In den nächsten Tagen erscheinen Inserate
in Pendlerzeitungen, gleichzeitig gibt es Kino-Werbung in der Stadt Zug.
Gezeigt wird ein Mann im Karohemd, der lächelnd eine geometrische Figur misst:
«Jetzt die Zukunft neu vermessen: im Lehrberuf schnuppern!», lautet der Slogan
dazu. Die Kampagne will Männern den Umstieg in den Lehrerberuf schmackhaft
machen. Sie wirbt für die Website www.umstieg-lehrberuf.ch. Dort können sich
Interessierte für Schnuppertage anmelden, an denen sie Lehrer bei der Arbeit
begleiten und sich am Unterricht beteiligen dürfen. «Es geht uns darum,
Barrieren abzubauen», sagt Christa Kappler von der PH Zürich, die das Projekt
mit einer Zuger Kollegin leitet.
Männliche Vorbilder sind wichtig, Bild: Thomas Tolstrup. Jetzt gibt's Männerförderung, NZZaS, 22.5. von René Donzé
Die
Umsteiger-Kampagne ist Teil eines grösseren Projekts. Unter dem Dach des
Vereins «Männer an die Primarschule» (MaP) werden in den nächsten Monaten
verschiedene weitere Aktionen gestartet. Neben Berufstätigen sollen auch
Gymnasiasten, Leiter von Sport- und Jugendverbänden und Berufsberatungen
angesprochen werden. Auch für die Jungen gibt es Schnupperangebote.
Begründet
wird die Notwendigkeit der Männerförderung mit der Statistik: An den Schweizer
Primarschulen unterrichten rund 18 Prozent Männer. 1995 waren es noch 30
Prozent. Auf der Oberstufe sind die männlichen Lehrkräfte mit 46 Prozent auch
schon in der Minderheit, und selbst in den noch eher männerlastigen Gymnasien
gehen die Prognosen des Bundes davon aus, dass das Verhältnis bald ändert.
Mittlerweile gilt das Unterrichten an der Primarschule als Frauenberuf, wie das
Bundesgericht festgehalten hat. Umso weniger wählen junge Männer diesen Beruf.
Bereicherung für Schüler
Darum
engagiert sich auch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und
Mann (EBG) für die MaP-Projekte: «Sie fördern die geschlechtsuntypische
Berufswahl und tragen so zur Chancengleichheit bei», sagt Direktorin Sylvie
Durrer. Eine halbe Million Franken investiert das EBG in den Verein MaP.
Weitere 175 000 Franken fliessen in ein Projekt, das Männer für die schulische
Heilpädagogik interessieren soll. Dort liegt der Männeranteil bei 10 Prozent.
«Es ist eine Bereicherung, wenn Schülerinnen und Schüler weibliche und
männliche Lehrkräfte als Rollenvorbilder erleben», sagt Durrer
Das
EBG finanziert die MaP-Projekte zu rund 60 Prozent. Den Rest steuern die daran
beteiligten Organisationen bei – vor allem mit Eigenleistungen. Nebst
Pädagogischen Hochschulen engagieren sich Fachstellen und der Lehrerverband
Schweiz LCH in dieser Sache. Der LCH sieht in der Feminisierung des
Lehrerberufs zwar keine Gefahr: «Das tönt wie eine Krankheit. Ist es natürlich
nicht», heisst es in einem Positionspapier. «Kinder und Jugendliche werden in
der Schule von Frauen genauso gut unterrichtet, wie von Männern.»
Allerdings
weist es der LCH nicht von der Hand, dass Lehrerinnen tendenziell einen
Unterricht machten, der eher den Mädchen als den Buben entgegenkomme. Es gebe
jedoch keine wissenschaftlichen Belege für Nachteile in der Entwicklung von
Knaben, die ausschliesslich von Frauen geschult wurden. Wichtig sei eine
angemessene Vertretung der Männer im Schulteam auch, weil gemischte Teams «zu
einer fruchtbaren Teamkultur Erhebliches beitragen», so der LCH.
Ein Generationenprojekt
Eine
Einschätzung, die Beat Ramseier, Leiter der Koordinationsstelle des Vereins
MaP, teilt. «Es braucht in der Pädagogik die weibliche und die männliche
Sicht.» Die Projekte seien dazu da, verschiedene Massnahmen zu testen, wie
Männer wieder vermehrt für den Beruf motiviert werden können. «Das erreicht man
nicht von heute auf morgen, es ist ein Generationenprojekt», sagt Ramseier.
Entsprechend bescheiden ist auch das Ziel der Umsteiger-Kampagne von Kappler:
Im ersten Jahr sollen rund 40 Männer in der Schule schnuppern, sagt sie. Einige
von ihnen schreiben sich danach für einen Quereinsteiger-Lehrgang an den PH
ein, so die Hoffnung.
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