Es ist schon
erstaunlich, wie meine Kolumnen manchmal entstehen. Vor kurzem traf ich den
pensionierten Gymnasiallehrer Hans Matter in der Bahnhofstrasse und tags darauf
las ich im Bieler Tagblatt den wunderbaren Text von Lotti Teuscher „Suche nach
unscheinbaren Kostbarkeiten“, in welchem sich derselbige mit der Journalistin auf
eine biologische Entdeckungsreise am Jurahang begab.
Wunder am Wege, Bieler Tagblatt, 19.7. von Alain Pichard
Wenn man
Lotti Teuschers Text gelesen hat, wünscht man sich, einen Hans Matter auf allen
Spaziergängen durch Wald und Feld dabeizuhaben.
Als junger
Lehrer in den frühen 80er Jahren lernte ich den Biologen erstmals kennen. Das
Gelände des ehemaligen „Stadtmists“, das Mettmoos, sollte in einen Park
verwandelt werden, mit Rasen, Sitzbänken und Blumenarrangements. Allerdings
hatte sich in all den Jahren über der Müllhalde eine Ruderalfläche gebildet,
welche viele seltene Pflanzen- und Tierarten beherbergte. Ich musste das
wissen, unternahm ich doch mit meinen Schülern aus dem Sahligut zahlreiche
Exkursionen ins nahegelegene Mettmoos.
Besorgt um
meine naturnahen Biologielektionen wandte ich mich an meinen Freund Peter
Fasnacht. Dieser trommelte den Schmetterlingsexperten Rudolf Bryner, den
Amphibienkenner Hervé Treu und eben besagten Hans Matter zusammen. In aller
Eile inventarisierten wir das Gebiet des damaligen Mettmoos und erwirkten mit
einer Dokumentation den Stopp der Parkpläne. Die Bemerkung sei hier
eingeflochten, dass dies ohne den damaligen Baudirektor Otto Arnold kaum
möglich gewesen wäre.
Hans Matter,
Rudolf Bryner und Hervé Treu waren allesamt Lehrer. Exkursionen, mit denen sie
Generationen von Bieler Schülern beglückten, waren ob ihrer Lebhaftigkeit und
Anschaulichkeit stets eine poetische Angelegenheit. Ihr umfassendes Wissen,
ihre Artenkenntnis, ihr immenses Reservoir an Anekdoten und ihre Vertrautheit
mit unserer Region machten jeden Spaziergang zu einem nachhaltigen Erlebnis.
Sie setzten –
anders als der Schreiber dieser Zeilen – mit leiser Stimme Woche für Woche, ein
Leben lang den Gesang der Gartengrasmücke gegen Heckenrodungen, das Knabenkraut
gegen eine Wiesenauffüllung mit Bauschutt, das Wollgras gegen die
landwirtschaftliche Drainage ein.
Das heutige
Mettmoos ist ein lebendes Denkmal für diese alten Herren, von denen Hervé Treu
leider nicht mehr lebt. Aber er lebt in seinem Selbstverständnis auf meinen
Exkursionen weiter, die ich ganz in seiner Tradition immer noch durchführe.
Meine Schüler müssen 15 Vogelstimmen auswendig lernen, Baum- und Blumenarten
bestimmen und in Gummistiefeln um vier Uhr morgens durch das Häftli waten. Denn
man kann nur lieben, was man kennt, und man kann nur schützen, was man
liebt.
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