Entgegen
den Behauptungen in den Medien gibt es mit dem Lehrplan 21 keine
Methodenfreiheit und keinen bewährten Unterricht durch den Lehrer mehr. Bezeichnend
dafür ist, dass das Wort „Methodenfreiheit“ in den „Grundlagen für den Lehrplan
21“ der D-EDK von 2010 noch vorkommt in den 2016 überarbeiteten Grundlagen für
die Kantone jedoch weggelassen wurde. Zitat D-EDK (https://www.lehrplan.ch/sites/default/files/Grundlagenbericht.pdf): «Mit der Kompetenzorientierung ergibt sich
eine veränderte Sichtweise auf den Unterricht. Lernen wird verstärkt als
aktiver, selbstgesteuerter, reflexiver, situativer und konstruktiver Prozess
verstanden.» Mit der „veränderten Sichtweise auf den Unterricht“ der
Kompetenzorientierung gibt es anstelle von Methodenfreiheit und Unterricht
durch den Lehrer nur noch „Methodenvielfalt“ und „Lernunterstützung“ durch
„Lernbegleiter/Lerncoach“ für das „selbstgesteuerte, individualisierte Lernen“.
Lehrplan 21 - keine Methodenfreiheit und kein Klassenunterricht mehr! von Peter Aebersold, 9.7.
Methodenfreiheit für den einzelnen Lehrer ist nur mit dem bewährten
Klassenunterricht in Jahrgangsklassen möglich. Bei den „Neuen Lernformen“ des
LP21 („selbstgesteuertes Lernen“, „individualisiertes Lernen“,
„altersdurchmischtes Lernen AdL“ usw.) verändert sich die ganze
Schulhausstruktur: die freie Unterrichtsmethode für einzelne Lehrer wird zur
von oben verordneten „Lern“methode für das ganze Lehrerteam. Sie wird von der
Schulpflege und dem Schulleiter eigenmächtig – an Gemeindeversammlung und
Eltern vorbei - festgelegt und ist für das ganze Schulhaus oder die
Schulgemeinde gültig. Das ist bei den LP21-Versuchsschulen heute schon so. Die
Lehrer haben nur noch die Wahl, mitzumachen oder die Stelle zu wechseln. Wird
der LP21 flächendeckend eingeführt, können die Eltern nicht mehr in eine
Gemeinde mit dem bewährten Klassenunterricht wechseln, sie können dann nur noch
wählen, wenn sie sich eine Privatschule leisten können. Das ist der Grund,
warum es in mehreren Gemeinden im Zürcher Unterland und am Zürichsee seit
einigen Jahren zu Elternprotesten und massenhaften Lehrerkündigungen gekommen
ist.
Die Zürcher Gemeinde Obfelden war eine Ausnahme. Dort konnten die Eltern ab
2006 in der Primarschule wählen, ob sie ihre Kinder in die Jahrgangsklasse oder
in die umstrittene, neue AdL-Klasse einschulen wollten. Eltern sind extra nach
Obfelden gezogen, weil es dort diese Wahlmöglichkeit gab. 2014 entschied die Obfelder
Primarschulpflege plötzlich die Regelklassen aufzulösen und gegen den Willen
vieler Eltern und Lehrer ganz auf altersdurchmischte Klassen umzustellen.
Offenbar waren die Erfahrungen der Eltern mit den AdL-Klassen so negativ, dass
sie sich vermehrt für die bewährten Jahrgangsklassen entschieden haben.
Dass man die Schüler mit dem Lehrplan 21 isoliert und sie
quasiindividuell von einem Lerncoach betreuen lässt, wirkt sich negativ auf die
Chancengleichheit aus: «Darunter leiden vor allem die schwachen Schüler, die
Starken starten durch, die Schwachen werden noch schwächer. Da geht eine Schere
auf.» Ralph Fehlmann, Dozent für Fachdidaktik an der Universität Zürich,
Beobachter 4/2015. Das erfolgreiche Schweizer Bildungssystem darf nicht am Volk
vorbei klammheimlich beerdigt werden!
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