Auch die CVP hat sich mit der integrativen Schulung
befasst und präsentiert nun in einem Postulat einen Vorschlag, der Verbesserungen
fordert, aber nicht gleich das ganze heutige System infrage stellt.
Die CVP möchte die Abläufe vereinfachen, Bild: Sandra Ardizzone
CVP kritisiert die integrative Schulung, präsentiert jedoch einen Verbesserungsvorschlag, Aargauer Zeitung, 17.5. von Jörg Meier
Im Disput um die Zukunft der integrativen Schulung
versucht die CVP mit einem Postulat, eine Brücke zwischen den beiden
Extrempositionen von Regierung auf der einen sowie SVP und FDP auf
der anderen Seite zu schlagen: Während die Regierung keinerlei
Handlungsbedarf sieht, möchten SVP und FDP die integrative Schulung gleich
wieder abschaffen.
Das
Postulat, eingereicht von Marianne Binder und Martin Steinacher, wehrt sich
entschieden gegen die Abschaffung, schlägt aber eine Reihe von
Optimierungsmöglichkeiten vor. Das Postulat stellt acht Forderungen, die aus
der Analyse des Systems der integrativen Schulung resultieren und auf dessen
Stärken und Schwächen reagieren. So verlangt das Postulat, dass künftig die
Abklärungs- und Förderprozesse vereinfacht werden sollen, damit die
Direktbeteiligten vom hohen administrativen und zeitlichen Aufwand etwas
entlastet werden.
Weiter
sollen Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen wenn immer möglich zuerst in
Kleinklassen und Einschulungsklassen gefördert werden. Das Postulat schlägt
auch vor, dass der Zuweisungsprozess von Kindern, die eigentlich in eine Sonderschule
gehören, optimiert wird. Denkbar seien Modelle einer Teilseparierung, wie sie
etwa im Lernpavillon Seengen mit Erfolg praktiziert werden.
Das
Postulat kritisiert, dass wenig Transparenz bei den Zuweisungsmechanismen
bestehe. Deshalb brauche es eine neue Ressourcierung, mit der Kosten eingespart
werden können – oder zumindest keine neuen für die Volksschule entstehen. «Wir
erwarten mehr Transparenz und analog zum Gesundheitswesen eine andere
Berechnung, zum Beispiel in Form von sogenannten Fallpauschalen», heisst es im
Postulat.
Task-Force für Schulabgänger
Die
fünfte Forderung verlangt, dass die maximale Anzahl der Wochenlektionen bei
jeder Form von Förderunterricht von aktuell sechs auf vier Wochenlektionen
beschränkt wird. Zudem sollen für Förder- und Nachhilfeunterricht nicht mehr
ausschliesslich Heilpädagoginnen eingesetzt werden. Nach Ansicht der
Postulanten genügen da auch pensionierte Lehrpersonen oder Praktikanten.
Weiter
soll der Regierungsrat dafür sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler nach
Abschluss der Schulzeit fähig sind, eine Berufsausbildung erfolgreich zu
absolvieren. Dazu soll unter anderem eine Task-Force zusammen mit Wirtschaft,
Gewerbe und Bildungsfachleuten gebildet werden. Schliesslich bestreiten die
Postulanten nochmals die Aussage der Regierung, dass im Bereich der
integrativen Schule «kein Handlungsbedarf» bestehe. Deshalb verlangen sie eine
gründlichere Befragung aller Beteiligten.
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