nicht wollen, dass ihr Kind im
Kindergarten und den ersten Primarschulklassen mit digitalen Medien
konfrontiert werden. Es geht hier nicht um die Frage "das Glas halb voll oder
halb leer " zu sehen, sondern darum, dass der Staat alles tut, dass die
Jüngsten ganz gesund bleiben. Der beste Jugend-und Datenschutz ist, wenn der
Bevölkerung klar wird, dass dies keine elektronischen Lernhilfen sind, die ihr
Kind voranbringen, sondern dieses in seiner natürlichen Entwicklung im
Kindesalter gefährden.
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