Kaum haben sich die
Baselbieter Stimmberechtigten gegen die Einführung der Sammelfächer
ausgesprochen, gleichzeitig aber die Position des Bildungsrats bekräftigt,
knöpft sich das reformkritische Bildungskomitee Starke Schule Baselland erneut
den Lehrplan 21 vor. Doch was sagen die Parteien?
Der nächste Vorstoss des Vorstands der Starken
Schule Baselland um Geschäftsführerin Saskia Olsson und Landrat Jürg Wiedemann
will die vorgesehene Vermittlung von Kompetenzen verhindern und stattdessen
Themen und Inhalte festschreiben. Mittels einer Umfrage will die Starke Schule
herausfinden, ob die Baselbieter Lehrerschaft eine entsprechende Initiative
mittragen würde.
Damit
verfolgt das Komitee seine duale Strategie weiter, gleichzeitig mit Vorstössen
im Parlament und dem Einreichen von Volksbegehren die Bildungsreform Harmos zu
Fall zu bringen und den Lehrplan 21 scheibchenweise in seinem Sinne umzumodeln.
Zu diesem Zweck sind bereits fünf weitere Initiativen in der Pipeline, von
denen eine den Harmos-Ausstieg fordert, und die vier anderen nur eine
Fremdsprache auf Primarstufe, den Ausstieg aus dem
Passepartout-Fremdsprachenprojekt, den niveaugetrennten Unterricht an
Sekundarschulen sowie die Rückkehr zum universitären Fachunterricht für Lehrerinen
und Lehrer wollen. Gleichzeitig hat der Landrat eine Motion der parteilosen
Regina Werthmüller zur konkreten Festschreibung von Lerninhalten im
Bildungsgesetz überwiesen. Aber auch die FDP-Forderung nach der Abschaffung des
Bildungsrats bleibt im Parlament trotz des Ergebnisses vom 5. Juni
pendent.
Ende des Marschhalts?
Angesichts
dieser Schwemme von politischen Vorstössen dürften viele Bürgerinnen und Bürger
den Überblick verloren haben, welches der aktuelle Stand der angestrebten
Bildungsreform ist. Hinter den Kulissen sind derzeit Arbeitsgruppen unter der
Leitung des Amts für Volksschule (AVS) an der Erarbeitung des neuen Lehrplans
Volksschule Baselland für die Sekundarstufe I, welcher die Schwächen des
Lehrplans 21 ausmerzen und ab Schuljahr 2018/19 auf der Sekundarstufe 1
eingeführt werden soll. Innerhalb der Baselbieter Parteien gehen indes die
Meinungen auseinander, welche weiteren Schritte zur Umsetzung nun erfolgen
müssen. Dies zeigt die unten stehende Umfrage bei den Kantonalpräsidenten der
acht grössten Baselbieter Parteien.
Für
den EVP-Präsidenten Urs von Bidder besagt das Abstimmungsergebnis vom
5. Juni sogar, dass die Zeit des von der Bildungsdirektorin Monica
Gschwind nach deren Wahl ausgerufenen «Marschhalts» jetzt vorbei sei. Auch die
SP und die Grünen fordern von der FDP-Regierungsrätin, dass sie im Bildungsdossier
für alle sichtbar den Lead übernimmt und zu den einzelnen Vorlagen und
Initiativen klar Stellung bezieht. Gschwind hat ihrerseits gegenüber der bz
angekündigt, dass ihre Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion einen Fahrplan zur
Umsetzung der jüngsten Abstimmungsergebnisse sowie zu Werthmüllers Motion
aufsetzen und «sobald wie möglich dazu informieren» wird. Wenig überraschend
sagt die FDP ihrer Regierungsrätin in dieser Hinsicht die volle Unterstützung
zu, während die CVP wie SP und EVP eine Aussage von Gschwind erwarten, wie
lange die Gruppe Marschhalt noch tätig sein soll.
Bei
der bz-Umfrage liess ich einzig die SVP noch nicht in die Karten blicken. Laut
Kantonalpräsident Oskar Kämpfer entscheidet die Parteileitung Ende Monat über
das weitere Vorgehen.
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