Das Bildungssystem gehört zu den zentralen Erfolgsfaktoren von
Gesellschaften. Für Politiker wie für Ökonomen ist deshalb die
Bildungsforschung von grossem Interesse. Hilfreich ist hier die neuste Analyse
eines britischen Forschers zum Stand der derzeitigen Mutmassungen.
Die Notration für Bildungspolitiker, NZZ, 20.5. von Hansueli Schöchli
Laut dieser ist höhere Bildung für die Betroffenen finanziell im
Durchschnitt sehr rentabel. Bildung hat auch positive Auswirkungen auf
Gesundheit, Lebenszufriedenheit und Lebenserwartung. Bildung macht auch
geduldiger und drückt die Scheidungsraten. Etwa 40% bis 60% der Varianz im
Bildungsstand der Menschen sind durch den Familienhintergrund erklärt (Gene
plus Umfeld). Ob mehr Geld für Schulen die Leistungen der Schüler verbessert,
ist kontrovers. In jüngerer Zeit häufen sich immerhin die Feststellungen
positiver Effekte vor allem bei eher schlechten Schülern. Eine Verkleinerung
der Klassen kann die Ergebnisse verbessern, doch schlüssig ist der Zusammenhang
nicht. Bedeutender als die Grösse der Klassen mag deren Zusammensetzung sein.
Unbestritten ist die zentrale Bedeutung der Lehrer. Würde man jedes Jahr
die 5% schlechtesten Lehrer durch durchschnittliche Lehrer ersetzen, brächte
dies einen hohen Nutzen. Wie man gute Lehrer im Voraus erkennt, ist aber
unklar. Die Diplome haben wenig Aussagekraft. Ein wesentlicher Faktor ist die
Erfahrung. Eine Schule kann die Qualität steigern, wenn ihre besten Lehrer den
Kollegen informell unter die Arme greifen. Ein gutes Lohnniveau hilft, die
fähigen Lehrer bei der Stange zu halten. Bonuszahlungen etwa in Abhängigkeit
von Schülerleistungen können die Qualität ebenfalls steigern, aber auch
kontraproduktiv sein. Gewisse Studien zeigen per saldo positive Wirkungen, doch
schlüssig ist das nicht.
Budget-Anreize für Schulen je nach Leistung können die Qualität steigern.
Analog zu den Lehrern gilt aber auch hier, dass die Schulen sich dann auf das
konzentrieren, was gemessen wird. Schulwettbewerb kann derweil positiv sein,
doch restlos geklärt ist die Frage nicht. Gesichert ist vor allem eines: Die
Arbeit wird den Bildungsforschern nicht ausgehen.
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