19. August 2016

Gschwind will am Frühfremdsprachenkonzept festhalten

Um das Frühfremdsprachen-­Konzept Passepartout wird es zwischen Regierungsrätin Monica Gschwind und dem Komitee Starke Schule Baselland, das die Bildungsdirektorin einst zur Wahl empfohlen hatte, zu einer vermutlich ziemlich heftigen politischen Aus­einandersetzung kommen. Die freisinnige Bildungsdirektorin stellte gestern zum Schulanfang das Frühfremdsprachen-Konzept in den Mittelpunkt ihres Schulbesuchs an der Sekundarschule Reinach.
Gschwind engagiert sich fürs Frühfranzösisch, Basler Zeitung, 16.8. von Thomas Dähler

Der Initiative der Starken Schule Baselland, die den Bruch mit dem ­Konzept verlangt, erteilteGschwind eine deutliche Absage. «Es ist sowohl bildungs- als auch finanzpolitisch nicht zu verantworten, aus unserem neuen Sprachenkonzept auszusteigen, bevor wir dessen Wirkung kennen», sagte Gschwind vor den Medien.

Zu viel Aufregung
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 1a waren gestern Vormittag sichtlich nervös, als sie ihre erste Französisch-Lektion in der Sekundarschule vor der versammelten Politprominenz und den Medien hatten. Französisch zu sprechen, wie sich das die verantwort­lichen Lehrkräfte wohl gedacht hatten, getraute sich kein einziger Schüler. Immerhin schienen sie alle Arbeits­anweisungen zu verstehen, die ihre neue Französisch-Lehrerin Stéphanie Hattemer an sie richtete. Auch Primarlehrerin Barbara Jost, welche die Klasse symbolisch der Sekundarlehrerin übergab, hielt ihr Begrüssungsvotum vorsorglich in deutscher Standardsprache. Jost meinte zur BaZ, die sprachlich nicht ganz gelungene Lektion sei der Aufregung ob der im Schulzimmer anwesenden Gäste geschuldet.

Der fehlende Tatbeweis nach vier Primarschuljahren Frühfranzösisch blieb gestern der einzige Regiefehler bei der sonst gelungenen und sympathischen Schulauftakt-Veranstaltung. Die anwesenden Medienvertreter jedenfalls konnten sich das Bild einer äusserst engagierten Schule machen, die mit Herzblut hinter dem Fremdsprachenunterricht steht. Auch an den umstrittenen Lehrmitteln «Mille feuilles», «Clin d’Œil» und «New World» wurde höchstens verhalten Kritik geübt. Bedauert wurde einzig, dass die Fremdsprachen in anderen Fächern zu wenig zum Zuge kommen, etwa im Sport, wo dies leicht möglich wäre. Auch Lehrerin Hattemer, eine Französin aus Blotzheim, hat sich mit «Clin d’Œil» bestens angefreundet. Auch sie hat dafür extra eine Zusatzausbildung absolviert.

«Abbruch wäre schädlich»
Bildungsdirektorin Gschwind verschwieg ihre einst kritische Haltung zum Frühfremdsprachen-Konzept ­Passepartout nicht, verwies aber auf die Projektauswertungen, die erst 2018 und 2021 vorliegen würden. «Ein Abbruch ohne Wirkungskontrolle wäre schädlich», sagte sie. Herausforderungen seien da, um gelöst zu werden. Der Kanton Baselland, der mit Passepartout etwas später begonnen habe als die fünf übrigen Kantone, könne von den Erfahrungen profitieren. Die Lehrerausbildung sei verbessert worden, und die Lehrmittel würden weiterentwickelt.

In Arbeit sei ein Grundwortschatz, der gefehlt habe, eine bessere Strukturierung der Lehrmittel und eine Grammatik. Die sechs Passepartout-Kantone hätten eine gute Zusammenarbeit. «Nicht akzeptabel» sei, dass sich jetzt der Bund in die Arbeit der Kantone einmischen wolle. «Das untergräbt unseren Föderalismus», sagte Gschwind und erteilte den Sprachplänen von Bundesrat Alain Berset eine deutliche Absage.

Tanzshow auf hohem Niveau
Applaus gab es dann gestern im Sekundarschulhaus Reinach doch noch. Nicht für die Erklärungen Gschwinds zwar, und auch nicht für die Französischkenntnisse der frischgebackenen Sekundarschüler. Aber umso kräftiger für die jungen Frauen aus der Schule, die eine Tanzshow auf der Bühne darboten.

Sportlich und künstlerisch top: Die Sekundarschule Reinach hatte damit im März zum wiederholten Mal den Nordwestschweizer School Dance Award gewonnen. Beeindruckend ist auch, was die Schule sonst an Sonderleistungen anbietet, etwa einen freiwilligen English Conversation Course. Warum nicht auch einen in Conversation française?


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen