Um
das Frühfremdsprachen-Konzept Passepartout wird es zwischen Regierungsrätin
Monica Gschwind und dem Komitee Starke Schule Baselland, das die
Bildungsdirektorin einst zur Wahl empfohlen hatte, zu einer vermutlich ziemlich
heftigen politischen Auseinandersetzung kommen. Die freisinnige
Bildungsdirektorin stellte gestern zum Schulanfang das
Frühfremdsprachen-Konzept in den Mittelpunkt ihres Schulbesuchs an der
Sekundarschule Reinach.
Gschwind engagiert sich fürs Frühfranzösisch, Basler Zeitung, 16.8. von Thomas Dähler
Der Initiative
der Starken Schule Baselland, die den Bruch mit dem Konzept verlangt, erteilteGschwind eine deutliche Absage. «Es ist sowohl bildungs- als auch
finanzpolitisch nicht zu verantworten, aus unserem neuen Sprachenkonzept
auszusteigen, bevor wir dessen Wirkung kennen», sagte Gschwind vor den Medien.
Zu viel
Aufregung
Die
Schülerinnen und Schüler der Klasse 1a waren gestern Vormittag sichtlich
nervös, als sie ihre erste Französisch-Lektion in der Sekundarschule vor der
versammelten Politprominenz und den Medien hatten. Französisch zu sprechen, wie
sich das die verantwortlichen Lehrkräfte wohl gedacht hatten, getraute sich
kein einziger Schüler. Immerhin schienen sie alle Arbeitsanweisungen zu
verstehen, die ihre neue Französisch-Lehrerin Stéphanie Hattemer an sie
richtete. Auch Primarlehrerin Barbara Jost, welche die Klasse symbolisch der
Sekundarlehrerin übergab, hielt ihr Begrüssungsvotum vorsorglich in deutscher
Standardsprache. Jost meinte zur BaZ, die sprachlich nicht ganz gelungene
Lektion sei der Aufregung ob der im Schulzimmer anwesenden Gäste geschuldet.
Der fehlende
Tatbeweis nach vier Primarschuljahren Frühfranzösisch blieb gestern der einzige
Regiefehler bei der sonst gelungenen und sympathischen
Schulauftakt-Veranstaltung. Die anwesenden Medienvertreter jedenfalls konnten
sich das Bild einer äusserst engagierten Schule machen, die mit Herzblut hinter
dem Fremdsprachenunterricht steht. Auch an den umstrittenen Lehrmitteln «Mille
feuilles», «Clin d’Œil» und «New World» wurde höchstens verhalten Kritik geübt.
Bedauert wurde einzig, dass die Fremdsprachen in anderen Fächern zu wenig zum
Zuge kommen, etwa im Sport, wo dies leicht möglich wäre. Auch Lehrerin
Hattemer, eine Französin aus Blotzheim, hat sich mit «Clin d’Œil» bestens
angefreundet. Auch sie hat dafür extra eine Zusatzausbildung absolviert.
«Abbruch
wäre schädlich»
Bildungsdirektorin
Gschwind verschwieg ihre einst kritische Haltung zum Frühfremdsprachen-Konzept Passepartout
nicht, verwies aber auf die Projektauswertungen, die erst 2018 und 2021
vorliegen würden. «Ein Abbruch ohne Wirkungskontrolle wäre schädlich», sagte
sie. Herausforderungen seien da, um gelöst zu werden. Der Kanton Baselland, der
mit Passepartout etwas später begonnen habe als die fünf übrigen Kantone, könne
von den Erfahrungen profitieren. Die Lehrerausbildung sei verbessert worden,
und die Lehrmittel würden weiterentwickelt.
In Arbeit sei
ein Grundwortschatz, der gefehlt habe, eine bessere Strukturierung der
Lehrmittel und eine Grammatik. Die sechs Passepartout-Kantone hätten eine gute
Zusammenarbeit. «Nicht akzeptabel» sei, dass sich jetzt der Bund in die Arbeit
der Kantone einmischen wolle. «Das untergräbt unseren Föderalismus», sagte
Gschwind und erteilte den Sprachplänen von Bundesrat Alain Berset eine
deutliche Absage.
Tanzshow
auf hohem Niveau
Applaus gab es
dann gestern im Sekundarschulhaus Reinach doch noch. Nicht für die Erklärungen
Gschwinds zwar, und auch nicht für die Französischkenntnisse der
frischgebackenen Sekundarschüler. Aber umso kräftiger für die jungen Frauen aus
der Schule, die eine Tanzshow auf der Bühne darboten.
Sportlich und
künstlerisch top: Die Sekundarschule Reinach hatte damit im März zum
wiederholten Mal den Nordwestschweizer School Dance Award gewonnen.
Beeindruckend ist auch, was die Schule sonst an Sonderleistungen anbietet, etwa
einen freiwilligen English Conversation Course. Warum nicht auch einen in
Conversation française?
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