Der St. Galler Kantonsrat lehnt die
Initiative für den Harmos-Ausstieg deutlich mit 78 zu 30 Stimmen ab. Die
Initianten wollten unter anderem den Unterricht einer zweiten Fremdsprache in
der Primarschule verhindern.
Kantonsrat gegen Harmos-Ausstieg, Zürichsee Zeitung, 27.4.
Der St. Galler Kantonsrat hat am Mittwoch eine Volksinitiative für den
Ausstieg aus dem Harmos-Konkordat mit 78 zu 30 Stimmen abgelehnt. Die
Initiative richtet sich indirekt gegen die Einführung des Lehrplans 21 in St.
Gallen.
Mit der Initiative «Ja zum Ausstieg aus dem Harmos-Konkordat» will die
Vereinigung «Starke Volksschule St. Gallen» die Einführung des Lehrplans 21
sowie vor allem den Unterricht einer zweiten Fremdsprache in der Primarschule
verhindern.
Dafür braucht es allerdings zuerst einen Austritt des Kantons aus der
interkantonalen Vereinbarung über die Harmonisierung der Schulen (Harmos).
Deshalb ist die Volksinitiative, über die voraussichtlich im Herbst abgestimmt
wird, nur ein erster Schritt.
Regierung und Kommission dagegen
Die Regierung lehnte die Initiative ab. Die von den Initianten erhoffte
Freiheit zur selbständigen Festlegung von wichtigen Eckpunkten im Schulwesen
werde so nicht herbeigeführt: Laut einem Urteil des St. Galler
Verwaltungsgerichtes ermögliche auch ein Harmos-Austritt nicht, in der
Primarschule nur noch eine statt wie bisher zwei Fremdsprachen zu unterrichten.
Die vorberatende Kommission hatte die Initiative ebenfalls klar
abgelehnt. Harmos sei grundsätzlich der richtige Weg, stellte sie fest. Der
Optimierungsbedarf für das Fach Französisch sei bereits erkannt.
SP, Grüne, BDP, GLP, FDP, CVP und EVP sprachen sich gegen die Initiative
aus. Die Sprecherinnen und Sprecher räumten ein, dass es
Verbesserungsmöglichkeiten im Fremdsprachenunterricht gebe. Die Probleme
müssten allerdings innerhalb von Harmos gelöst werden.
SVP mehrheitlich für Initiative
Der Sprecher einer Mehrheit der SVP-Fraktion erklärte, die versprochene
Harmonisierung habe sich als Mogelpackung erwiesen. Ein Austritt sei «ein Gebot
der Stunde» und der erste Schritt für eine bessere Volksschule.
Bildungsdirektor Stefan Kölliker (SVP) warnte, die Initiative sei nur
der Start: «Sie werden uns mit weiteren Initiativen eindecken, weil sie mit der
Schule nicht zufrieden sind.» Damit werde aber die Qualität gefährdet: Überall
dort, wo es in der Schule um Leistungsvergleiche gehe, stehe der Kanton St.
Gallen heute an der Spitze.
St. Gallen sei zudem «systemrelevant»: Wenn der Kanton aus Harmos
austrete, werde der Bund eingreifen, kündigte Kölliker an. Der Kantonsrat
lehnte die Initiative schliesslich klar ab und verzichtete auch auf einen
Gegenvorschlag.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen